Abschied von Peter
Rapid-Anhänger zu sein, eröffnet ein Universum neuer Freunde. Dabei führt der Zufall gekonnt Regie. Und mit diesem vergrößerten Freundeskreis steigt leider auch die Zahl derer, die man irgendwann zum letzten Mal im Stadion gesehen hat.
2012
Es war noch in St. Hanappi. Unsere Aboplätze waren seit 2007 beim Abgang 4 auf der Südtribüne. Ab 2012 war Florian mit seiner bestandenen Lehrabschlussprüfung auf Jobsuche und dabei lernte er in den Firmen, in denen er als Praktikant schnupperte, immer wieder KollegInnen kennen, so auch Janine. Doch aus dem Job wurde nichts, und Florian zog zur nächsten Firma, und die Suche nach einer festen Anstellung ging weiter.
2013
An einem Spieltag im Sommer 2013 entdeckte Florian in unserem Sektor seine frühere Kollegin Janine mit Peter, ihrem Opa. Es war schon das letzte Jahr in St. Hanappi. Wir trafen uns danach vor den Heimspielen im Stags-Head. „Wir“, das waren Hannes, Peter, Janine, Florian und Franz. Fallweise gesellten sich Dieter mit Benjamin und Thomas zu uns. In den beiden Saisonen im Happel-Stadion waren die Treffunkte vor den Spielen die Reblaus, das Gasthaus Hansy und zuletzt die Meierei in der Hauptalle. Danach ging es mit der Liliputbahn zum Stadion auf einen abschließenden Umtrunk beim „Würstelstand Stadion“.
Wir nahmen bei Flügen zu internationalen Auswärtsspielen teil; eines, das uns besonders in Erinnerung geblieben ist, war der Flug zu einem Spiel in Genk. Dort wurde uns erstmals bewusst, wie schwer für Peter die Bewältigung längerer Strecken war. Wir erfuhren, dass eine frühere Herzoperation ihren Anteil daran hatte. Trotz dieser Beschwerden versprühte er einen unnachahmlichen Humor, der die ganze Gruppe unterhalten konnte.
2014
Unter dem Eindruck der letzten Tage des Hanappi-Stadions gründeten wir 2014 den Fanklub „EwkiL“. Ein wichtiger Aspekt dabei war, bei den besonderen Veranstaltungen für Fanklubs teilnehmen zu können. Und tatsächlich ergaben sich gerade über diese Veranstaltungen interessante geschäftliche Beziehungen zwischen Rapid und einem Mitglied von EwkiL, die bis heute Bestand haben.
2016
Nach dem Ende der zwei Happel-Jahre wurde wieder das Stags-Head zum Treffpunkt von EwkiL. Der „Lackner-Tisch“ ist seither bei jedem Heimspiel für Janine, Peter und andere Gleichgesinnte reserviert.
Doch in den letzten Monaten wurde es stiller am Tisch 7 weil es für Peter nicht mehr möglich war, die Stiegenaufgänge im Stadion zu erklimmen. Peter lud uns aber immer noch ins Stag Head ein, auch wenn er selbst nicht mehr dabei sein konnte.
Peter war fotogen und daher für Fotografen ein beliebtes Motiv. Seine graue Mähne erinnerte ihn wahrscheinlich – genau so wie uns – an die eigene Jugend. Insgesamt 1060 Fotos habe ich in diesen Jahren von Peter gesammelt.
Am Donnerstag, 24.11. 14:00 verabschieden wir Peter an seinem Zweitwohnsitz in Manhartsbrunn im Weinviertel.
Meine Bewunderung galt Peters Fähigkeit, Alltagssituationen humoristisch zu kommentieren und damit auch Unangenehmes erträglich zu machen. Vor allem aber unvergessen ist die Zuneigung, die er seiner Enkelin Janine entgegengebracht hat.
Wir vermissen Dich, Peter!
Beerdigung, 24.11.2022, Manhartsbrunn
Arnold, Christian, Franz und Friederike fuhren ins Weinviertel, um von Peter Abschied zu nehmen. Das Wetter passte zum Anlass, es regnete. Auch Rositta und Christian II, Stammgäste an Peters Tisch im Stags Head, waren dabei.
Manhartsbrunn gehört zur Gemeinde Großebersdorf (ca. 2.000 Einwohner) im Bezirk Mistelbach – eine Mischung aus Speckgürtel, Landwirtschaft und – wie bei Peter – Zweitwohnsitz. Der Friedhof mit Aufbahrungshalle liegt auf einer Anhöhe, hinter der Kirche. Statt Blumen gab es eine Spendenbox für die „Österreichische Herzforschung“.
Der Text auf der Gedenkkarte
„Obwohl wir dir die Ruhe gönnen,
ist voll Trauer unser Herz.
Dich leiden sehen und nicht helfen können,
das war für uns der größte Schmerz.“
Warum gerade „Manhartsbrunn“?
Peter hat hier für die Familie ein Bauernhaus errichtet. Wir kennen die zahlreichen Bilder der Hühner und Hasen, die uns Janine in Facebook gesendet hat und um die sie sich rund um die Uhr bemüht hat (Janine wohnt in Floridsdorf!). Peter findet seine letzte Ruhestätte im Grab seiner Tochter Daniela, die er hier 2004 begraben musste.
Die Lieder während der Feier erinnerten an Peters Idole, „The Beatles“. Eingangs wurde „Imagine“ von John Lennon gespielt, beim Abschied „Let it be“. Ob Peter gewusst hat, dass das auch meine Welt der 1960er Jahre war?
Die meisten der zahlreichen Gäste fanden in der Aufbahrungshalle keinen Platz und blieben unter dem Vordach stehen. Auch daran haben Janine und Gerti gedacht, weil sowohl bei der Aufbahrungshalle als auch beim Grab Lautsprecherboxen aufgestellt waren. Das hat es mir ermöglicht, die Ansprachen des Trauerredners aufzuzeichnen. Interessenten finden die Audio-Datei bei den Bildern.
Mit einem Besuch beim Mäc in Schwechat endete unser letzter Weg mit Peter. Wir werden ihn sicher wieder besuchen.