Die sind gar nicht so verrückt
Ronaldo arbeitet mit großem Einsatz an seiner eigenen Marke und schraubt dadurch seinen Marktwert in die Höhe und wurde für 100 Millionen von Real – trotz seines bereits fortgeschrittenen Fußballeralters von 33 Jahren – an Juve verkauft.
Ikone Ronaldo
Es kommt nicht so oft vor, dass ein junger Mann von seiner Heimatgemeinde in Bronze gegossen wird. Hier
Ronaldo in Bronze auf Madeira:
(Bild von pixabay.com)
Während es die monatliche Aufgabe des Privatfriseurs von
Ronaldo ist (war), die Frisur des
Ronaldo im Wachsfigurenkabinett in Madrid am aktuellen Stand zu halten, muss
Ronaldo die Frisur der Bronzestatue auf Madeira wohl oder übel hinnehmen wie sie eben ist.
Wie sich der Ronaldo-Transfer rechnet
Welcher Beobachter der Fußball-Szene findet es nicht abartig, wenn für einen – zugegebenermaßen guten – Kicker 100.000.000 Euro über den Ladentisch wandern? Diese Fehleinschätzung kommt von unserer Inkompetenz in Sachen Wirtschaft. Es ist nämlich belanglos, ob
Ronaldo diesen Betrag fußballerisch wert ist und weiter eine Tormaschine bleibt oder ob er bei Juve seine Karriere einfach nur ausklingen lässt, denn die Finanzabteilung von Juve freut sich jetzt schon über die wahrscheinlich sportlich viel wertvolleren Transfers, die man aus dem Gewinn des Ronaldo-Geschäfts wird tätigen können.
Wie das funktioniert? Während man bei Rapid praktisch jeden Namen auf ein Trikot aufdrucken lassen kann, gibt es bei noch größeren Clubs diese Möglichkeit nicht, dort gibt es nur Trikots mit den Namen der Spieler. Ganz abgesehen von den sonstigen indirekten Werbegeschäften oder den gesteigerten Zuschauerzahlen, liegt der Schlüssel zum finanziellen Erfolg im Verkauf des Produkts mit der Warennummer „Codice prodotto: CF3493“.
Was ist schon ein Trikot?
So ein Trikot mit „Ronaldo“-Beflockung kostet 147,45 Euro.
In nur 24 Stunden nachdem die Nummer 7 im Juve-Store verfügbar war, hat Juventus das Trikot mit dem Schriftzug „Ronaldo“ 500.000 mal online verkauft. Man kann annehmen, dass in einer weiteren Woche die Millionengrenze erreicht sein wird und bei Saisonbeginn in Italien vielleicht sogar 1,5 Millionen.
Das wären dann nach Adam Ries(e) 1.5*10
6*147,45 =
221 Millionen Euro an Einnahmen.
Welche gleichzeitige Wertsteigerungen der Marken Juventus, Jeep und Fiat sich aus diesem Deal ergeben, sowie die Steigerung der Anziehungskraft für neue Sponsoren noch gar nicht eingerechnet.
Kritik
Die Gewerkschaft meint nun, dass es ungerecht wäre, das Geld nur in einen Menschen statt in Tausend Menschen zu investieren. Leider diskutiert man hier auf verschiedenen Ebenen, die man nicht gegeneinander ausspielen sollte. Wir erleben diese Diskussion auch bei Rapid in einer „etwas“ verkleinerten Version.
Die obige Milchmädchenrechnung zeigt, dass die Rechnung des Vereins voll aufgeht und dass man sich als Mitarbeiter von Fiat eigentlich über diesen Deal freuen müsste, sichert er doch indirekt durch zu erwartende Verkaufssteigerungen die Arbeitsplätze der Mitarbeiter.
Die jährliche Sponsorsumme von 17 Millionen Euro, die Fiat an Juve bezahlt, nimmt sich im Vergleich mit dem 100-Millionen-Deal ohnehin bescheiden aus. Eigentlich sollte bei Fiat ein dreitägiger Firmenfeiertag ob des Deals und nicht ein drei-tägiger Streik ausgerufen werden.
Dass natürlich auf die Mitarbeiter aller Industriekonzerne ein Lohndruck lastet, soll damit nicht bestritten werden, doch der Ronaldo-Deal erscheint dazu ein ganz schlechtes Beispiel zu sein, weil er ja die Firma stärkt und nicht schwächt. Der Lohndruck wird viel stärker ausgeübt durch Web 4.0, IoT, Industrie 4.0, weltweiten Wettbewerb, sinkende Absatzzahlen, alternative Mobiliätskonzepte und Sozialdumping in Gegenden, die sich nicht an Mindeststandards halten – und natürlich auch die Regierungs-Konstellationen, denen die Arbeitnehmer nicht so sehr am Herzen liegen.
Der Ronaldo-Deal ist für alle Beteiligten rund um Juve und Fiat auf der Habenseite anzusetzen, auch wenn uns das als Anhänger eines Vereins mit viel geringeren Möglichkeiten nicht so gefällt. Aber wir, die Anhänger sind es, die diese Geschäfte überhaupt erst ermöglichen – solange wir das Trikot „CF3493“ um 147,45 Euro kaufen.
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2 Antworten zu “Die sind gar nicht so verrückt”
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