Alle Jahre wieder…

…stellt sich eine kleine Gruppe von HardCore-Anhängern bei Rapid an, um die besten Plätze bei der Weihnachtsfeier zu bekommen. Sie kommen viele Stunden vor dem Verkaufsbeginn und verbringen eine Nacht bei Rapid. Früher war das einfach im Freien, und da konnte es schon ganz schön kalt sein. Wir hatten damals Infrarot-Strahler mit und auch kleine Heizkörper, für deren Betrieb uns Ivica ein Kabel aus dem Fancorner ins Freie gelegt hat. 

Mit dem neuen Stadion genießen wir einen bisher nicht gekannten Komfort, denn wir dürfen in der Aula übernachten. Aber mit der Bequemlichkeit verlängert sich offenbar die Wartezeit. Vor etwa fünf Jahren genügte es, am Vorabend zu kommen, um der Erste oder wenigstens unter den Ersten zu sein. Heuer wäre man damit aber schon der 15. gewesen; man muss also früher dran sein.

Wenn Du einfach nur dabei sein willst, dann genügt es, wenn Du auch nur ein paar Minuten vor Verkaufsstart kommst. Wenn man nämlich nicht unmittelbar bei der Bühne sitzt, dann versucht man das Geschehen ohnehin durch einen der vielen Monitore zu beobachten. Und dann ist der genaue Sitzort gar nicht so wichtig.

Um Kaufablauf zu verkürzen, habe ich die Liste der Mitgliedskarten (die meisten sich vom „Klub der Freunde“) bereit am Vortag zur Kontrolle an Martina gesendet.

Wartenummer 1: 05:45 *) Roman (30 Karten)  startet die Warteschlange bei -3 Grad

Roman hat einen eigenen Anstell-Rekord vom Vorjahr um zwei Stunden überboten!


Wartenummer 2: 07:00 Sonnenaufgang Franz (44 Karten, KdF) kommt mit der S80

08:15 Röhre öffnet

09:00 Wartenummer 3: Andrea aus Meidling (20 Karten)

10:15 Mobi-Clo wird geliefert

10:30 Wartenummer 4:  Roman II (GWF, 13 Karten)

11:00 Einkauf Billa

12:00 Mittagessen in der Rekordmeisterbar (Fleischlaberln mit Erdäpfelpüree und Bohnensuppe, gespült mit Rotem Zwickl)

12:30 Didi und Iwan kommen vom/zum Training

13:00 Arnold besucht uns. Sein Handy funktioniert seit der Russlandfahrt nicht. Reparatur ist angesagt.

14:00 Wartenummer 5:  Wolfgang / Markus (16 Karten, Steirische Panther)

15:00 Der Pfarrer und sein liebster Schützling kommen vorbei

16:00 Anita und Jasmin (12 Karten)

17:00 Andy Marek sieht nach dem Rechten. Wir legen eine Liste mit Wartenummern an.

22:30 etwa 13 Wartende

24:00 Man vertreibt sich die Zeit mit DKT und FIFA

02:00 es wird in diversen Lagen geschlafen:

03:00 Bei einem Wettspiel verliert David und muss im Schnee Liegestütze fabrizieren und ein Rapid-Lied singen. Der schlafende Franz bekommt einen Kuss.

06:45 Wartenummer 25

06:30 Martin bringt ein Frühstück vom McDonalds (Danke!)

07:00 Fernsehteam W24 kommt und befragt die Wartenden

Wartesituation um etwa 7:30

08:00 Wartenummer 40, Andy Marek kommt, der Verkauf beginnt

08:15 Wartenummer 60 wird vergeben

09:00 Jeder hat Karten für die Weihnachtsfeier bekommen, der E-Mail-Verkauf beginnt.

Wenn Unbetuchte die besten Plätze bekommen

Rapid ist ein Mitgliederverein – und Rapid lebt das auch, zum Beispiel in der Art, wie die Plätze bei der Weihnachtsfeier vergeben werden. Die ansonsten übliche Prozedur zur Vergabe knapper Güter bei hoher Nachfrage – wie zum Beispiel von Grundstücken in Wien oder Eintrittskarten für Events – ist der Markt. Eine Art Auktion. Wer mehr zahlt, bekommt bessere Plätze. Man könnte das auch bei der Rapid-Weihnachtsfeier machen. Dann wären wir gar nicht dabei, und wenn doch, dann in den letzten Reihen. Wenn aber das Zahlungsmittel nicht Geld sondern Zeit ist, dann siegen jene, die sich für ihre Leidenschaft 26 Stunden anstellen.

Das Anstellen ist auch nicht mehr das, was es war!

Mit steigendem Komfort verlängert sich auch die Wartezeit. In den Zeiten des alten Fancorners war ich am Freitag 16:00 für einige Stunden der erste. Allerdings musste man im Freien ausharren. Heute dürfen wir um 8:00 in die Röhre bei angenehmen 20 Grad, und da das nicht so „weh“ tut, ist auch 07:00 nicht früh genug, um der Erste zu sein.


*) Als Roland mir erzählt hat: „ich bin seit fünf Uhr fünfundvierzig da“, ist mir das irgendwie bekannt vorgekommen. Nach einigen Recherchen war mir dann klar, dass es am 1. September 1939 um 10:00 war als die Nummer „18“ verlautbart hat, dass eben seit 5:45 zurückgeschossen worden wäre. So verlieren sogar gewöhnliche Zahlen ihre Unschuld. Ich werde mich bemühen,  in Zukunft „dreiviertelsechs“ oder Viertel vor Sechs“ zu sagen.

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