Rapid-Innsbruck
2:1 (1:0)
Die spätere Unzufriedenheit des Rapid-Publikums mit dem Spiel kann man bereits an den Quoten erahnen: 1,4 : 4,5 : 6,0.
Die Quoten sind ein Abbild unserer eigenen Einschätzung der Kräfteverhältnisse. In unserer Vorstellung ist Rapid der klare Favorit, der Block skandiert:
„Wir sind Eure Hauptstadt Ihr Bauern“. Vor dem Hintergrund dieser Selbstüberschätzung, erscheinen uns Fehler noch gravierender als sie sind, ist die Freude über den Sieg eher gedämpft, hätte man doch noch das eine oder andere Tor mehr erwaret.
Zwar war Rapid phasenweise ganz gut drauf, aber dass wir nicht in Rückstand geraten sind, verdanken wir einigen bravourösen Abwehraktionen. Und es war nicht nur
Richard Strebinger, der sicher scheinende Tore verhindert hat, auch Rettungsaktionen von Feldspielern auf der Linie waren mit dabei. Es war also keineswegs ein Spaziergang, es war letztlich eine große Anstrengung für beide Mannschaften mit dem glücklicheren Ende für Rapid. Dass die Spiele gegen vermeintlich schwache Gegner nicht so leicht sind, wie wir uns das vorstellen, möchte ich an einem Bild illustrieren. Der Schlusspfiff ist ertönt und diese beiden dürften schon sehnsüchtig darauf gewartet haben, denn sie sind einfach umgefallen:
Zwischen Genie…
Aus Anlass ihres 30-jährigen Bestehens bereiteten die Ultras eine Choreoshow der Superlative vor, die in unseren Breiten wohl ihresgleichen sucht.
Schon am Weg ins Stadion erzählte mir ein Mitarbeiter der Rekordmeisterbar, dass die Ultrast schon am Vortag umfangreiche Vorbereitungsarbeiten durchgeführt haben. Eine nette Geste, dass man den Aufsteiger Wacker Innsbruck in dieses Fest einbezogen hat, vielleicht, um nicht der Austria beim Derby eine allzu große Bühne zu bieten.
Das Motto war
„Der Vorhang fällt,
die Show beginnt“. Dieser Spruch war schon unmittelbar nach dem Einlass zu sehen und hat mich zunächst irritiert, denn wenn der Vorhang fällt, ist normalerweise die Show zu Ende. Doch dieses Missverständnis wurde gleich nach Beginn der mehrteiligen Feierlichkeiten aufgelöst. Weil es so schön war, hier die chronologische Abfolge der Show:
Beim Einlass ist das Spruchband
„Der Vorhang fällt,
die Show beginnt“ bereits befestigt:
Der Vorhang wird aufgezogen
Der Vorhang sagt:
„Ultras 1988-2018, Ultras-Rapid Block West, 30 Jahre“
Zeitgleich wird auf den Anzeigentafeln das 30-Jahre-Logo mit Lorbeerkranz gezeigt.
Jetzt fällt er, der Vorhang, und dahinter wird ein Transparent über die ganze Tribüne sichtbar.
Die Darstellung zeigt einen Theaterraum mit dunkelroten Sitzen und auf der Bühne geht die Show ab:
„30 Jahre Ultras Rapid“
Dem nicht genug, dem Riesentransparent folgt eine Zettelchoreografie mit etwas unklarem Inhalt. Zuerst haben wir auf den Indianer getippt, dann haben wir diesen wieder verworfen.
In der 30. Spielminute stand es schon 1:0 für Rapid und der Block produzierte auf Kommando eine Konfettiparade in den Farben rot-blau-gtün-weiß die einen gut sichtbaren Dreißiger in die Luft zeichnete.
Die zweite Spielhälfte begann mit einer wahren Doppelhalter-Orgie über die ganze Tribüne. Jeder Doppelhalter zeigte „30“.
Den Beginn Rapid-Viertelstunde markierte eine Pyroshow mit roten Fackeln. In den Rauch blitzen kurz fliegende Raketen wie Leuchtkäfer in den Farben grün-blau-weiß auf.
…und Wahnsinn
Ich dachte schon, wir hätten ein Spiel ohne Gehässigkeiten gegen das eigene Team erlebt, doch leider war es nicht so. Nach der Verabschiedung der Mannschaft tönte es unüberhörbar vom Block:
„Gogo raus“.
Warum man diese Töne nicht etwa gegenüber
Büskens oder
Canadi angestimmt hat, verwundert mich. Wie schon im
Bericht über das Spiel gegen Bukarest gezeigt wurde, hatten diese beiden Trainer nur halb so viele Punkte wie unser
Gogo und dennoch hatten sie den Rückhalt des Blocks. Verstehe das wer will.
Ein Team verdient nur dann diesen Namen, wenn es zusammen hält. Das zeigt uns der Block West mit seinen großartigen Choreografien. Würden nicht alle bei diesen Aktionen mitwirken, könnte das alles nicht entstehen. Und dasselbe gilt für die Mannschaft und das Trainerteam. Wenn in diesem Gefüge nicht alle an einem Strick ziehen, können wir nicht erfolgreich sein.
Sollte es notwendig werden, Personalrochaden vorzunehmen, wird das sicher passieren. Aber eine so lautstarke Forderung macht es dem Präsidium fast unmöglich, ihr zu folgen, nicht einmal, wenn es denn so sein müsste, denn man würde das Präsidium dann als Marionette des Blocks bezeichnen.
Ausweg: wir steigen am Donnerstag auf und vergessen den „Sturm im Wasserglas“.
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