Mattersburg-Rapid
2:4 (1:4)
Das letzte Auswärtsspiel gegen Mattersburg war denkbar knapp ausgegangen und die Mattersburger waren in den letzten Spielen im Aufwind, in der Frühjahrstabelle sogar auf Platz 2. Und die ersten Minuten gehörten denn auch den Gastgebern, aber in der 17. Minute wendete sich das Blatt und nach weiteren 20 Minuten stand es 0:4!
Murg 2x,
Schwab und
Schaub waren die Torschützen.
Die Beute war erlegt, der Hunger gestillt, die Raubkatze ging es ab sofort ruhiger an. Zum Pausenpfiff gab es das 4:1 und nach einer zweiten Halbzeit auf Halbdampf kassierte man noch in der 85. Minute das 4:2.
Insgesamt ein höchst erfreuliches Ergebnis und ein schönes Ostergeschenk für alle Rapidler!
Aber es wäre nicht die Volksseele, hätte sie nicht etwas zu bemängeln. Es galten mehr negative Worte der gemächlichen zweiten Halbzeit als positive Worte dem souveränen Gesamtergebnis.
Spieler und Trainer drückten es in Interviews ähnlich aus; beide Teile ärgerten sich über diese zweite Halbzeit; der Trainer über die Spieler und die Spieler über sich selbst. Niemand ist sich einer Schuld bewusst, denn natürlich war nicht ausgemacht, einen Gang zurückzuschalten. Aber so ist es eben, wenn man mit einem klaren Vorsprung führt, man macht nur das Notwendigste. Einen satten Löwen kann man streicheln, der tut nichts.
Anreise
Beim Treffpunkt im Schwechat testeten wir unser neues Banner vom „Klub der Freunde“, dar erstmals beim Spiel gegen St. Pölten eingesetzt werden wird.
Arnold,
Christian und
Florian halten das Banner in die Höhe.
Die Anreise war gemütlich und unser Parkplatz in der Rosengasse war auch noch frei.
Heribert Weber, der sich als Experte am Weg zu seinem Arbeitsplatz befand, war ob des Spielergebnisses ebenso im Unklaren wie wir. Auch die Buchmacher wussten nicht so recht, wie sie die Chancen bewerten sollen und entschieden sich für ein 3.4 : 3.1 : 2.05, sahen also Rapid leicht im Vorteil.
Im Mattersburg-Cafe zeigte man die Spiele des Vortags und wir konsumierten die noch warmen Schnitzelsemmeln.
Choreografie
Während des Spiels flaute der Westwind ab aber zu Spielbeginn flatterten die Fahnen der Choreografie noch ziemlich heftig.
Um den ersten April gedenken Fußballfans
Matteo Bagnaresi (genannt
Bagna). Bagna, Mitglied der „Boys Parma“ wurde am 30. März 2008 von einem Bus überfahren und getötet.
Link, Bei diesem Spiel in Mattersburg wurde folgendes Spruchband gehisst:
„Se vuoi ribellarti, diventa ulrà. Se non vuoi, rispettaci.“ Matteo nel cuore. (Google-Translate + Fiala-Translate: „
Wenn Du rebellieren willst, werde ein Ultrà. Wenn Du nicht willst, respektiere uns.“ Matteo im Herzen.)
Bundesligatauglich?
„Mattersburg“, das ist die Kunst, mit einem absoluten Minimum an Kundenbetreuung ein Maximum sportlichen Erfolgs zu erreichen. Der Satz erinnert ein bisschen an den sehr ähnlich klingende Motto von
Christoph Peschek, allerdings an dessen von Marketing-Grundsätzen*) befreite und ziemlich kundenunfreundliche Version. Dass diese Version überhaupt anwendbar ist, hängt damit zusammen, dass im Fußball Einnahmen auch dann fließen, wenn gar keine Besucher da sind.
Es bleibt bei dem Satz unausgesprochen, dass
Christoph natürlich die Kundenzufriedenheit an die erste Stelle setzt und das bedeutet, einen erheblichen Aufwand betreiben zu müssen, bevor dann etwas für den sportlichen Erfolg überbleibt. Dass 7.000 Zuschauer ins Pappelstadion gekommen sind, erinnert an bessere Zeiten und kommt nur dadurch zustande, weil Rapid diesen erheblichen Aufwand betreibt, den Zuschauern ein Fußballerlebnis zu bieten. Der Zuschauer-Schnitt in Mattersburg ist nämlich 3.148. (
Bundesliga-Statistik) So beschert fast jedes Auswärtsspiel von Rapid dem jeweiligen Gastgeber einen Rekordbesuch.
Die Bundesliga weiß genau, dass man keine Feuerzeuge wirft, aber sie weiß offenbar nicht, was die Minimalanforderungen sind, die man vom Kartenverkauf im 21. Jahrhundert erwarten darf und die man auch einfordern können muss. Bei der Verurteilung von Rapid und dessen treuen Anhangs ist man ja ziemlich schnell und rigoros. Weit weniger wichtig ist es für die Bundesliga, wie Fußballinteressierte betreut werden, als etwa zu ihren Karten kommen können.
In Mattersburg geht das auf zwei Arten: entweder mit einer Postnachnahme oder mit Selbstabholung. Beides probiert, nur Zweiteres funktioniert. Die Postnachnahme hat neben der erheblichen Gebühr den „Vorteil“, dass die Zustellung manchmal auch erst nach dem Spiel erfolgt und man die Karten mühsam und verfolgt von einer ungeduldigen Warteschlange vor Ort reklamieren muss. Die Selbstabholung ist extrem aufwändig und dauert für Wiener zwei bis drei Stunden. Wer also die Karten rechtzeitig vor dem Spiel haben will, kommt um einen Auflug ins Burgenland nicht herum.
Der Aufwand für den Kartenverkauf: praktisch Null. Ein Schild…
…ein Stapel vorgedruckter Karten…
…und ein kooperierender Sponsor, die lokale Commerzbank:
Wer als Rapid-Anhänger mit anderen Bundesliga-Vereinen zu tun bekommt, hat immer wieder den Eindruck, als wäre der Gast eher ein Störfaktor. Einen Plan der Tribüne gibt es nicht, wir sitzen im Sektor E.
Links
*) Marketing wird als ein sozialer und betriebswirtschaftlicher Prozess definiert, durch den Einzelne und Gruppen das erhalten, was sie benötigen und wollen, durch die Schaffung und den Austausch von Produkten und Werten mit anderen. (Kotler/Armstrong 1998, S. 3)