Rapid-St.Pölten

1:0 (1:0)

Würden wir unvoreingenommen in jedes Ligaspiel gehen, könnten wir uns mehr über Erfolge freuen. Anderseits kann man dem Publikum eine gewisse Überheblichkeit nicht verdenken, wenn wir sehen, dass gerade einmal 60 Anhänger von St. Pölten die „beschwerliche Anreise“ einer halben Bahnstunde nach Hütteldorf geschafft haben. Unsere Einschätzung des Gegners ist auch die auch die der Buchmacher und daher empfinden wir alles, was bei der Quote 1,2 : 5,0 : 8,0 nicht ein Kantersieg ist, fast schon als eine Kränkung. Wir haben bis zur letzten Minute gezittert und unserem Tormann sei gedankt, dass er zumindest drei sehr gefährliche Schüsse bravourös pariert hat. Zwar war laut Spielstatistik das Schussverhältnis mit 21:8 für Rapid eine klare Sache, da aber nur die Tore zählen, hat es das Lederer-Team verstanden, alle diese Angriffe zu neutralisieren. Dass es mit dem Trainerwechsel in St. Pölten nun aufwärts gehen wird, kann man nach diesem Spiel doch fast vermuten. Die Truppe von Oliver Lederer kann das schon in der nächsten Runde gegen den LASK unter Beweis stellen.

Scorer bei Rapid

Nachdem Louis Schaub wieder eine Torvorlage geliefert hat, hier ein Blick auf die aktuelle Scorerwertung der Bundesliga: Die immer wieder kritisierten Schaub und Schwab sind immerhin sehr wichtige Stützen unseres Teams. Warum man unsere Stürmer in dieser Tabelle nicht findet, liegt wahrscheinlich auch an der eher sonderbaren Einkaufspolitik von Rapid. Da hätte man mit Prosenik einen Inländer, dem man mit Stürmertraining vielleicht auf die Sprünge helfen könnte aber man kauft stattdessen weitere Ausländer, die dem Trainer das Aufstellen erschweren und eigentlich qualitätsmäßig nicht dem Anspruch genügen, der da einmal ausgerufen wurde, dass ausländische Spieler nur dann zum Zug kommen sollen, wenn sie deutlich bessere Leistungen bringen als inländische. Wir haben zwar einen „Berisha“ aber da ist nicht „Berisha“ drinnen. In welcher Hinsicht Veton besser sein soll als Prosenik, ist einem Zuschauer bisher verborgen geblieben. Da hätten wir mit Sobczyk einen Stürmer im Talon gehabt, den man hätte auch bei Rapid aufbauen können. Stattdessen holen wir mit Berisha einen Stürmer aus dem Ausland, der auch eher noch ein grundlegenderes Aufbautraining benötigt.

Tabellenvierter gegen Tabellenletzen

Ob nun dieser 1:0-Sieg der Tabellenvierten gegen den Tabellenletzten rapidwürdig war, zeigt ein Blick zur Premier-League. Dort spielte heute ebenfalls der Tabellenvierte Chelsea gegen den Tabellenletzten Crystal Palace – und verlor 2:1. Nur, weil man „Rapid“ oder „Chelsea“ heißt, muss es nicht immer „schnell“ aufwärts gehen – wie man am englischen Beispiel sieht.

Ambiente

Etwa eine Stunde vor Beginn sind alle Ordner auf ihrem Platz – Auch der Stand für die Mitglieder-Werbeaktion ist bereits besetzt –  Zucker wird beworben –  Jáns Armbänder und mehreren Lagen – Jáns Brustschmuck, alles erinnert ein bisschen an indianische Skalps – Ján sucht noch immer eine nette Frau – Die optimistischen Quoten – Rapid begrüßt den Gegner mit dessen Landesflagge – Unter größten Mühen erklimmt ein junger Mann die West-Tribüne.

Dekoration für die Röhrenmenschen

Man hat ein bisschen den Eindruck, als wären die Zuschauer der LowCost-Tribünen eine Art Dekoration für das Spektakel in der Röhre. Alle reden von großartigen 24.000 Besuchern; und in österreichischen Dimensionen gedacht, ist dieser Spielbesuch in der Tat bemerkenswert. Aber diese Besucher zählen nichts, wenn’s ums Geld geht. Richtig viel Geld gibt’s nur in der Röhre. Artig halten Yashi, Joey und Philipp das Transparent zur Pink-Ribbon-Kampagne in die Kameras, und zu den VIP-Gästen, aber die restlichen 22.000 sehen die Botschaft nicht. Und das ist nicht nur bei dieser Aktion der Fall, das ist auch in allen anderen Fällen so. Könnte man nicht ein bisschen Bewegung in die Präsentation bringen und die statische und einseitig zur West gerichteten Choreografie etwas dynamischer gestalten, indem man das Transparent nach dem Foto-Shooting etwas durch die Gegend schleppt, damit auch das Publikum auf den billigen Plätzen die Botschaften lesen kann? Brustkrebs können schließlich alle bekommen, nicht nur die VIPs, oder? Die Aktion des ÖFB gegen Diskriminierung hat bisher in Hütteldorf nicht Station gemacht, vielleicht kommt sie ja noch beim Admira-Spiel.

Rapid, eine echte Familie

Der noch vor dem ersten Weltkrieg geborene Otto Filipsky bekam von Andy Marek eine Stadionjacke und eine Zeman-Kappe als Geburtstagsgeschenk. Beachtlich! Sowohl, das Alter, das wir uns alle in dieser Fitness wünschen würden, aber auch das Familiäre dieser Gratulation, die immer wieder zeigt, dass hier eine Familie zusammen feiert. Erwähnenswert auch der auffällig starke Applaus, der die Anteilnahme des Publikums für diesen Rapid-Veteran gezeigt hat. Ich schließe mich beeindruckt den Gratulanten an und wünsche Otto Filipsky alles Gute zum 105. Geburtstag und noch viele Spiele mit Rapid.  

Mitgliedertag

Wir haben den Mitgliedertag genutzt und Freunden, die an Fußball interessiert sind, durch die Gratiskatenaktion zum Spiel eingeladen. Ilona, eine begeisterte Fotografin, hat sich mit einem tollen Geschenk revanchiert: ein Foto von unseren Plätzen auf der Ost im Sektor 11, gesehen von der Nordtribüne: Andreas Schieder, Max Wehsely, Franz, Florian Danke Ilona!

Choreografie

Im Hintergrund (eher schlecht ausgeleuchtet) eine grün-weiß-blau-rot-weiße-grüne Fahnenwand, davor ein Meer von Doppelhaltern. Was immer wieder beeindruckt, ist die Vielfalt der Ideen. Man hat als Betrachter den Eindruck als würden hier viele kreative Köpfe um die beste Gestaltungsidee konkurrieren. Wien ist von St. Pölten in 30 Bahnminuten erreichbar (ca. 9,- Euro mit der Westbahn). Dass es nur etwa 60 Anhänger der dortigen Mannschaft nach Wien geschafft haben, zeigt von einer gewissen Lethargie der jungen Vereine was ihre Fanarbeit betrifft.

Go West

Im Block wurde auch die Ausgabe „Go West“ verteilt. Über den Link könnt Ihr Euch das Flugblatt downloaden. Herausgreifen möchte ich einen Satz zur Choreo: „Nach der Choreo wird alles wieder nach unten gegeben, wer sich etwas einstecken will, riskiert schwere Watschn!“ 🙂  In dieser Ausgabe des „Go West“ wird auch auf die Möglichkeit zur Teilnahme am Corteo am kommenden Sonntag hingewiesen. Treffpunkt Sonntag, 22.10. 13:12 beim Riesenrad. 

Ausklang

Wir bleiben gerne noch ein paar Minuten im Stadion, weil man danach den Heimweg ohne große Drängerei antreten kann. Auf den Monitoren wird die Pressekonferenz direkt  übertragen, was sehr löblich ist. Leider hat sich niemand die Mühe gemacht, sich das einmal vor Ort anzuhören. Man versteht nämlich kein Wort. Auch dann nicht, wenn man sich unmittelbar zu dem nächstgelegenen Lautsprecher stellt. Ziemlich verbesserungswürdig! Das betrifft auch die Übertragung von Andys Ansagen vor dem Spiel. Viele verbringen diese Minuten in den Katakomben unter den Rängen und die eine oder andere Information könnte durchaus ihren Adressaten finden, wenn, ja wenn man etwas hören würde. Ein Blick von Sektor 12 auf die Siegesfeier in der Röhre.

Martina, vor den Vorhang

Bei der Heimfahrt in der U4: „Du, dort steht Martina!“ Wer ist Martina?“ „Na, unsere Facebook-Freundin!“ Normalerweise sprechen wir andere Rapid-Fans in der U-Bahn nicht ohne Anlass an, aber wenn sich einmal eine virtuelle Facebook-Freundin in der U-Bahn materialisiert, ist das schon etwas Besonderes und daher begrüßten wir sie. Martina war von Kopf bis Fuß grün-weiß gekleidet und nur von einem großen grün-weißen Rucksack begleitet. Ja, sie war natürlich auch beim Spiel und sie wäre jetzt am Weg zum Hauptbahnhof, denn dort ginge ihr Zug. Also fuhren wir mit Martina auch noch mit der U1 und erfuhren, dass sie eigentlich aus Vorarlberg stammt und dass sie sich diese Fahrt nach Hütteldorf selbst zum Geburtstag geschenkt hat. Ziemlich verdattert standen wir da; wir, die wir noch nie bei einem Auswärtsspiel in Altach waren und jetzt sehen, wie einfach das geht. Martina wird morgen, etwa um 7:00 zu Hause ankommen; mit einem Sieg in der Tasche und mit dem tollen Erlebnis, bei einem Heimspiel von Rapid dabei gewesen zu sein. Wir wünschen Martina auf diesem Weg eine gute Reise und freuen uns auf ein Wiedersehen, vielleicht in Altach! Im Bild seht ihr Martinas Facebook-Profil-Bild.

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