…immer gebn…

Optimistisch – wie Rapidler sind – hatte ich bei allen anderen dieser Dezenien das Gefühl, eine Etappe absolviert zu haben, der noch viele folgen würden.  Und da das Leben wie ein Fußballspiel zu sein scheint, dass man nämlich nie weiß, wie die nächste Etappe/das nächste Spiel ausgeht, hier zunächst ein Blick auf die nüchternen Zahlen:


Mit zwanzig Jahren hat jeder das Gesicht, das Gott ihm gegeben hat, mit vierzig das Gesicht, das ihm das Leben gegeben hat, und mit siebzig das Gesicht, das er verdient. (Albert Schweizer)


Todesfälle pro 1.000

Es gibt ein ziemlich unumstößliches Gesetz, dass nämlich dieses Abenteuer „Mensch“ noch niemand überlebt hat. Und einer dieser Menschen, ein  gewisser Gomperz, hat im 19. Jahrhundert für die Sterberate folgendes herausgefunden: Beginnend beim 30. Lebensjahr verdoppelt sich alle 8 bis 9 Jahre die Sterbewahrscheinlichkeit, etwa wie in der folgenden Tabelle:

Alter   Todesfälle auf 1000 Menschen
30 0,7
40 1
50 3
60 9
70 15
80 40
90 200
100 500

Es ist wie russisches Roulette, bei dem immer mehr Kammern mit Munition gefüllt sind. 15 von 1000 70-jährigen erleben den 71er nicht. Und wenn es dann jemand bis 100 schafft, dann überlebt die Hälfte aller 100-jährigen das 100. Lebensjahr nicht. Nur Otto Filipsky weiß, wie man den Zippe-Zappe überlistet!

Wenn man also die verbleibenden Jahre schon auf den zehn Fingern ablesen kann, bekommen die Begegnungen mit Freunden einen ganz besonderen Wert. Geschenke werden fast wieder wie in der Kindheit
wahrgenommen. Dass ich von Peter einen Whisky bekommen habe oder von Friederike einen Rapid-Wein, das hat schon was, eine neue Familie ist entstanden!


Wenn die Jugend wüsste und das Alter könnte… (unbekannt)


Blumensymbolik

Es kommt nicht oft vor, dass einem Oldie Blumen geschenkt werden, aber ich habe welche bekommen (Danke Andrea, Merlin & Helmut).

7 weiße Rosen am 17.11.

Diese Blumen waren eine Woche lang eine Pracht, doch heute plötzlich…


Die selben 7 weißen Rosen am 26.11.

…schauen sie so aus. Diese Blumen symbolisieren irgendwie unser Dasein. Sie strahlen einige Tage lang eine große Schönheit aus, sind aber auch gleichzeitig ein Signal für die Vergänglichkeit von allem, auch der von Rapid, so traurig das auch sein mag. 

Und auch dieses Gomperz-Gesetz lässt sich an den Blumen gut veranschaulichen, denn einige der Blüten halten noch tapfer aus, während andere schon den Kopf hängen lassen.


Für angenehme Erinnerungen muss man im voraus sorgen. (Paul Hörbiger)


Idealismus

Fußball hat es an sich, dass es sehr viele Menschen gibt, die ihre Arbeitszeit einem Verein unentgeltlich zur Verfügung stellen. Die unteren Ligen könnten gar nicht anders existieren, aber auch Rapid hat – trotz aller Größe – etwas davon bewahrt.

Das Präsidium agiert ohne Bezahlung, viele Fanklubs verbreiten die Botschaft „Rapid“ durch „Missionierung von Ungläubigen“, und sie tun es aus Begeisterung für diese Idee. Rapid dankt ihnen durch eine eigene Weihnachtsfeier und ein informatives Treffen vor Saisonbeginn.

Einige Schreibtischtäter verwenden ihre Zeit, um sich schreibend dem Phänomen „Fußball“ anzunähern. Dazu gehören

  • Gerhard Niederhuber, Obmann des Anhängervereins „Klub der Freunde des S.C. Rapid“, der seit etwa 45 Jahren die Zeitschrift „Grünzeug“ herstellt; wir nähern uns der 600- Ausgabe
  • Christian Bruckner, mit seinem Blog http://brucki.blogspot.com/, der praktisch kein Rapid-Spiel auslässt. und dazu zählen nicht nur die Pflichtspiele. Brucki reist auch zu den Rapid-Trainingslagern und berichtet dort über Begegnungen der dortigen Ligen. Lesenswert! Besonders bemerkenswert ist, dass Brucki das neben einem Vollzeitjob absolviert! 
  • Franz Fiala, der Autor dieses Tagebuchs, der sich vor 20 Jahren nicht hätte vorstellen können, dass er es einmal mit Fußball zu tun bekäme, der sich aber diesem Phänomen immer mehr angenähert hat, sodass es mittlerweile aus dem Alltag nicht wegzudenken ist. In manchen intensiven Wochen habe ich das Gefühl, ein Rapid-Mitarbeiter zu sein, aber eben einer dieser Idealisten.
  • uvam.

Rapid schätzt die Arbeit, die andere in Rapid investieren. Genauer gesagt sind es immer Menschen, die es für diese Idee „Rapid“ tun. In diesem Fall sind es die Mitglieder des Präsidiums, immer das Leitbild vor Augen, die dafür sorgen, dass Rapid sich so präsentiert, wie man das von Rapid erwartet. Und Andy Marek, der die einzige Konstante in der bewegten jüngeren Geschichte von Rapid geworden ist und der seine Rapidler so wie seine eigene Familie behandelt. 


Älter werden ist, wie auf einen Berg steigen; je höher man kommt, umso mehr Kräfte sind verbraucht; aber umso weiter sieht man. (Ingmar Bergman)


Rapid gratuliert!

So geschah es, dass ich einen Anruf von Andy Marek bekam, mit dem Hinweis, dass ein Geschenk auf mich wartet, weil ich eben nunmehr 70 Jahre alt geworden bin. Am nächsten Tag kam tatsächlich mit der Post ein Paket und in diesem Paket war ein Flasche Gin, im Rapid-Stil verpackt. Ich lernte, dass man Gin nicht pur genießt und praktisch immer mit anderen Getränken mixt und kann daher schon Gin-Fizz und Gin-Tonic herstellen. Andere können das schon in einem früheren Lebensalter, ich habe es eben jetzt mit 70 gelernt. Danke Andy, danke Rapid!

Nach etwa einer Woche war ich im Fanshop, um eine neue Jacke und eine Umhängetasche zu kaufen. Am Weg zurück durch die Keißlergasse kam plötzlich ein Anruf. Es war Andy Marek. Ich solle einige Meter zurück gehen und da war er dann auch im ersten Stock der Röhre an seinem Schreibtisch.

Andy hat den Eingangsbereich zum Stadion immer in seinem Blickfeld.

Ich bedankte mich für den Gin, doch der kam gar nicht von ihm, sein Geschenk war noch im Fancorner und ich solle mir das holen. Hier ist es:

Rapid-Trikot „Franz Fiala 70“

Das war ein so besonderes Erlebnis, dass ich Euch das unbedingt erzählen wollte. Ich habe mir vorgenommen, dieses Trikot bei jedem der kommenden Spiele, die ich noch besuchen kann, zu tragen.

Happy Birthday Franz! Bleib gesund! Herzlichst, Andy

Mit zwanzig regiert der Wille, mit vierzig der Verstand und mit siebzig das Urteilsvermögen. (Benjamin Franklin)


Von wem war der Gin?

Da ist jetzt die Frage, denn als ich die toll verpackte Flasche bekam, dachte ich, sie sei von Andy und vielleicht war irgendwo in der Schachtel eine Botschaft, die unbeachtet blieb. Danke daher an den unbekannten Gratulanten bei Rapid!


Memento mori

Ein Mensch, von Arbeit überhäuft,
indes die Zeit von dannen läuft,
hat zu erledigen eine Menge,
und kommt, so sagt man, ins Gedränge.

Inmitten all der Zappelnot
trifft ihn der Schlag, und er ist tot.
Was grad so wichtig noch erschienen,
fällt hin: Was bleibt von den Terminen?
Nur dieser einzige zuletzt:
Am Mittwoch wird er beigesetzt –
und schau, den hält er pünktlich ein,
denn er hat Zeit jetzt, es zu sein.

(Eugen Roth)


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