Fußballplatz, Ort gelebter Meinungsfreiheit
Wenn uns einmal der Februar, ein Monat der frühen Vorentscheidungen, eingeholt hat, werden wir uns nicht mehr fragen, warum wir am Fußballplatz sind, sondern vielleicht trauern, vielleicht auch uns freuen. Aber jetzt, bei Minusgraden, ist der richtige Zeitpunkt, Grundsatzfragen nachzugehen.
Seit ich Fußballplätze besuche, frage ich mich, warum wohl man im 19. Jahrhundert diese (und viele andere) Sportarten erfunden hat und warum gerade der Fußball eine so große Verbreitung und Popularität erreicht hat. In den Anfängen konnte ja niemand wissen, wohin die Reise geht und dass es einst Stadien mit bis zu Hunderttausend Zuschauen geben würde. Die Gründe, Anhänger eines Fußballvereins zu werden, haben sich erst im Laufe der Zeit zu dem entwickelt, was wir heute erleben.
In dem Buch „111 Gründe, den SK Rapid zu lieben“ von
Gregor Labes, Kersten Bogner, Fabian Mosser, Gerald Pichler und
Jürgen Zacharias findet man wirklich viele Motive, um auf den Fußballplatz, insbesondere zu Rapid zu gehen. Mein hier konstruiertes Motiv ist ein Motiv hinter den Motiven, eine Art Manifest unserer gesellschaftlichen Ordnung und bezieht sich auf Fußball allgemein
(obwohl schon klar sein muss, dass der Wahre nur in Grün-Weiß gespielt wird – oder der in Violett?).
Ein weiteres Buch hat mir wichtige Hinweise für den Zusammenhang zwischen Fußball und Meinungsfreiheit geliefert. Ich hatte die Gelegenheit bei einem Vortrag des Historikers
Heiko Heinisch lauschen zu dürfen. Für mich als Techniker war dieser Vortrag von einer scharfen Logik geprägt wie man sie sonst nur in technischen Dokumentationen oder physikalischen Formeln vorfindet und die ich sich sehr genossen habe. Der folgende Text ist daher stark von den Aussagen des Buchs „Charlie versus Mohammed“ geprägt.
Wir hören bei jedem Spiel die Fangesänge und lesen die Aufschriften auf den Transparenten und das alles ist nicht immer nach unserem Geschmack und bei dem einen oder anderen Sager, hätten wir es lieber, wenn man die Ausrufe, die Transparente unterlassen oder wenigstens anderswie formulieren würde. Und es stellt sich uns oft die Frage in der Form
„Derfen’s denn des?“
Bisher hatte ich immer nur diffuse Antworten parat, wie
„so lange sich niemand aufregt…“, „die anderen sind ja nicht besser“ oder
„wo kein Richter…“ so ähnlich. Aber unter dem Eindruck dieses Vortrags von
Heiko Heinisch, kann ich meine Haltung zu diesen Ausdrucksformen der organisierten Fans präziser formulieren.
- Seit den Anschlägen von Paris gegen Journalisten (link),
- seit unser HBP gemeint hat, dass man das nicht tun dürfe, „die religiösen Gefühle unserer muslimischen Mitbrüder- und -schwestern beleidigen“ (link),
- seit der Herr Papst seinen Sager losgelassen hat, dass eine Beleidigung seiner Mutter eine Antwort mit der Faust zur Folge hätte (link),
- seit mein Freund Peter sich darüber aufgeregt hat, dass ich mich kraft meiner Zugehörigkeit zur KdfSM (Kirche des fliegenden Spaghettimonsters) über Religionen lustig machen würde und sich das nicht gehört (er ist mit dieser Meinung in bester Gesellschaft, wie man am Vorbild des HBP sieht),
- seit Aldi, der deutsche Hofer, eine Seife vom Markt genommen hat, weil darauf ein Bild der Haglia Sofia zu sehen war (link),
- seit Spar sein Halal-Fleisch aus dem Sortiment genommen hat (link),
- seit sich Religionsgemeinschaften scheibchenweise immer mehr Sonderrechte aneignen (link),
- seit ich das mitreißende und scharfsinnige Buch von Nina Scholz und Heiko Heinisch „Charlie versus Mohammed, Plädoyer für die Meinungsfreiheit“ gelesen habe…
…hat sich meine Überzeugung von der Richtigkeit und Wichtigkeit der Kritik absurder Weltanschauungen gefestigt und ich besuche seither Fußballspiele noch lieber als vorher.
Was diese Dinge mit Fußball zu tun haben?
Alles!
Fußball, in der Form wie wir ihn erleben, als „Mannschaften mit Anhängern“, die miteinander in Wettbewerb stehen, ist eine Manifestation von Meinungsfreiheit.
Es gibt eine Unzahl von Fußballvereinen. Alle diese Vereine haben das Ziel ganz oben zu stehen. Und ein sommerlicher Voralpen-Cup ist für die teilnehmenden Vereine ebenso bedeutend wie für andere die Champions-League. Für die Anhänger dieser Vereine gibt es nur eine Wahrheit: die ihres Vereins. Sie dürfen und sollen diese Wahrheit verkünden wann und wo immer sie wollen. Sie dürfen auch – und das ist in diesem Zusammenhang besonders wichtig – die völlig identischen Ziele des Gegners missachten, verachten und – sofern das nicht persönlich ist – auch beschimpfen und beleidigen; nicht die Personen, die Ideen.
Wenn es also heißt:
„wir vernichten Austria Wien“, dann ist das vielleicht nicht gerade zurückhaltend oder rational aber es darf sein. Und natürlich muss auch das Gegenteil möglich sein, wenn es heißt
„schwuler SCR“ (na ja, über Geschmack lässt sich streiten). Es geht nicht um den Einzelnen, es geht um die Idee. Und es geht nicht darum, ob die jeweilige Äußerung gefällt oder nicht, sondern darum, dass sie gesagt werden darf.
Ich füge ausdrücklich hinzu, dass sich diese emotionalen Sager auf die Idee eines Fußballvereins beziehen aber nicht auf konkrete Akteure. Leider gehen in der Praxis diese Dinge ineinander über. Aber es ist ein kollektiver Lernprozess, wie ich noch zeigen möchte.
Das Wichtigste am Fußball ist daher nicht, was man selbst als das Wichtigste erachtet, nämlich den eigenen Verein, sondern im Gegenteil: es sind die Gegner. Nur durch ihre Existenz und durch ihre gleich gelagerten Rechte verleihen sie der eigenen Idee eine Existenzberechtigung und Gewicht. Ein Fußballverein ergibt überhaupt erst einen Sinn, wenn es andere Vereine gibt! Und die Idee des eigenen Vereins bekommt erst durch die Stärke des Gegners entsprechendes Gewicht.
Das kann man an den Zuschauerzahlen ablesen. Wenn Rapid gegen Parndorf spielt, kommen 200 Zuschauer, gegen den Lokalrivalen 20.000 und gegen Real Madrid könnte man 200.000 Karten verkaufen. Erst der Gegner gibt einem Verein Bedeutung.
Wir können aus der Beobachtung des Verhaltens von Zuschauern bei Fußballspielen leicht erkennen, wo Parteinahme für den eigenen Verein, für die eigene Idee ihre Grenzen hat. Es ist immer dort, wo Grundrechte des jeweils anderen (als Einzelperson) beschnitten werden. Was also nicht „geht“, ist
- wie immer geartete Gewalt gegen andere,
- persönliche Beleidigungen,
- Sonderrechte (aber auch keine besonderen Benachteiligungen)
Aber Kritik am Gegner, auch wenn sie derb ausfällt, muss möglich sein. Diese, meist kollektiv vorgetragene, Kritik beschneidet in keiner Weise Rechte der Anhänger des kritisierten Vereins. Diese können weiterhin an dem Glauben festhalten, ihr Verein wäre der Größte. Dieses Recht nimmt ihnen ja die vorgetragene Kritik nicht weg. Und das ist bei Religionen ganz genau so.
In der Praxis ist das alles nicht ganz so ideal, wie wir wissen, und daher brauchen wir leider immer auch die Exekutive, sei es im Alltag oder am Fußballplatz aber, wir alle lernen laufend dazu.
Vor einigen Jahren wurden wir beim Versuch, mit der U4 nach Hütteldorf zu fahren, von der Exekutive in der Station Karlsplatz ziemlich energisch vom Bahnsteig vertrieben. Später erkannten wir den Grund: es gab eine komplett violett besetzte U-Bahn-Garnitur und man wollte uns vor Problemen bewahren, weil wir mit unseren grünen Schals unsere Vorstellungen von Fußball zu deutlich zur Schau gestellt haben. Ich habe mich damals gefragt, ob man nicht eher die Randalierer im U-Bahnzug hätte disziplinieren müssen. (Gilt selbstverständlich auch für die genau umgekehrte Farbkonstellation.) Stattdessen folgte das Verhalten der Exekutive eher dem Vorschlag des HBP, dass man die „Gefühle des andersfarbigen Kollektivs nicht verletzen dürfe“, weil die sich dann – mit Recht vielleicht sogar? – zu Wehr setzen würden und die sie kritisierende grün-weiße Idee tätlich angreifen würden?
Bei Fußballspielen findet aus meiner Sicht ein Lernprozess mit dem Ziel statt, jeweils andere Standpunkte als gleichwertig zu akzeptieren. Keiner der Anhänger einer Mannschaft kann sicher sein, dass ein Sieg, also eine Bestätigung seiner Idee, sich in alle Ewigkeit wiederholt. Egal, ob triumphaler Sieg oder erniedrigende Niederlage, es ist die Aufgabe der Anhänger trotz heftigster Emotionen mit diesen Situationen zivilisiert umzugehen. Wenn jemand der Meinung ist, dass das bei manchen Spielen nicht der Fall wäre, dann stimme ich dem durchaus zu aber: man kann es als einen nie enden wollenden Lernprozess betrachten.
Im Sinne dieses Lernprozesses hätte die Exekutive damals in der U-Bahn-Station folgendes tun müssen: sie hätte einige mutige Rapidler in einen violetten Waggon eskortieren sollen. Und im Falle von Aggression, egal von welcher Seite, zeigen sollen, dass das ein No-Go ist. Natürlich gilt dasselbe für die umgekehrte Farbsituation. So aber hat die Exekutive den gewaltbereiten Randalierern im U-Bahn-Zug geradezu Geleitschutz gegeben.
Für mich ist ein Fußballspiel die Erkenntnis, dass es sich trotz oder gerade wegen dieser Konflikte zwischen den Anhängern der beiden Kontrahenten um einen höchst wichtigen Prozess handelt, bei dem immer wieder ausverhandelt wird, dass jeder das Recht hat, seine Meinung zum Ausdruck zu bringen. Im Falle des Fußballs besteht die Kuriosität darin, dass diese konkurrierenden Ideen völlig identisch sind und – (die Anhänger der jeweils wahren Lehre mögen mir das verzeihen) – es geradezu eine Karikatur von gesellschaftlich viel höher bewerteten Ideen wie zum Beispiel der Religionen ist; und ich frage mich, warum diese Religionen einen so wichtigen Vorzug genießen.
Unterschätzt mir den Fußball nicht!
Um wie viel höher diese Religionen moralisch angesiedelt sind, kann man sich durch einen exemplarischen Vergleich von Aussagen ihrer heiligen Bücher vor Augen führen.
Man soll sich also – in der Diktion des HPB – nicht über eine Idee lustig machen, die einem Terroristen, der sich für seine Idee in die Luft sprengt und dabei viele Menschen in den Tod reißt, einer Idee, die ihm 72 Jungfrauen im Paradies verspricht und deren Protagonisten solche Lehren ungestraft verbreiten dürfen, mit dem Ergebnis, dass es doch immer wieder Einzelne gibt, die das Gelernte in die Tat umsetzen. Und es ist offenbar ein ebenso hohes Gut, wenn die männerdominierte Hierarchie der katholischen Kirche das Recht für sich beansprucht, die Regeln in den Schlafzimmern ihrer Mitglieder festzulegen und bei der Festlegung dieser Regeln, die Hauptbetroffenen, die Frauen nicht weiter zu Wort kommen lässt. Und auch diese Idee soll man achten und nicht verächtlich machen dürfen.
Ganz zu schweigen von den unappetitlichen religiös-umrahmten Äußerungen einzelner Stars wie zum Beispiel unseres
David Alaba, der sicher ist, dass er seine „Kraft nur Jesus verdankt“ (Aufschrift auf seinem Trikot) und der (oder ein Fan von ihm) unter diesem Titel sogar eine eigene
Facebookseite betreibt (
link). Dieser Standpunkt ist natürlich sehr praktisch – für die Sieger. Es ist eine weit verbreitete Argumentationslinie, zu behaupten, Gott wäre auf der Seite der Erfolgreichen. Das hat Calvin trefflich in die Welt gesetzt und wurde von den Wohlhabenden eines ganzen Kontinent dankbar aufgegriffen. Dort gilt dann auch der Umkehrschluss, dass die Armen für ihr Schicksal selbst verantwortlich seien, wie zum Beispiel zuletzt
Kira Grünberg und
Lukas Müller. Na,
David, was ist die Haltung Deines Jesus zu diesen beiden tragischen Schicksalen? Waren diese beiden zu wenig mit Jesus verbunden? Wenn ich den Aufdruck auf Deinem T-Shirt richtig deute, ja, selber schuld, hätten sie doch!
Über diese Auswüchse der moralisch so hoch eingeschätzten Religionen darf man sich also nicht lustig machen, weil man damit Gefühle verletzt. Alle diese skurrilen Ideen sind laut unserem HBP sakrosankt und von Kritik frei zu halten. Und wer redet bitte über die Gefühle jener, die diesen abstrusen Ideen nicht nachhängen wollen? Die haben keine „Gefühle“? Diese Rücksichtnahme verleiht den Religionen Sonderrechte, die ihnen im Wettbewerb der Ideen nicht zustehen. Sie müssen sich, wie andere Strömungen auch, Kritik in den besagten Grenzen gefallen lassen, sonst beginnt unser Wertesystem zu bröckeln und gerade das, was wir nicht wollen, eine Parallelgesellschaft mit eigenen Regeln, die sie noch dazu – kraft der Empfehlung des HBP – als Sonderrecht bevorzugt, beginnt, sich zu etablieren.
Das ist genau der Punkt. Es ist das höchste Gut, das wir zu verteidigen haben, nämlich das der Meinungsfreiheit. So, wie es uneingeschränkt erlaubt ist, einer dieser Ideen anhängen zu dürfen, sei es irgend eine der Hunderten Religionen inklusive Rapid und Austria, so ergibt sich daraus unmittelbar der Schluss, dass es jeder Anhänger dieser Ideen ertragen muss, dass es Menschen gibt, die diese seine Idee gar nicht so toll finden, sie missachten und sich sogar darüber lustig machen. Und ja, sie dürfen das.
Jeder erhobene Zeigefinger eines selbst ernannten obersten Moralhüters ist überhaupt nicht angebracht, denn dazu braucht man ihn nicht, denn seine Empfehlung geht in die ganz falsche Richtung, da dieses Recht verfassungsmäßig als unser höchstes Gut gesichert ist und gerade seine geforderte Rücksichtnahme den Grundstein zu Sonderrechten begründet.
Ob wir die Form der Ideenkritik geschmackvoll finden oder nicht, ist damit nicht gemeint. Es geht nur darum, ob sie ausgesprochen, geschrieben, gesungen oder gezeichnet werden darf.
Und gerade dieser Umstand zeigt, wie wichtig es ist, alle diese Ideen, seien sie auch noch so abwegig, einerseits nicht zu unterdrücken aber anderseits auch nicht eine vor der anderen bevorzugen, sei es durch ein Konkordat, das die Gehirnwäsche der Kinder im Zeichen dieser dubiosen Ideen seit den Dreißigerjahren fördert oder durch ein Islamgesetz, von dem vermutet wird, dass die Beschneidung der Knaben indirekt legalisiert und damit dieser Praxis einen Vorrang einräumt, der von anderen Grundrechten bereits als unzulässig genannt wird.
Eine solche Ungleichbehandlung von Ideen durch den Staat scheint auf den ersten Blick beim Fußball nicht gegeben zu sein. Aber mit einer Rückschau auf die Ereignisse, die zum „Westbahnhof-Prozess“ geführt haben, kann man sehen, dass es auch beim Fußball eine verschiedenartige Bewertung der Farben gegeben sein kann.
In einem Konflikt zwischen Anhängern von Rapid und der Austria am Wiener Westbahnhof standen ausschließlich die Rapidler auf der Anklagebank und obwohl sich Richterin und Staatsanwältin über die Motivlage dieser Begegnung im Unklaren waren (siehe
Bericht der Presse vom 3.10.2011) wurde kein einziger (!) der Austria-Anhänger auch nur als Zeuge vorgeladen. Und das, obwohl in den Presseberichten deutlich angemerkt wurde, dass das Aggressionspotential bei beiden Seiten gegeben war.
Wandzeitung
Unsere Stadt ist ja an mehr oder weniger freundlichen Meinungsäußerungen nicht gerade arm. Auch die Vertreter der rivalisierenden Fußballklubs schenken einander nichts. Da dieser Beitrag nicht den einen gegen den anderen Verein ausspielen will, beschränken wir uns auf einen gemeinsamen „Feind“, die Politik. So schaut das dann aus:
Wir können annehmen, dass nicht der Besitzer des Hauses selbst die Schrift angebracht hat, sondern jemand, der sich kein Gewista-Plakat leisten kann aber seinen Unmut dennoch loswerden will. Der Umstand der Schrift auf der Wand ist sicher eine Sachbeschädigung und strafbar. Die Botschaft selbst darf aber sein. Sie ist zwar beleidigend aber durch ihre Unschärfe, Pauschalierung und offensichtliche Unrichtigkeit kann sich kein bestimmter Politiker betroffen fühlen.
Das ist ein bisschen so wie eine Aufschrift „1312“, die anfangs von der Exekutive als beleidigend und als Delikt empfunden wurde, schließlich aber durch die Unschärfe der Aussage (wie in einem Lernprozess) keine weiteren Folgen für den Träger der Aufschrift zur Folge hat (
link). Daher hatte die tolle Choreografie beim letzten Spiel RB-Rapid aus diesem Grunde keine weiteren Folgen.
Auf den Fußballplätzen stehen solche wechselseitigen Beschimpfungen der Hardcore-Fanblocks auf der Tagesordnung. Nicht gerade vornehm drücken sich die Fußballfans aus und es geht hier nicht darum, für diese Töne zu werben.
Es geht nur um die Frage, ob sie zulässig sind oder nicht. Und genau so, wie der Zugang zu Ideen ein freier ist, steht auch der Kritik dieser Ideen nichts im Wege.
Was im Zeichen des Terrors mit erhobenem Zeigefinger eingemahnt wird, ein falsch verstandener Respekt vor diesen Ideen, wurde eigentlich schon mit der Erfindung des Fußballspiels im 19. Jahrhundert als falsche erkannt.
Es ist gerade der Umstand, dass wir, die oft als „Proleten“ titulierten Fußballplatzbesucher, diese Beleidigungen unserer Idee ertragen lernen ohne – wie der Herr Papst – mit der Faust zurückzuschlagen. Und glaubt es mir, es ist nicht lustig, wenn man die ganze Woche einem sehr wichtigen Spiel, etwa einem Derby entgegenfiebert und so wie bei der letzten dieser Begegnung bis zur Schlussviertelstunde das Spiel offen halten konnte und dann doch noch ein Gegentor kassiert und prompt mit einem hämischen „Auf Wiedersehen“ oder „Wir sind die Nummer Eins in Wien“ (schärfere Sager erspare ich mir hier) von den gegnerischen Fans verabschiedet wird. Aber wir wissen, dass keiner dieser Siege ein endgültiges Urteil ist und die Karten nach neun Runden neu gemischt werden und dann vielleicht wir einen Sieg feiern werden.
Ich frage mich daher, welche dieser Ideen man mehr Beachtung schenken sollte; der Idee der Religionen oder der Idee des Fußballs. Fußball steht für Meinungsfreiheit und Toleranz wie sehr man auch vom jeweiligen Gegner gedemütigt wird. Zurückgeschlagen wird nur am Spielfeld, nicht in der persönlichen Begegnung (zumindest ist das das „Lernziel“).
Und wo genau lehren das die Religionen? Das Oberhaupt der hiesigen Leitkultur fordert im Falle von Beleidigungen das Zurückschlagen mit der Faust. Der Islam macht Nägel mit Köpfen und bringt Kritiker gleich einmal um. Aber das darf man nicht kritisieren, weil man damit irgendwelche dubiosen Gefühle verletzt.
Auf die Fußballplätze mit ihnen, da könnten sie lernen, was es heißt, Beleidigungen auszuhalten!
Mein 112. Grund, den SK Rapid zu lieben ist, dass man hier, Hütteldorf in überspitzter Art Ideen kritisiert und man es darf und weil das die Anhänger der jeweiligen Gegner auch tun dürfen. Das ist die Grundlage einer westlich aufgeklärten Gesellschaft abgebildet in einem Spiel.
Fußballplatz, Ort gelebter Meinungsfreiheit.
4 Antworten zu “Fußballplatz, Ort gelebter Meinungsfreiheit”
[…] zu führen, dass er persönlich damit gemeint sein könnte. Das wurde ausführlich im Beitrag „Fußballplatz, Ort gelebter Meinungsfreiheit“ […]
[…] Fußballplatz, Ort gelebter Meinungsfreiheit (22.1.2016, Beleidigungen gegen ein Kollektiv dürften nicht strafbar sein, Blasphemie, Heiko Heinisch) […]
[…] Fußballplatz, Ort gelebter Meinungsfreiheit […]
[…] Fußballplatz, Ort gelebter Meinungsfreiheit […]