Das Positive zuerst. Rapid ist die erste Mannschaft in dieser Saison, die aus Graz ungeschlagen nach Hause fährt. Und immerhin waren dort Salzburg und die Austria schon zu Gast.
Ein sonderbares Erfolgserlebnis für den Anspruch, ganz vorne mitspielen zu wollen.
Rapid ist der Saisonstart nicht gerade geglückt. Wir haben 12 Punkte aus sieben Spielen; im Vorjahr waren es in dieser Runde 16 Punkte. Für die Endabrechnung ist es natürlich egal, wann genau man die Punkte sammelt.
Aber eine Saison ist wie ein Fußballspiel.
Sagen wir, Rapid spielt ein Ligaspiel. Im langjährigen Schnitt stehen die Chancen 56% : 22% : 22% auf Sieg : Unentschieden : Niederlage. Wenn man zur Pause 0:1 hinten liegt, ändern sich diese Chancen sofort und werden zu 18% : 25% : 57%.
Übertragen auf eine Saison ist das genau so. Rapid ist nach der Anfangsphase im Rückstand und daher im Zugzwang. Die Chancen sind da, aber sie sind kleiner.
Wollen wir hoffen, dass uns die kommenden englischen Wochen (8 sind es insgesamt) in der Meisterschaft gegen die ausgeruhten Grazer nicht allzu weit zurückwerfen. Heute wird es wohl ein fünfter Tabellenplatz werden. Eine Momentaufnahme nur, aber ein schlechter Start.
Und das alles bei Einkäufen, die Vereinsrekord darstellen und die dazu führen, dass Stammspieler auf die Tribüne verbannt werden und talentierte Nachwuchsspieler abwandern müssen.
Dass ein Dino Kovačec (Kroate) wegen der Ausländerquote nicht in den Kader aufrücken kann, ist schon eine fragwürdige Sache. Dass es gleichzeitig Tamás Szántó (Ungar) dennoch gelingt, liegt daran, dass er ein lupenreiner Rapid-Nachwuchsspieler ist und auf ihn diese Ausländerbeschränkung nicht angewendet wird.
Ohne die Käufe der Ausländer hätte es Dino Kovacec aufgrund seiner Leistungen bei Rapid II wahrscheinlich geschafft (und er war ja auch im Vorjahr schon bei einem Kurzeinsatz. Ja, unter Zoki). Dass man diese Talente wegen der Einkaufspolitik nicht mehr berücksichtigen kann, ist ein menschlicher, kaufmännischer und strategischer Mangel.
Nach dem bisher Gezeigten könnte Dino durchaus neben einem Traustason bestehen. Welchen Sinn haben dann all diese Nachwuchsmannschaften denn überhaupt? Welche Perspektive haben die Nachwuchsspieler? Ihr Vorteil ist, dass sie beim Vereinswechsel sagen können, dass sie von Rapid kommen und gut ausgebildet sind. Aber das ist ein strategischer Vorteil für den aufnehmenden Verein, also für unsere Konkurrenz aber nicht für Rapid.
Wir werden es in zwei Wochen in Bilbao erleben, was es heißt, wenn eine Mannschaft sich auf die eigenen Stärken verlässt und ausschließlich Spieler aus der Region ausbildet oder verpflichtet. Die wissen nämlich, für was sie sich einsetzen.
Wir lernen aus dem Spiel in Graz wieder einmal, dass im Einzelfall weder das Geld noch die Zuschauer Tore schießen. Besser ein leeres Happel-Stadion und ein Sieg (in Anspielung an die nur 5.000 Besucher beim Spiel Austria-WAC), als volles Haus und nur ein Punkt, muss man sich in sarkastischer Weise als geplagter Rapid-Anhänger denken.
Ambiente
Ausnahmsweise keine Auswärtsfahrt und mangels eigenem Fernsehvertrag landen wir im Admiral-Sportcafe im Hauptbahnhof.
Die Bildqualität ist eine Zumutung. Phasenweise sieht man gar nichts. Es gibt dafür drei Gründe:
Die Kameras stehen in Graz auf der falschen Seite. Sie schauen gegen die Sonne. Schon bei Spielbeginn ist das Bild an den Rändern angegraut. In dem Cafe konnten wir im Vergleich sehen, wie gut die Bildqualität im Bernabéu oder in den Stadien der deutschen Bundesliga ist. Dazu kommt, dass die Fenster im Cafe zu wenig abgedunkelt sind.
Aber den Hauptanteil an der schlechten Bildqualität hat das „Duell der Pyromanen“ in beiden Fanblöcken. Kein Wind, und der Rauch macht es sich über dem Spielfeld gemütlich. Statt, dass die Bildregie mehr Nahaufnahmen einblendet, zeigt sie immer nur die weit hinten stehende Gesamtansicht und die wieder erzeugt wegen der Einstellung ein weißes Bild. Durch das extrem starke Gegenlicht trägt jedes Rauchteilchen zur Streuung des Licht bei und alles ist weiß. Man sieht jedenfalls mehr Rauch als die Zuschauer selbst wahrnehmen. Schlechte Bildregie.
Dass die Fernsehanstalten sich eine so unzweckmäßige Anordnung der Kameras in den Stadien gefallen lassen, ist nicht ganz verständlich. Es geht auch anders, wie die Werbung sagt.