Fußballreise Nürnberg
Vorbereitungen
Das Spiel 1.FC Nürnberg-Mainz, bei dem es um die Teilnahme an der Europa-League ging, war der Anlass für einem Wochenendausflug nach Nürnberg. Fahrzeit mit dem Auto von Wien ca. 5 Stunden.Die Kartenbestellung erfolgte über das Portal des 1.FC. Eine Karte kostet 42,- Euro. Abholung im Fanshop neben dem Stadion vor dem Spiel. Zahlung mit Kreditkarte.
Gut, dass wir nicht nur wegen dem Spiel gefahren sind, denn das Spiel endete 0:0.
Aber das Drumherum, insbesondere die geschichtsträchtige Stadt Nürnberg sind eine Reise wert.
Wir übernachteten im Hotel B&B am Frauentorgraben unmittelbar an der Stadtmauer in einem 3er-Zimmer um 23 Euro pro Person und Nacht. Frühstück 6 Euro pro Person. Garage inkludiert. Preiswertes Essen überall in der Stadt aber auch im nahe gelegenen Bahnhof. Die Buchung erfolgt mit Kreditkarte, bezahlt (abgebucht) wird aber erst bei der Ankunft im Hotel. Es gibt keine Schlüssel sondern nur einen Zahlenkode für alle Türen und die Garage.
Am Tag des Spiels steht die Stadt im Zeichen der Fans; ein Fußballfest.
Stadion
Das Stadion hat drei Namen: ursprünglich „Frankenstadion“, jetzt „easyCredit-Stadion“. Wenn es aber nach dem Willen der Fans ginge, sollte es „Max Morlock Stadion“ heißen. Und finanzieren will man das mit einem Zuschlag von 1,50 Euro pro Eintrittskarte. Eine interessante Aktion auf die wir uns vielleicht auch vorbereiten könnten, wenn es dereinst einen Stadion-Neubau in Hütteldorf geben sollte.Das Stadion hat eine Laufbahn, der Eindruck ist daher eher Happel-ähnlich.
Errichtet wurde das Stadion auf den Fundamenten des historischen Baus an derselben Stelle.
Essenswert sind die Weckerln mit Nürnberger Rostbratwürsteln („Drei im Weckla“).
Das Stadion war ausverkauft. Sehr eindrucksvoll der von den Ultras dirigierte Fanblock (etwa wo groß wie in Wien), Rapid-Ultras waren auch mit von der Partie. Die Fangesänge sind jenen aus dem Hanappi-Stadion sehr ähnlich. Der imposante Sound kommt durch die Bauform des Stadions nicht so zur Geltung wie im Hanappi.
Nürnberg – Rapid
Eine Beziehung zu Rapid besteht seit den Spielen im Deutschen Cup 1938 (2:0 für Rapid) und 1940 (0:1), beide Spiele waren im Praterstadion. Die Beziehung der Fanblocks kann man an rot-grünen Fanschals „Rapid-Nürnberg“ erkennen.Nürnberg:Mainz 0:0 24.4.2011
Die etwas pathetische und typisch deutsche Eröffnungszeremonie mit Fahnenschwingern gibt es natürlich auch in Nürnberg.Immer wieder fällt mir bei den Spielen in Deutschland und England auf, dass Schiedsrichter kleine Foulvergehen nicht pfeifen. Das Spiel bleibt dadurch mehr in Fluss und es gibt weniger Simulanten.
Aber ansonsten waren die Teams angesichts der Wichtigkeit des Ergebnisses recht vorsichtig. Es gab wenige Chancen, wobei die gefährlicheren eher bei Mainz zu finden waren. Christian Fuchs schien für mich der auffälligste Spieler am Platz zu sein. Auch Andreas Ivanschitz wurde eingesetzt und zwar wurde er aus Anlass eines Freistoßes gegen Spielende eingetauscht.
In der zweiten Hälfte war Nürnberg mehr bemüht, das Spiel für sich zu entscheiden aber der nötige Nachdruck fehlte.
Es könnte ja sogar sein, dass Rapid in der Quali zur Europa-League eine der beiden Mannschaften zugelost bekommt. Man darf sich aber durch das wenig berauschende Spiel nicht täuschen lassen, denn die taktische Disziplin der Mannschaften in Deutschland ist sehr groß und es wäre sicher nicht leicht, gegen sie weiterzukommen.
Stadionumgebung
Wie bei solchen Reisen üblich, verbringt man mehr Zeit in der Umgebung des Stadions und die hat es in sich. Das Station steht am Rande des weitläufigen ehemaligen Reichsparteitagsgeländes, das nur in Teilen fertiggestellt wurde.Gleich neben dem Stadion befindet sich das „Zeppelin-Feld“, das im Dritten Reich für Veranstaltungen der Wehrmacht verwendet wurde. Es bot 70.000 Zuschauern und 320.000 Akteuren Platz. Das Areal ist (mit Ausnahme des Hakenkreuzdekors auf der Tribüne) vollständig erhalten. Dabei ist dieses Feld noch klein gegen die geplante aber nicht fertiggestellte Anlage „Märzfeld“, die bis zu 250.000 Zuschauern Platz bieten sollte.
Am besten kann man diese Dimensionen abschätzen, wenn man vom Stadion zu Fuß in die Stadt geht. Man befindet sich in einem Naherholungsgebiet, vergleichbar mit unserem Prater, auch ein „Stadion-Bad“ gibt es. Man kommt an riesigen Teichen vorbei hinter denen sich das düster wirkende Reichsparteitagsbegäude (Kongresshalle für 50.000 Delegierte) befindet, dessen Grundriss einem abgeschnittenen ovalen Stadion entspricht. Heute beherbergt dieses Gebäude das Dokumentationszentrum. Das Gebäude ist 38 Meter hoch, sollte aber im Endausbau 75 Meter hoch gebaut werden.
Gleich nach den Teichen kommt man auf die etwa 2.5 km lange „Große Straße“, die das „Märzfeld“ mit der „Luitpoldarena“ verbindet. Diese Straße wurde 1939 fertiggestellt und diente als Aufmarschstraße (wurde aber nie benutzt). Ebenso nie fertiggestellt wurde das „Deutsche Stadion“, das 400.000 Zuschauern Platz bieten sollte.
Während der Osterfeiertage gab es neben dem Doku-Zentrum am Volksfestplatz ein dem Wurstelprater ähnliches Event.
Man gelangt über eine Grünanlage zur „Luitpold-Arena“ in der ab 1933 Aufmärsche stattgefunden haben.
Der restliche Fußweg in die Stadt ist weniger spekatkulär und führt durch ruhige und gepflegte Wohngegegenden.
Innenstadt
Diese eigentlich unerwartete Berühung mit der dramatischen näheren Vergangenheit vergisst man in der Innenstadt rasch, denn dort breiten sich reale Tausend Jahre Geschichte aus, eingerahmt von einer praktisch vollständig erhaltenen mächtigen Stadtmauer. (Übrigend mussten alle Nürnberger über 14 Jahre einen Tag im Jahr an der Errichtung des Burggrabens mitwirken.)Die vielen historischen Gebäude hier aufzuzählen ist nicht möglich, interessant sind aber die zahlreichen Berührungspunkte zur österreichischen Geschichte, da die Habsburger bis Franz II. (1806) sehr viele der Kaiser im „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“ stellten. Interessant in diesem Zusammenhang, dass sich die Reichskleinodien bis zu den Napoleonischen Kriegen in Nürnberg befanden, dann aber vorsichtshalber nach Wien gebracht wurden und dann in Wien blieben. Erst 1938 kamen sie wieder nach Nürnberg zurück, doch die Amerikaner brachten sie 1945 wieder nach Wien, wo man sie heute in der Schatzkammer sehen kann.
Ich kann Besuche in Nürnberg nur empfehlen, denn die Stadt entschädigt für weniger spannende Spiele.
Bilder
Fanartikel-Verkauf beim Stadion |
Fanschals Rapid-Nürnberg |
Fanblock der Ultras mit Rapid-Unterstützung |
Forderung nach neuem Stadionnamen |
Spielbeginn |
Nürnberg-Fans |
Blick auf das Stadion vom Führer-Podest am Zeppelin-Feld |