Ein eindrucksvoller Auswärtssieg. Walter meinte, historisch sogar. Tatsächlich gab es in der Liga das letzte 6:1 am 7.6.1988 in einem Heimspiel gegen den GAK, und in einem Auswärtsspiel am 20.6.1971 gegen die Admira.
Wir konnten uns überhaupt nicht erinnern, dass wir ein so hohes Ergebnis in unserem Beobachtungszeitraum von 15 Jahren erlebt hätten aber das stimmt nicht, denn 2005 gab es ein gleich eindrucksvolles Auswärts-Resultat gegen Düdelingen, allerdings in der Champions League.
Insgesamt, also seit 1911, gab es 40 Bewerbspiele von Rapid mit diesem Ergebnis 6:1.
Aber was den Halbzeitstand anlangt war das Spiel einmalig, denn es gab noch nie ein Spiel mit dem Ergebnis 6:1, das zu Pause schon 5:0 gestanden wäre. Die bisherigen Pausen-Highlights waren zwei Mal 4:0 und zwar am 7.10.1981, und 3.5.1916, beide gegen den Sportklub.
Wie man das herausfinden kann? Ganz einfach. Auf der Seite http://rapid.iam.at/default.aspx?id=games&id1=search hat man viele Möglichkeiten, nach besonderen Rapid-Bewerbspielen zu suchen. Das folgende Bild zeigt die Recherche nach dem Ergebnis „6:1“
Es gibt übrigens in der Geschichte der 3900 Rapid-Pflichtspiele 96 verschiedene Ergebnisse, vom 0:0 über ein 4:8 zum 17:0 (1930, Neubau). Wen es interessiert, welche Ergebnisse das sind, voilà: 0:0, 0:1, 0:11, 0:12, 0:14, 0:17, 0:2, 0:20, 0:3, 0:4, 0:5, 0:6, 0:7, 0:8, 0:9, 1:0, 1:1, 1:14, 1:2, 1:3, 1:4, 1:5, 1:6, 1:7, 10:0, 10:1, 10:2, 10:3, 11:0, 11:1, 11:2, 11:3, 11:5, 12:0, 12:1, 12:4, 13:1, 14:0, 14:1, 17:0, 17:2, 2:0, 2:1, 2:10, 2:15, 2:2, 2:3, 2:4, 2:5, 2:6, 2:7, 2:9, 3:0, 3:1, 3:2, 3:3, 3:4, 3:5, 3:6, 3:7, 4:0, 4:1, 4:2, 4:3, 4:4, 4:5, 4:6, 4:8, 5:0, 5:1, 5:2, 5:3, 5:4, 5:5, 5:6, 6:0, 6:1, 6:2, 6:3, 6:4, 7:0, 7:1, 7:2, 7:3, 7:4, 7:5, 8:0, 8:1, 8:2, 8:3, 8:4, 9:0, 9:1, 9:2, 9:3, 9:4.
Weiters gibt es folgende Halbzeitstände: 0:0, 0:1, 0:2, 0:3, 0:4, 0:5, 1:0, 1:1, 1:2, 1:3, 1:4, 1:5, 10:0, 12:0, 2:0, 2:1, 2:2, 2:3, 2:4, 3:0, 3:1, 3:2, 3:3, 3:4, 3:5, 4:0, 4:1, 4:2, 4:3, 5:0, 5:1, 5:2, 6:0, 6:1, 6:2, 7:0, 7:1, 7:2, 8:1.
Fragen wir nach der Tordifferenz von +5 Toren, also Ergebnisse wie 5:0, 6:1, 7;2, 8:3…, dann finden wir in der Rapid-Geschichte 117 Spiele, die in diesem Qualitätsbereich liegen, etwa eines pro Jahr, früher mehr, heute weniger.
Fragen wir schließlich nach Spielen die mit 5 oder mehr Toren Differenz geendet haben, finden wir sogar 309 Spiele, darunter dann auch das 7:0 in Salzburg.
Ein tolles Spiel also, aber kein Einzelfall.
Aufwärmen
So sehr man sich bemüht, schon beim Aufwärmen Hinweise auf das kommende Spiel zu bekommen, man sieht einen motivierten Kapitän Steffen Hofmann und eine Standardaufstellung (es fehlen Petsos und Schaub); aber helfen tut einem das nichts. Dieselben Spieler haben auch schon ziemlich blamable Niederlagen gegen vergleichbare Gegner verkraften müssen.
Platzsprechers Hannes und die Mattersburger Fangruppen sind um positive „Energie“ bemüht, allein, helfen tut’s nichts.
Unsere Auswärtsfahrt
In zwei Kutschen kamen sie angereist: Hannes, Janine und Peter in der einen, Christian, Florian, Franz und Walter in der anderen. Und weil das eigenartige Kartenbestellsystem von Matterburg in unserem Fall versagt hat (die Karten kamen nicht per Nachnahme an, sondern wurden – ganz entgegen den sonstigen Gepflogenheiten – an Kassa 3 hinterlegt.
Wir verbingen die Zeit vor dem Spiel im gemütlichen und preiswerten Cafe
unter der Haupttribüne. Es gibt nicht nur die Stadion-Schmalkost sondern auch Qualitätswein aus dem Burgenland, wenn auch nur im Platikbecher, alles mit charmant-ungarischer Bedienung.
Wir verfolgten die zweite Halbzeit des Spiels Austria-Admira auf den Monitoren. Alle hier sind grün-weiß, die meisten auch Doppelanhänger (wenn nicht gerade Mattersburg spielt, dann hält man zu Rapid). Dieses „Beobachten des Rivalen“ erinnerte mich an einen legendären Ausspruch unseres Vize-Kapitäns. Mario Sonnleitner (gesammelt von Walter), der gemeint hat: „Was die Austria macht, ist mir egal. Da schaue ich lieber einem Vogel zu, wenn er irgendwelche Körner frisst.“ (Krone vom 4.10.2013)
Zuerst ärgerten wir uns über das zu unrecht aberkannte Tor für die Admira, dann über den Führungstreffer für Violett. In der Nachspielzeit, als sich alle schon über dieses eigenartige und immer wieder sich manifestierende violette Glück, mit einem Tor drei Punkte zu holen, ärgerten, der verdiente Ausgleich, ironischerweise durch den Austria-Leihspieler Srđan Spiridonović.
Man hatte den Eindruck, im Stags-Head zu sitzen, so euphorisch war der Jubel im Cafe des Pappelstadions. Das war dann aber auch schon der letzte Jubel der Mattersburger an diesem Tag, denn es war der Tag von Rapid. Ein eindrucksvolles Comeback nach vielen verunglückten Ligaspielen.
Während wir auf der Haupttribüne, ziemlich zentral im Sektor F Platz genommen haben,…
…war Christian bei seinen Freunden, den Spirits, im Fansektor.
Das Publikum
Die Sager, die man in den Reihen des Mattersburger Stammpublikums hört, sind teilweise kabarettreif. Man nimmt es hier nicht ganz so ernst mit dem Fußball. Etwa meinte ein Sitznachbar hinter uns beim Stand von 5:0, „wenn ma jetzt no a Tor kriagn, moch i an Platzsturm“ und bei einem Schuss eines Mattersburger Stürmers in die Wolken: „Fast a Lattenpendler“.
Mit Walter verbindet uns eine ans Esoterische grenzende Theorie. Bier-bedingt musste Walter kurz die Tribüne verlassen, prompt fiel in dieser Zeit ein Tor, das er versäumt hat. Es verblüffte mich als er sagte, dass das Tor nicht gefallen wäre, wenn er sitzen geblieben wäre.
Da ich selbst ähnliche Vermutungen hege (seriös nennt man das den Schmetterlingseffekt), fragte ich nach und als eigentlichen Grund für den klaren Rapid-Sieg nannte uns Walter einfach den Umstand unserer Anwesenheit. Er hat das etwas drastischer ausgedrückt aber ungefähr so war es gemeint.
Was daher auch immer Trainer und Analytiker zum Spiel meinen mögen und oft auch hineininterpretieren, den eigentlichen Grund kennen sie nicht: wir sind es.
Leider ist das nicht nur im positiven Sinn zu verstehen, es gilt auch dann, wenn wir 1:6 verloren hätten. Auch dann hätte unsere Anwesenheit einen wesentlichen Anteil gehabt.
Rapid-Viertelstunde
Mit dem Beginn der Rapid-Viertelstunde wird auch das neue religiöse Element, das „Weststadion“ mit dem Motto „Weil Erinnerung Schafft Tradition – Stadion“ ausgepackt.
Wenn einmal die Massen einen Mythos als religiösen Kitt geschaffen haben, hat die Ratio ausgespielt. Niemand kann sich an diese Zeit des „Weststadion“ erinnern, denn es waren ja nur vier bedeutungslose Jahre, bevor das Hanappi-Stadion geboren wurde; aber von den Massen zelebriert, wird es zum Bindemittel der in den Details der einzelnen Gruppierungen gar nicht so homogenen Gruppe des BlockWest.
Und gerade diese Irrationalitäten dürften es sein, die den Rapid-Fanblock zusammenhalten, wie Religionen das eben können.
Gut gelaunt machten wir uns auf den Heimweg, Christian schmetterte sein „Weststadion in Hütteldorf“ in den Mattersburger Nachthimmel.
Wir freuen uns schon auf das nächste Auswärtsspiel bei der Admira, denn in der bisherigen Statistik liegt Rapid in der Auswärtstabelle am 2. Platz (Heimtabelle 4. Platz, siehe http://ewkil.at/Liga.aspx?Id=tab)