Testspielwoche

Was sagen schon Testspiele gegen Vereine aus den Gebietsligen? Nicht viel! Und trotzdem sind diese Spiele eine tolle Werbung für den Fußball. Es ist eine Freude zu sehen, wie sich Gemeinde und Fußballverein anstrengen, um das Spiel entsprechend zu inszenieren. Wenn Rapid kommt, gibt es sogar ein VIP-Zelt.
VIP-Zelt in Mannersdorf
Der Ballbesitz ist natürlich sehr auf der Seite von Rapid und die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache.

Alle kommen zum Einsatz. Sowohl auf der Seite der Gastgeber und auch auf der Seite von Rapid. Und es ist kaum ein Unterschied zwischen den verschieden besetzten Spielhälften zu sehen. Es ist eine große Homogenität im Kader zu bemerken. Die Neuen spielen, als wären sie immer schon in der Mannschaft gewesen.

Es fällt auf, dass es keine gelben Karten gibt. Man geht einfach in Freundschaftsspielen behutsamer zu Werk. Das dürfte dann auch der Grund sein, warum die Ergebnisse in Bewerbspielen trotz großer technischer und taktischer Unterschiede knapper sind, weil bei fehlender Technik die konzentrierte Defensivarbeit und die entschiedeneren Zweikämpfe den Klassenunterschied schrumpfen lassen. Die Bewerbspiele sind eher von Taktik geprägt.

Sa 27.06.2015 15:00 Maria Lanzendorf(1.Klasse)-Rapid

An diesem Samstag waren die Fialas beim cc-camp, dem größten Event von ClubComputer mit 15 Vorträgen. Muss auch sein.

So 28.06.2015 16:00 Lassee(Gebietsliga)-Rapid 1:9 (1:2)

Der Anlass für dieses Testspiel ist das 90-Jahr-Bestandsjubiläum des SC Grün Weiß Lassee.

Man hat sich dieses Fest was kosten lassen in Lassee, sogar Andy Marek moderiert das Ganztagsevent.
Wenn Andy Marek moderiert, kommt Stimmung auf

Di 30.06.2015 19:00 Mannersdorf(Gebietsliga)-Rapid 0:10 (0:5)

Neben mir sitzt eine Dame, die Fußball nur vom Fernsehen kennt und vorzugsweise die Spitzenspiele der Championsleague verfolgt. Sie ist verwöhnt. Aber sie feuert ihre Mannersdorfer während des ganzen Spiels an. 

Sie bringt eine Rapid-Legende der 70er Jahre mit, Karl Ritter (82 Spiele, 20 Tore). Naiv wie ich bin, betone ich den Werbecharakter dieser Spiele und dass diese Testspiele für Rapid angenehmer sind als das routinemäßige Training. 

Ich erfahre aber von Karl Ritter, dass Rapid bei allen diesen Gefälligkeitsspielen Einnahmen hat. Wie groß die sind, ist nicht bekannt, aber es fließt Geld. Es ist hier im Kleinen genau so wie wenn Rapid einen namhaften Gegner für ein Jubiläumsspiel gewinnen will: billig ist es nicht.
Small Talk mit den Spielern der Heimmannschaft
Nach dem Spiel wird das Spielfeld gestürmt und die Spieler von Rapid geben Autogramme
Tolle Stimmung bei der Heimfahrt um 21:00

Fr 03.07.2015 15:00 St.Pölten-Rapid 1:4 (1:2)

Das Testspiel gegen St. Pölten war das Highlight der Woche und die erste wirkliche Herausforderung. Zum Einheitspreis von 10 Euro war man dabei.
NV Arena, eine Werbung für den Fußball.
Bemerkenswert ist die Fußballbegeisterung in der niederösterreichischen Landeshauptstadt. Immerhin fast 6200 Zuschauer konnten der SVN St. Pölten und der SK Rapid mobilisieren. Für diesen guten Besuch waren die Kioske (zumindest auf der Süd-Tribüne) unterdimensioniert, denn schon eine dreiviertel Stunde vor Spielbeginn standen wir mindestens 10 Minuten in der Schlange, trotz Arena Card.
Wenn zu wenige Kioske geöffnet sind, nützt auch eine ArenaCard nichts.

Die Vorstellung der Spieler war spektakulär. Jeder Spieler wurde einzeln aufgerufen und posierte am Rand eines gesteuerten Gevierts von Flammenwerfern den Fotografen. (Diese Flammenwerfer sind Elemente moderner Bühnentechnik, die man auch in Fansektoren einsetzen könnte, um den ständigen Bestrafungen des Vereins wegen der Benutzung von Fackeln zu entgehen.)
Elektronisch gezündete Flammenwerfer umrahmen jeden einzelnen Spieler. (Bild leider verwackelt).

Spielsponsor war der größte Harley Davidson Händler von Europa (!), Schagerl. Wer sich also motorradmäßig ausrüsten will, der kennt jetzt die richtige Adresse. Man hat dann auch auf spektakuläre Weise auf sich aufmerksam gemacht, denn Trainer Karl Daxbacher wurde am Ende der Mannschaftsvorstellung mit einer Harley Davidson Maschine ins Stadion gebracht.

Karl Daxbacher, hoch zu Ross und mit wehender Fahne.
Nach der Begrüßung der Mannschaften war aber Schluss mit den Freundlichkeiten und man merkte gleich, dass der Zweitligist St. Pölten Rapid mehr fordert als das bei den vorangegangenen Spielen der Fall war. Dennoch war auch dieses Spiel ziemlich einseitig und das Ergebnis zeigt nicht, wie feldüberlegen Rapid agierte.

In der zweiten Hälfte vergingen überhaupt 20 Minuten, bis die St. Pöltner einmal vors Rapid-Tor kamen. Strebinger hatte einfach zu wenig zu tun, als dass man seine Qualitäten hätte beurteilen können.
Strebinger mit einem Spagat

Wenn kein Geld da ist, wird geschimpft; wenn dann doch einmal eines da ist, ist es auch nicht recht. Der Rapid-Fanblock kann sich mit dem Namen „Allianz-Stadion“ nicht anfreunden und propagiert „Weststadion“.
BlockWest entdeckt neuen Millionensponsor: „Weststadion“
Da aber „Weststadion“ nicht als Sponsor zur Verfügung steht und dessen Protagonisten wahrscheinlich auch keine Idee haben, wie sonst man das Geld auftreiben kann, ist dieser vorgetragene Protest eher ideologischer Dampf. 

Ich schlage vor, dass man im Sprachgebrauch der Fans einfach „Rapid-Stadion“ oder das „Stadion am Hanappi-Platz“ verwendet, wenn man schon „Allianz-Stadion“ vermeiden will – wo ist das Problem?

Was an diesem „Football old style“ so toll sein soll, ist mir auch nicht ganz klar, weil wir auch als alte Heurigenbesucher wissen: „Ka Göd, ka Musi“. Oder wie es Ferenc Puskás treffend formuliert hat: „Kleines Geld, kleines Spiel – großes Geld, großes Spiel.“


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