Rapid und Kunst
Bei Besuchen von Kabarett- und Theatervorstellungen fällt mir auf, dass Rapid als der populärste Fußballverein Österreichs immer wieder in Nebenrollen vorkommt. Manchmal, um ganz allgemein zu zeigen, dass es um „Fußball“ geht, manchmal als Integrationsindikator in der Einwanderungsdebatte und dann auch wieder in einer Rolle, die die besondere Beziehung zum Stadtrivalen betont. Nicht immer kommt Rapid gut dabei weg.
Das war auch gestern, beim Besuch von „Zu ebener Erde und erster Stock“ im Volkstheater der Fall war.
Zu ebener Erde und erster Stock
Dieses Nestroy-Stück habe ich in guter Erinnerung in einer Aufführung des Theaters in der Josefstadt, das wir vor mehr als 30 Jahren gesehen haben. Es war damals eine ur-wienerische Inszenierung und daher meinte ich, dass es für unseren Freund
Marcel aus Brandenburg eine Art „Einführung in das Wiener Idiom“ sein könnte. Leider war das nicht der Fall. Mit Ausnahme einiger derber Schimpfwörter zu Beginn (die eigentlich nichts mit dem Original zu tun hatten), war das Wienerische der Schauspieler eher die Ausnahme.
Zu ebener Erde wohnt die Familie Schlucker mit dem 13-jährigen Christoph und die Regie hat alles unternommen, um das Stück aus dem Jahr 1835 im Heute anzusiedeln. Daher trat Christoph auch mit einem Rapid-Trikot mit der Nummer 11 auf. In einer Szene wird er als „Stofferl“ angesprochen, was semantisch durchaus an“Steffen“ erinnert. Alle Figuren sind ziemlich überzeichnet, auch dieser „Stofferl“ und daher kommt Rapid in diesem Kontext nicht so gut weg. Rapid als Symbol für „Unterschicht“. Da Stofferl unbedingt einen Panzer hinter sich herziehen muss, färbt auch dieser Umstand negativ auf die Marke Rapid ab.
Flügel
Im Kabarett „Flügel“ mit
Robert Palfrader und
Florian Scheuba geht es eigentlich gar nicht um Rapid, im Gegenteil, es geht um Red Bull aber gerade dadurch ist Rapid als Antithese zur Marketingmaschine RedBull sehr oft präsent. Wir haben das Stück (mit Hindernissen) besucht.
Ballverlust
Florian Scheuba (Rapid-Anhänger) und
Alfred Dorfer (Austria Anhänger) zeigen, was Fußball und Rivalität im Fußball sein kann.
Cordoba, Das Rückspiel
Hier handelt es sich um ein Buch von
Gerhard Haderer, Rupert Henning und
Florian Scheuba, das aber unter dem gleichnamigen Titel als Ein-Mann-Kabarett von
Cornelius Obonya gespielt wurde. Und es geht nur vordergründig um Fußball, denn das Thema ist Integration. Eine deutsche Familie aus dem Osten gelangt 1989 nach Österreich. Fußball ist hier der Indikator für Integration.
Leider hat
Haderer in seiner Illustration des Buchs kein einziges Mal dieses „Rapid“ dargestellt, daher hier eine Stelle aus dem Buch, bei dem der Sohn Rüdiger Verwandte empfängt. Es wird sichtbar, dass hier in nur einer Generation Schalke durch Rapid (betont auf der zweiten Silbe natürlich) ersetzt wurde.
Übersetzt auf die Realität könnte das bedeuten, dass erst, wenn Zuwanderer den Weg ins Stadion finden und nicht ihren türkischen, bosnischen oder kroatischen Heimatverein sondern Rapid anfeuern (der Verteilerkreisverein wäre in diesem Fall ausnahmsweise auch gut), erst dann hatte Integration Erfolgt. Derzeit findet ein solcher Prozess hauptsächlich über jene Spieler statt, die aus Zuwanderer-Familien ihre Karriere in den Schülermannschaften starten und sich bis in die Kampfmannschaft hinaufarbeiten.
Etwas ältere Bezüge zu Rapid
MA2412
Eine ziemlich unschöne Negativ-Darstellung von Rapid findet sich in der Rolle des Herrn Weber (dargestellt durch
Alfred Dorfer, bekennender Austria Fan) in ersten Folgen der Sitcom MA2412. Herr Weber und sein Gegenüber Ing. Breitfuß (
Roland Düringer) übertreffen sich in menschlichen Unappetitlichkeiten aller Art. Herr Weber glänzt durch eine Art herabwürdigendes „Productplacement“ indem er sich als Rapid-Fan outet und daher dann das Image dieser Figur auf die Marke Rapid negativ abfärbt.
In den späteren Folgen wurden die Rapid-Fanartikel durch Fanartikel der österreichischen Nationalmannschaft ersetzt.
Was gibt es Neues
Auch die Ratesendung „Was gibt es Neues“ kann nicht ganz ohne Fußball auskommen. Der als Rapid-Anhänger bekannte
Gerold Rudle hat in einigen Folgen seine Vorliebe für Rapid so deutlich zur Schau gestellt, dass diese Sager sogar für einen Rapid-Anhänger ziemlich unausgewogen gewirkt haben. Ich habe den Eindruck, als hätte man nach diesen Auftritten dem Rateteam die Auflage erteilt, diese anti-violetten Statements zu unterlassen.
2 Antworten zu “Rapid und Kunst”
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