Fernsehgelder

Die Revolte des LASK-Präsidenten Siegmund Gruber gegen den ausverhandelten Verteilungsschlüssel der Fernsehgelder klingt populistisch Er meint nämlich in Weltfußball, dass es das in ganz Europa nicht gäbe, dass der Tabellenachte um 1,4 Milionen Euro mehr kriegt als der sportlich Erfolgreichste.

Alle haben es gehört, überprüft hat es niemand. Das fordert einen Beobachter geradezu auf, sich in Europa umzuschauen.

Die meisten nationalen Verbände verbinden mit der Verteilung der Fernsehgelder Lenkungsmechanismen, um gewünschte Entwicklungen zu begünstigen. In Österreich lagen die Prioritäten bis zur Reform auf der Förderung österreichischer Nachwuchsspieler. Aber es gibt viele andere Verteilungsschlüssel und der Tabellenplatz in der Mitte der Saison ist jedenfalls nirgendwo ein Kriterium.

Der Tenor der Verteilungsschlüssel ist etwa der, dass Vereine, die langfristig mehr für den Fußball bewirken, auch mehr bekommen. (Fans, Zuschauerzahlen, Einschaltziffern). Dem verteilenden Verband ist die Platzierung egal, solange die Popularität des Fußballs gefördert wird.

Warum zum Beispiel finden Spiele des LASK in Pasching statt, wo doch die Möglichkeit bestünde, das viel größere Linzer Stadion zu bespielen? Diese Entscheidung ist das geradezu Gegenteil von dem, was die Verbände erreichen wollen, nämlich mehr Fußballbegeisterte ins Stadion zu locken.

Fernsehgelder (in Mio Euro)

Bitte diese Zahlen nur als Anhaltspunkte zu nehmen. Sie stammen aus verschiedenen Quellen zwischen 2011/12 und 2016/17.

2300 England
943 Italien
690 Deutschland
607 Frankreich
600 Spanien
244 Türkei
225 China
135 Deutschland II
81 USA
75 Portugal
70 Russland
62 Holland
57 Dänemark
44 Griechenland
24 Schweiz
20 Österreich
20 Tschechien
18 Norwegen

Spreizung

Die Spreizung, also die Unterschiede zwischen dem Krösus und dem Armenhaus ist mehr als das Zwanzigfache! Innerhalb eines Verbands gibt es aber oft Regeln, die diese Spreizung geringer halten, etwa wird sie in Portugal auf den Faktor 4 begrenzt. In Dänemark ist die Spreizung das 15-fache! In England dagegen ist die Spreizung nur 1,6 (142 Mio für den Meister und 91 Mio für den Absteiger).

Während in Deutschland der finanzielle Übergang zwischen der ersten und zweiten Liga fließend ist, ist er in England riesig. Um absteigende Vereine vor dem Ruin zu retten, werden an sie „Fallschirmgelder“ ausgezahlt.

Länderbeispiele

Dänemark

7,5 Mio für den Meister, 0,5 Mio für den Letzten. Was zählt ist die Popularität der Klubs, die über das TV-Interesse ermittelt wird. Je besser der Klub von den Fernsehanstalten bewertet wird, desto mehr wird an ihn ausgeschüttet (Draft-Prinzip)

Deutschland

Die Darstellung der Verteilung der Gelder ist in Deutschland außergewöhnlich transparent. Auf der Seite fernsehgelder.de erfährt man groschengenau, welcher Verein, wieviel und warum bekommt. Es gibt die Kriterien „Bestand“, das ist eine Fünf-Jahreswertung, dann auch „Nachhaltigkeit“, das ist eine 20-Jahreswertung, die zeigt, wie sehr ein Verein an die Liga gebunden ist, „Nachwuchsförderung“ bezieht sich auf den Einsatz von U23-Spielern sowie „Wettbewerb“, der mit dem Tabellenplatz zu tun hat.

In der laufenden Saison ist die Spreizung zwischen dem ersten (in der Ausschüttungsliste) Bayern und dem Tabellenletzten Nürnberg 3,6. Interessant ist auch, dass die Unterschiede zwischen der ersten und zweiten Liga gering sind, denn die Spitzenklubs der zweiten Liga bekommen mehr Fernsehgeld als die Nachzügler der ersten Liga.

England

142 Mio für Meister
91 Mio für Absteiger

In England ist die Spreizung innerhalb der ersten Liga gering, dafür aber riesig zwischen der ersten und der zweiten Liga. Nur 3 Prozent der Fernsehgelder werden für die zweite Liga ausgeschüttet. Der Abstieg aus der ersten Liga bedeutet also eine so große budgetäre Veränderung, dass die Vereine das nicht überleben. Daher werden sie im Abstiegsjahr durch so genannte „Fallschirmgelder“ unterstützt, um ihnen den Wiederaufstieg zu erleichtern.

Italien

30 % sportlicher Erfolg
25 % Zahl der organisieren Fans (!)
5 % Größe der Stadt

Portugal

15 Mio für Meister, 0,3 Mio für den Letzten. Die Spreizung ist also 50! Die Vereine vermarkten sich selbst. Benfica mit eigenem PayTV. 70% der Einnahmen fließen zu Benfica, Sporting und Porto.

Schweiz

25% Anzahl der Stadionbesucher und Werbeleistung der Klubs

Spanien

83 % Erste Liga
10 % Zweite Liga
3,5 % Fallschirmzahlungen
50% gleichmäßige Ausschüttung
25% sportlicher Erfolg gemessen an einem 5-Jahres-Schnitt
17% Reichweite im Fernsehen
8% Ticketverkauf der letzten 5 Jahre

Die Spreizung darf maximal 1:4,5 betragen.

Türkei

Gelder werden vom Verband nach eigenem Ermessen verteilt, ohne Angabe von Gründen für die unterschiedliche Höhe der Zahlungen.

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Titelbild aus Pixabay.com


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