Rapid-Austria

0:2 (0:1)

Obwohl Fußball als eine einfache Sportart beschrieben wird, muss man Spieler wie in einem Kindergarten behandeln. Wie anders wäre die Selbstkritik von Goran Djuricin zu verstehen, der bei der Pressekonferenz gemeint hat, dass es ihm nicht gelungen wäre, die Verteidigung so einzustellen, dass sie tiefer stehen soll, um eben den schnellen Stürmern keine Sprinträume zu bieten. Die Spieler stehen lang genug am Platz und sie kennen ihre Gegner also sollte man sie auf solche Sachen nicht einstellen müssen. Warum sie es dann nicht umsetzen können, wer weiß das schon… Warum der ORF-Redakteur Christian Tragschitz auf der ansonsten neutralen Seite von weltfussball.at eine Art Rapid-„Hassposting“ publiziert, in dem er praktisch alle Rapid-Spieler als nicht-rapid-würdig einstuft, ist ziemlich eigenartig. Es sind schließlich dieselben Spieler, die man zu anderen Zeiten auch überschwänglich gelobt hat. Damit reiht sich ein Journalist in die Reihe der Fans ein, die – so wie er – die Spieler pauschal für die Niederlage verantwortlich machen. Wir müssen uns im Klaren sein, dass Entscheidungen in der Vergangenheit heute und auch noch die nächsten Jahre die Entwicklung von Rapid hemmen werden. Rapid hat sich auf die Kontertechnik der Austria nicht ausreichend gut eingestellt. Außerdem muss man akzeptieren, dass im Duell der Sportdirektoren (Fußball wird ja auf vielen Ebenen ausgefochten) jener der Austria das Rennen für sich entschieden hat, denn den schnellen Stürmern der Austria hat Rapid derzeit nichts entgegen zu setzen. Das würde dann nichts ausmachen, wenn die Tore eben durch ein stärkeres Kollektiv geschossen werden, wie das in den vorigen Jahren der Fall war.
2016/17 1.3 Tore pro Spiel (viele Ausfälle)
2015/16 1.8 Tore pro Spiel (mit Kainz)
2014/15 1.9 Tore pro Spiel (mit Beric und Kainz)
Diese deutlich geringere Torquote (1.3 Tore pro Spiel) in der heurigen Saison kann man durchaus dem Fehlen von Florian Kainz und den Ausfall von Philipp Schobesberger zuschreiben. Die haben auch nicht all zu viele Tore selbst geschossen aber sie haben viele vorbereitet.

Choreografie

Die Lords haben sich ziemlich angestrengt und eine gigantische Choreografie mit dem Thema „Wiener Jugendstil“ gezeigt. Der Untertitel: „Im Stil der Jugend erstrahlt unsere Stadt“. Vor dem Hintergrund grün-weißer Strahlen über die gesamte Tribüne wurde eine Jugendstil-Collage hochgezogen. Im Zentrum eine Abbildung, die aus dem Studio von Gustav Klimt stammen könnte (eine Art Rapid-PriesterIn). Man erkennt links die Secession (1897) von Joseph Maria Olbrich und rechts die Stadtbahngebäude am Karlsplatz (1894) von Otto Wagner, ergänzt durch verschieden Jugendstil-Motive. (Wieder was gelernt! Danke Lords!) Danach folgen als „leichter“ kultureller Einbruch die Spruchbänder:
  • „Einer für alle – alle für einen!“
  • „Ultrabrutaler Graffiti-Workshop: Lieber auf der Autobahn flanieren, als von uns Hieb‘ kassieren!“
  • „Statt bei der Nordbrücke mit uns zu raufen, seid’s auf der Donauufer ins Radar gelaufen“
Die Choreografie nach der Pause „Gangs of Hütteldorf“  …der wegen starker Rauchentwicklung eine mehrminütige Spielunterbrechung folgte. Man muss erkennen, dass es verschiedenartige Motive gibt, so ein Derby zu interpretieren, etwa eine aufgehängte violette Gestalt… Nach der sehenswerten Eingangschoreografie öffnen die Texte danach einen Blick in die sonderbaren Motivatoren und Bindekräfte des Blocks.

Heimfahrt mit Hindernissen

Wir bleiben gerne länger im Stadion; einerseits um uns in Ruhe noch einen Imbiss zu genehmigen. Und dann natürlich, um dem Stau vor dem Hütteldorfer Bahnhof zu entgehen. Beim Derby ist aber alles anders. Die Fans sind in dem Lernprozess, dass Fußball kein realer Krieg ist sondern nur ein symbolischer Stellvertreterkrieg ist, noch nicht ganz durch. Wer auch immer, Grün oder Violett, meinte, man müsse dem jeweils anderen oder der Polizei zeigen, dass der Krieg am Rasen noch eine Fortsetzung auf der Straße hat, der hat für eine 45-minütige Verzögerung bei der Abfahrt unserer U-Bahn-Garnitur gesorgt. Ja, Fußball hat viele sonderbare Facetten. Man hat ein bisschen den Eindruck, als würden sich die Fangruppen mit ihrer beachtlichen Leistung toller Choreografien dafür erkenntlich zeigen wollen, dass es hie und da Schwierigkeiten rund um die Spiele gibt; wer einen Fanblock will, muss immer beide Seiten der Medaille nehmen und nicht nur die Positive.

Zuckergoscherln

Als Amateurfotograf haben mich die auffälligen Kopfbedeckungen im Vorfeld des Spiels angezogen. Dass im Stadionumfeld geworben wird, gehört zur Realität des modernen Fußballs. Und ebenso, dass man sich als Verein, der auf Einnahmen angewiesen ist, nicht immer aussuchen kann, wofür geworben wird. Dass es gerade Zucker ist, der eigentlich eher auf der Watchlist der zu vermeidenden Stoffe steht, für den geworben wird, ist einer jener Aspekte, die man im modernen Fußball offenbar in Kauf nehmen muss.

Links

Rapid-Viertelstunde vom 21.4.

  • Rapid-Familie hilft Mandreko
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  • Derby-Schätze Rapid-Archiv
  • Der Rapid Greenie-Tag 2017
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