Sturm-Rapid

0:0

Betrachtet man es nach Spielanteilen und Chancen, dann erlebten wir einen Sieg nach Punkten für Sturm. Auch für die Tabellensituation ist dieses Ergebnis für Sturm von Vorteil, und Rapid tritt auf der Stelle. Dennoch war es aber eine kämpferische und vielleicht auch spielerische Weiterentwicklung für Rapid seit der Heimniederlage gegen Sturm vom 19. August. Mehrere Tore aus Abseitsposition auf beiden Seiten wurden nicht gegeben. Ein elferverdächtiges Foul im Rapid-Strafraum wurde nicht geahndet und wäre wohl spielentscheidend gewesen. Die „Sieger“ in dieser Partie waren die Abwehrreihen und da sich der Sturm-Angriff mehr in der Nähe des Rapid-Tores herumgetrieben hat als umgekehrt, meine ich dass Rapid die bessere Abwehrreihe hatte, dass also die Verlängerung der Torsperre von Richard Strebinger das eigentliche Highlight des Spiels war. Vielleicht wurde aber der Charakter des Spiels auch durch die außergewöhnliche Situation bei Sturm geprägt, denn Trainer Franco Foda galt das allergrößte Interesse. Seine Ergebnisse stehen jetzt mehr als vorher im Blickpunkt von ganz Fußballösterreich. Es ist ein großer Zufall, dass gerade Rapid bei dieser ersten Partie von Foda in der Doppelrolle als Sturm und Nationaltrainer aufgetreten ist. Diese Anspannung in der Mannschaft von Sturm, ihrem Trainer einen starken Abgang zu ermöglichen, war sicher auch ein spielbestimmender Faktor. Das Stadion nach der Aufwärmphase: Die Mannschaften kurz vor der Aufstellung:  

Ambiente

Bei unserem Eingang waren die Kontroll-Automaten außer Betrieb und die Eintrittskarten wurden klassisch, persönlich kontrolliert. Gewundert hat uns, dass es keine weiteren Personenkontrollen gegeben hat und ich auch nicht erklären musste, warum meine Kamera so groß ist. Dieses Spiel war wegen der – für österreichische Verhältnisse  – eindrucksvollen Zuschauerzahl auch das einzige wirklich große Auswärtsspiel für Rapid, und der Fanblock von Sturm heizte im wahrsten Sinne des Wortes mit allerlei Pyrotechnik ein. Der Verlierer in diesem Pyro-Duell waren aber die Zuschauer, die eigentlich wegen des Spiels gekommen waren. Phasenweise konnte man das Spiel nicht verfolgen.

Choreografie von Sturm

Man benutzte das ausverkaufte Haus, um eine tolle Vollstadion-Choreografie zu gestalten: Die Nordtribüne präsentierte eine Ansicht der Grazer Altstadt. Auf jedem Sitzplatz waren schwarze oder weiße Zettel mit einer Bedienungsanleitung und Liedtext auf der Rückseite. ZUR HEUTIGEN CHOREO: BITTE HALTET DIE UNBEDRUCKTE SEITE DES ZETTELS IN RICHTUNG DES SPIELFELDES SOBALD DIE NORDKURVE DAS ZEICHEN DAZU GIBT. GEMEINSAM WOLLEN WIR GERT STEINBÄCKERS „STEIERMARK“ SO LAUT WIE NOCH NIE SINGEN/ FÜR TEXTUNSICHERE IST DER GESAMTE TEXT ABGEDRUCKT. WIR SINGEN IM STEHEN

Es is wunderschen da – Wos i immer mehr siag Wann i manchmal mir am Sonntag – Mit ‚m Motorradi die Gegend einiziag

Über des Land samma g’ritten – Mit unserm Vurstadt-Rock-’n-Roll Hab’n unsa Jugend zelebriert – Und gspüt in fast jedem Heanastoll

A fantastische Zeit die ma – nie vergisst, nie bereut

Mir war’n aus da Hauptstadt – Dort is an jedem Straßeneck Irgend a Gschicht oder a schöne Erinnerung versteckt

Und ma kennt olle Bravn – Olle Gauna, olle Tricks Die lustigen Schickis, die normalen Leut – Und die Salon-Steira-Freaks

Sie san olle no do Und des g’hert genau so!

Steiermark! Do bin i her! i ind i mog des Gfü, dass i wo dahaam bin – Immer mehr!

Steiermark! Wann immer i zruckkumm von irgendwo Kann mi nix überraschen, und wann i wirklich wen brauch – Is afach wer do

Es war sowas wie „Heimat“ – Für mi lang ka Begriff An dem Wort klebt vü Bluat, vü dummer Stolz – Und der Nazi-Mief

Nur i bob do meine Wurzeln – Und meine ötasten Freind An Platz, wo i mi zruckziagn kann, wann Wolken aufziagn – Bis die Sunn wieder scheint Und i bin do geborn – Es san die Ötan do gstorbn

Steiermark…

Nicht gelungen ist das Vorhaben eines weiteren Transparents:

„Samstag den Gegner am Kickplatz panieren, Sonntags den Kater auf der Couch auskurieren.“

Choreografie von Rapid

Wie ein Eigentor wirkte die Choreografie mit grün-weiß-rot-blau-weiß-grünen Glitzerbändern über die ganze Breite des Fanblocks, denn gleichzeitig sollte Rauch die Wirkung verstärken. Doch der Rauch dominierte die optische Wirkung und deckte die Choreografie komplett zu.

Anreise

Wir fuhren mit dem gut organisierten Rapid-Bus. Als Reiseleiter, Caterer und Animateure begleiteten uns Maria und Jürgen, und wir danken ihnen für Getränke und selbst zubereitete Wurstsemmeln. Abfahrt: 12:40, Ankunft: 21:20. Rast bei der Hinfahrt in Zöbern, bei der Rückfahrt in Loipersdorf. [Der Abfahrtszeipunkt war mit 12:45 zu spät angesetzt. Zumindest eine halbe Stunde früher hätten wir ankommen müssen.] Wahrscheinlich waren wir die einzigen, die keine Karte für den Rapid-Fanblock hatten sondern auf der Längsseite saßen. Ulrich aus Graz war  unser Gast. Die Rapid-Busse waren unmittelbar hinter dem Auswärtssektor und es war etwas umständlich, von unseren Sitzplätzen wieder zum Bus zu kommen. Die Polizei wusste das mit großer Mannstärke zu erschweren. Die Absperrungen sollten ein direktes Zusammentreffen der Fangruppen verhindern. Unsere Plätze waren im Sektor 20, und um in die Rapid-„Wagenburg“ zu gelangen, mussten wir rund um das Stadion gehen. Wegen einer Polizeiabsperrung (rot) musste man aber durch eine Seitengasse einen größeren Umweg, durch eine weniger beleuchtete Gegend ohne weitere Polizeipräsenz gehen. Es tauchten eigenartige Gesellen mit Schlagstöcken auf, die man zwar an kleinen Sturm-Symbolen an der Kleidung zuordnen konnte, die aber offenbar kein Interesse am Spiel hatten, denn die Nordtribüne war zu diesem Zeitpunkt noch voll besetzt und mit der Verabschiedung der Heimmannschaft beschäftigt. Es wäre nicht ratsam gewesen, dort mit der grün-weißen Stadionjacke aus der Weihnachtskollektion aufzutreten. Man sieht an diesen Beobachtungen, dass Fußball durchaus auch durch Randgruppen missbraucht und in Misskredit gebracht wird. Das Spiel und die Organisation waren aber insgesamt und trotz des torlosen Spiels durchaus eine Werbung für den österreichischen Fußball.

Links


Schreibe einen Kommentar