Schwaz-Rapid

0:2 (0:1)

Nach „Punkten“, also nach der gefühlten Überlegenheit, würde das Ergebnis wohl eher der Wettquote entsprechen, denn die lag vor einigen Tagen bei 20:1.04, heute bei der Puls4-Übertragung ist man dann auf die Bremse gestiegen und hat auf 17:1, 35 reduziert. Spielverlauf und Erfolg halten einander die Waage, was aber nicht heißen muss – wie es der Schwaz-Trainer Stefan Höller ausgedrückt hat, dass es nach der 26. Minute (Chance von Yildirim) nicht auch ganz anders hätte weitergehen können. So aber spielte Rapid das Spiel ungefährdet zu Ende. Man meint zwar seitens der Trainer, dass die zweite Halbzeit von Rapid deutlich besser war, wohl auch dem Einsatz von Steffen Hofmann zu danken war, der seinen Vorgänger Tamás Szántó eher blass ausschauen ließ. Dass ich mit diesem Spiel Richard Strebinger als Einser-Torman behauptet hätte, schient mir nicht okausibel, bedenkt man die Unsicherheit bei einem seiner typischen Strebinger-Ausflüge. Bild aus Wikimedia.org

Glaube. Wille. Mut.

Das Motto des diesjährigen ÖFB-Cups „Glaube. Wille. Mut.“, der neue Hauptsponsor, das Engagement der Fernsehstationen, vielleicht auch das spektakuläre Cup-Finale mit Rapid-Beteiligung in Klagenfurt, das alles weckt die Hoffnung, dass es doch gelingen könnte, dem Cup in Zukunft mehr Bedeutung zu geben. Wir konnten am Wochenende drei durchaus interessante Partien sehen, von denen das Duell Ebreichsdorf-Austria wohl das spannendste war. Wenn schon die Chancen beim Elferschießen als so ausgeglichen gelten*), muss dann unbedingt der allerletzte Schuss der Ebreichsdorfer daneben gehen? Anders als beim Spiel von Rapid gegen Schwaz war Ebreichsdorf ein viel aktiverer Gegner, der der Austria alles abverlangt hat. Es war wie im Cup-Finale: konnte der Kopfball von Schößwendter nicht ins Tor gehen? Andy Marek wusste darauf eine Antwort: dann wäre man eben im Elferschießen ausgeschieden. So ist es, wenn einem das Pech auf den Sohlen klebt.

*) Schon als die Auslosung ergab, dass die Austria beginnt, tippte ich auf deren Sieg. Denn es ist mittlerweile bekannt, dass die Mannschaft, die das Elfmeterschießen beginnt, auch höhere Chancen auf den Sieg hat. Das wieder liegt an der Torwahrscheinlichkeit von etwa 80 Prozent für jeden der Schützen. Daher geht die erste Mannschaft in den meisten Fällen in Führung und die zweite ist im Zugzwang. Würde die Torwahrscheinlichkeit bei 50% liegen, hätte der zweite Schütze in der Hälfte der Fälle den Vorteil auf seiner Seite. Die Regel ist daher stark in Diskussion. siehe „UEFA testet neue Regel beim Elfmeterschießen“ (T-Online) und ein Statement von Marco van Basten: „Das Elfmeterschießen steht vor dem Aus“ (Welt), der auch die Abseitsregel infrage stellt, das auch in diesem Tagebuch schon vorgeschlagen wurde; „Gegen die Abseitsregel“ 

„Beim Cup gelten andere Regeln“

Das ist so ein Sager, der zum Standard-Repertoire der Reporter gehört. Was meint man damit? Vermutlich den Umstand, dass es immer wieder dazu kommt, dass ein Underdog sich gegen einen Favoriten durchsetzt. Aber das verletzt keine Regel, so ist Fußball. Besser trifft es der Titel des Rapid-Vorberichts: „Zwischen Pflichterfüllung und Spiel des Jahres„. Er erklärt die verschiedenartige Motivation, mit der die beiden Mannschaften ans Werk gehen, zum eigentlichen Unterschied zu einem Spiel in der Liga. In diesem Fall hat sich die Rapid-Schlagzeile nicht negativ für Grün-Weiß ausgewirkt; zu viele Augen waren auf Rapid gerichtet, auch das Interesse seitens Des Publikums in Schwaz war sehr groß, sodass sich die Mannschaft ihrer Verantwortung wohl bewusst war.

Um „Leben und Tod“

Michi Wagner meinte im Interview, es ginge hier um ein Spiel und nicht um „Leben und Tod“. Ja und nein! Auf unserer Homepage im Abschnitt „EwkiL-Motto“ steht der Satz: „Es gibt Leute, die denken bei Rapid ginge es um Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist.“ Es hängt – wie so oft – von der persönlichen Bindung an eine Sache ab. Für einen ehemaligen Fußballspieler ist „Analytiker im Fernsehen“ ein angenehmer Job. Für ihn ist die Fahrt nach Tirol Teil seines Berufs. Er bekommt er für seinen Einsatz bezahlt. Eine ähnliche Rolle haben alle sonstigen Beteiligten vom Spieler bis zum Vereinsteam von Rapid. Aber die, die mitgefahren sind, haben sehr viel investiert; Zeit, Geld und Hingabe durch 90 Minuten Dauer-Support in der prallen Sonne. Für einen dieser Mitfahrer schaut die Sache schon ganz anders aus, wenn er übermüdet lange nach Mitternacht nach Hause kommt und am Montag wieder seinen Mann/Frau stellen muss. Und ich kenne mittlerweile einige, für die Rapid nicht eine Freizeitbeschäftigung ist, für sie ist Rapid ihr Leben. Und für sie geht es tatsächlich um Leben und Tod, genau das drückt jedes Tor, jeder Erfolg oder Misserfolg aus; für sie ist Rapid weit mehr als ein Spiel, es ist eine Existenzfrage. Als Ausnahmsweise-Nicht-Mitfahrer fühlt man sich fast ein bisschen als Verräter, wenn man zu Hause auf der Bank sitzend, die weite Fahrt gescheut hat.

Nächste Cuprunde

Die Auslosung für die 2. Runde findet am Dienstag, 8. August um 20:15 in ORF eins statt, die Spiele finden am 19./20. September statt.

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