Trencin-Rapid
0:4 (0:1)
Wer erinnert sich nicht an das Spiel in Thun, das ebenfalls auf Kunstrasen stattgefunden hat und bei dem Rapid gar nicht gut ausgeschaut hat. Das ist erst zwei Jahre her. Seither hat die Mannschaft aber eine sehr positive Entwicklung genommen und der Kunstrasen war kein Problem, denn er war auch für unseren Gegner kein besonderer Vorteil; deren Anlage in
Trenčín verfügt über einen Naturrasen.
In Einzelsituationen zeigte die gegnerische Mannschaft auch ihre Qualität.
Dibon musste sich mit seinem wendigen Gegenspieler ziemlich abmühen und konnte dessen Vorstöße oft nur zum Corner abwehren.
Zur Halbzeit war das Spiel auch trotz des herrlichen Treffers von
Louis Schaub noch nicht entschieden. Gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit wurde Rapid für etwa 8 Minuten ziemlich eingeschnürt – offenbar die Folge einer Kabinenpredigt des Trainers – fand aber im Zuge eines Entlastungsangriffs durch das zweite Tor von
Louis Schaub die richtige Antwort.
Einzelne Spieler der Slowaken erschienen mir sehr stark am Ball, konnten ihren Ballgewinn im Kollektiv weniger gut verwerten. Rapid dagegen konnte das gegnerische Spiel meist sehr rasch unterbinden.
Insgesamt ein Riesenerfolg von Rapid, ein fußballhistorischer Sieg mit einem entfesselten Dreifachtorschützen
Louis Schaub. Im folgenden Bild verabschieden sich die Spieler hüpfend vom Block. Im Hintergrund die eher arbeitslosen Polizei.
Die erste Reaktion von Trenčín nach Bekanntwerden der Auslosung war, dass man meinte, mit Rapid ein Traumlos gezogen zu haben. Und vielleicht war das auch der Anfang vom Ende, denn einen Gegner zu unterschätzen, ist keine gute Ausgangssituation.
Spieler von Trenčín
Transfermarkt gibt den Kaderwert des Gegners mit 5,5 Millionen Euro an. Es sind fünf Spieler aus dem Kamerun dabei, zwei Chinesen, zwei Holländer, ein Argentinier, also ein durchaus international verstärkter Kader. Man fragt sich, wie denn das bei den geringen Zuschauerzahlen finanziert wird. Wahrscheinlich über die Fernsehgelder und wahrscheinlich sind die Gehälter in der Slowakei auch weit unter unserem Niveau.
Anreise
Was sind die typischen Angebote eines Bahnhofskiosk; also zumindest jenes am Hütteldorfer Bahnhof? Richtig Whiskey und Wodka; und nicht einmal wenig.
Treffpunkt war laut Fahrkarte 12:30, Abfahrt 13:00. Die Busse kamen aber erst um 13:20, abgefahren wurde um 13:45. Verspätung? Nein, Absicht! Hätten die Busse nämlich tatsächlich um 13:00 abfahren wollen, hätten sie ohnehin auf Nachzügler warten müssen. Erfahrungswerte des Rapid-Klubservice!
Die Wartezeit haben wir uns im gut besuchten Stags Head verkürzt. Im Bild
Florian,
Gregor und
Thorsten.
Das Klubservice hat auch einen Kiosk im Stadion und die Toilettenanlagen der West geöffnet. Das folgende Bild der Aufgänge im Block-Wet erinnert mich ein bisschen an Kirchenfenster.
Die bequemen klimatisierten Busse (unserer war ein Stockbus) nahmen auf der Fläche vor dem Allianz-/Weststadion Aufstellung und fuhren dann über Altmansdorf und S1 Richtung Bratislava. Hier ein Bild von der kurzen Rast an der Grenze:
Die Fahrzeit mit einem Privat-PKW nach Žilina beträgt etwa 2,5 Stunden. Mit dem Bus-Konvoi und zwei Pausen sind wir etwa 4 Stunden gefahren.
Durchgehende Autobahn. Landschaftlich sehr ansprechend. Man fährt ab Bratislava immer im Tal der Waag, die bei Komárno, südöstlich von Bratislava in die Donau mündet.
Stadion
Das Stadion liegt in einem wenig attraktiven Industriegebiet zwischen Fluss, Autobahn auf der einen und Bahnstrecke auf der anderen Seite. Wegen der Dachkonstruktion und der offenen Ecken erinnerte das Stadion an unser früheres Hanappi-Stadion.
Hier ein Blick über das Stadiondach zum benachbarten Holliday-Inn, in dem die Mannschaft und auch die VIP-Gäste logierten:
Die Stadt
Man hatte den Eindruck, als hätten die Sicherheitsbeauftragten der Stadt alle Sicherheitskräfte der weiteren Umgebung in Žilina zusammengezogen. Am Weg zur Innenstadt mussten wir durch eine Art Spalier gepanzerter Polizisten durch. Sogar berittene Polizei gab es. Aber alles halb so wild, es war für die Polizei ein sehr ruhiger Abend ohne großen Arbeitseinsatz. Zumindest war das unser Eindruck. Es wurde berichtet, dass man mit den Fans von Legia Warschau, dem vorigen Gegner von Trenčín, ganz andere Erfahrungen gemacht hat.
Ein Blick auf die Innenstadt:
Wir besuchten das
Chefrestaurant in der „Národná 814/4“ mit einem sehr guten Beef-Tartare aber sehr unregelmäßigen „Lieferzeiten“.
Preise
Die Slowakei dürfte ein Paradies für Biertrinker sein. Der slowakische Bierpreis ist etwa ein Drittel des unsrigen. Ein Krügel Zlatý Bažant (Goldener Fasan), der dortige Platzhirsch, kostet in einem Restaurant 1,30 Euro. Wenn man diese Relation 3:1 annimmt, wäre das dortige Essen sehr teuer. Ein Salat kostet nämlich 6,- Euro und das wieder ist im Vergleich mit dem Bier extrem und würde – immer den Bierpreis als Vergleich herangezogen – bei uns 18,- Euro kosten müssen.
Im Stadion gab’s kein Bier, klar, internationaler Bewerb. Eine Heiße kostete 3,50, alkoholfreie Getränke zwischen 1,- und 1,80. (Siehe Bilder)
Ein Niedriglohn-Land.
Fansupport
Es war ein Heimspiel für Rapid. Von insgesamt 4100 Zuschauern war mehr als die Hälfte aus Wien angereist. Na, ist das nicht wie unser ehrwürdiges Hanappi-Stadion, diese Blick auf den imposanten Block-West?
Die örtlichen Fans waren eher Zuschauer, so wie wir. Keinerlei organisierter Support. Der Stadionsprecher bemühte sich, die Leute zum Klatschen zu motivieren.
Eine eindrucksvolle, weil sehr einheitliche Schalparade bildete die Choreografie des Blocks. Die Schals wurden kostenlos verteilt, erzählte uns
Christian.
Für das heimische Publikum bot dieses Spiel in mehrfacher Hinsicht Neues.
Zum einen war das Ergebnis geradezu deklassierend. In keinem anderen Spiel in der Liga hat man eine solche Niederlage eingefahren.
Uns schienen die 4100 Zuschauer sehr wenig für ein internationales Spiel aber bedenkt man die sonstigen Zuschauerzahlen in der slowakischen Liga, war das ohnehin ein guter Besuch. Zu einem durchschnittlichen Ligaspiel kommen gerade einmal 1500 Zuschauer.
Der Support des Rapid-Blocks muss dem heimischen Publikum irgendwie überirdisch vorgekommen sein. Der Kontrast des wienerischen Dauersupports zu der vergleichsweise geringen Anteilnahme zeigte einen großen Unterschied in der Art, wie hier und dort Fußball gelebt wird.
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