Austria-Rapid

6:1 (4:1) 

Wir haben gesagt, die Vorzeichen wären gut, weil wir motiviert mit dem Rückenwind vom Sieg gegen die Rangers nach Favoriten gekommen sind. 

Man hätte auch der Meinung sein können, dass wir nach einer Europacuprunde nie gut abgeschnitten haben.

Dass sich gerade die zweite Prognose durchsetzen würde, konnte man am Spiel bis zur 35. Minute nicht ablesen. Nach meinem Eindruck spielte Rapid selbstsicher und gut nach vorne orientiert. Die Austria lauerte nur auf Konter!

Dass gerade der Matchwinner vom Glasgow-Spiel zum Match-Looser im Derby wird, hätte wohl niemand gedacht!

Aber nicht nur dieses, auch andere Spiele erleiden einen Kippeffekt nach Schlüsselszenen, die so nicht hätten unbedingt passieren müssen. Bei demselben Spiel gab es eine Szene in der dritten Minute, in der Jeggo ziemlich rotverdächtig in den Gegner hineingeflogen ist. Es gab aber nur Gelb. Nach meiner Einschätzung wäre das ein halbe Stunde später wohl Rot gewesen. In der Anfangsphase geben Schiedsrichter nicht gerne spielentscheidende Karten. In der Schlüsselszene, der Notbremse von Dejan, hätte man auch der Meinung sein können, dass der rechts mitlaufende Dibon sich noch vor dem Stürmer befunden habe und daher hätte man auch hier Gelb geben können, leider war es aber Rot. Warum ein Ball, der direkt auf die Mauer zufliegt, durch eben diese hindurchfliegen kann (in der Elektronik nennt man das Tunneleffekt), lässt einen  Zuschauer an der Sinnhaftigkeit der Maßnahme „Mauer“ zweifeln, weil der Tormann noch dazu den Ball erst sehr verspätet und dann noch abgelenkt wahrnimmt. Warum der Ball nach der Abwehr nicht neben das Tor gehen kann, sondern genau auf die Stange gehen muss, das weiß auch nur der Ball. 

Ich will sagen, dass nicht von dem was wir bis zu dieser Szene so hat passieren müssen und dass es ohne jemandes Zutun auch hätte anders kommen können. Bis zu diesem Zeitpunkt konnte man von einer Überlegenheit der Austria ja keineswegs sprechen. 

Dass ein Ausschluss das Selbstvertrauen der einen Mannschaft so aufbauen und das der anderen so zerstören kann, das kennen wir vom früheren Rapid nicht. Wir erinnern uns an das erste Spiel von Max Hofmann, damals gegen Sturm Graz auswärts, in dem dieser in der 4. Minute ausgeschlossen wurde und Rapid das Spiel dennoch mit 4:2 gewonnen hat. Wo sind diese Zeiten geblieben?

Der Fluch nach dem Rauswurf von Zoki hält unvermindert an, vielleicht sollten wir einmal mit dem Rapid-Pfarrer nach Mariazell pilgern oder dem Fußballheiligen Luigi Scrosoppi ein anderes Opfer bringen? 

Historisch

Im Frühjahr sprachen wir von einem historischen 4:0-Auswärtssieg von Rapid, ein halbes Jahr später von einer historischen Niederlage.

Schon während des Spiels kramten die im Hintergrund arbeitenden Redakteure in ihren Datenbanken und vermeldeten einen historischen Sieg der Austria.

Wie historisch der Sieg wirklich war, zeigt die folgende Tabelle, die alle Spiele zeigt, bei denen Rapid sechs oder mehr Tore kassiert hat: 

2018-12-16 Liga Austria Wien A 1:6
2016-02-18 EL FC Valencia (E) A 0:6
2014-07-19 Liga Red Bull Salzburg A 1:6
2014-03-02 Liga Red Bull Salzburg A 3:6
2002-04-28 Liga Austria Salzburg A 1:6
1990-04-14 Liga FC Wacker Innsbruck A 1:6
1986-05-06 Cup Austria Wien H 4:6
1974-04-17 Cup Austria Wien H 2:6
1969-10-11 Liga Austria Wien H 0:6
1961-11-22 EC-Cup AC Fiorentina (I) H 2:6
1956-08-04 Mitropa Cup Vasas Budapest (H) A 2:9
1956-02-12 EC-Meister AC Milan (I) A 2:7
1943-10-24 Liga Vienna A 2:10
1943-05-23 Cup (Dt) Kapfenberger SV A 3:6
1943-02-28 Liga Vienna A 4:6
1943-02-21 Liga FC Wien H 4:6
1943-02-14 Liga FAC A 1:7
1942-12-06 Liga Austria Wien H 2:6
1936-02-16 Liga Admira A 5:6
1934-07-01 Mitropa Cup AC Bologna (I) A 1:6
1934-05-10 Cup Admira A 0:8
1933-02-19 Cup Austria Wien H 4:6
1931-01-11 Cup Admira A 2:6
1930-03-02 Liga Austria Wien H 4:8
1928-10-28 Mitropa Cup Ferencvaros (H) A 1:7
1927-10-30 Mitropa Cup Sparta Prag (CZ) A 2:6
1922-10-15 Liga Austria Wien H 3:7

Amüsiert hat mich, dass auch in der Spielzeit des Rudi Flögel (er feierte beim Spiel gegen die Rangers seinen 79. Geburtstag und ich habe ihn damals als Schüler bewundert) ein 6:0 der Austria am 11.10.1969 aufscheint, wo wir doch immer wieder gerne aus seinem Mund hören, dass man damals doch deutlich mehr Spiele gegen den Stadtrivalen gewonnen als verloren habe. Die damalige sehr prominente Aufstellung: Jørn Bjerregaard, Erich Fak, Rudolf Flögel, Anton Fritsch, Gerald Fuchsbichler, Geza Gallos, Gebhardt, Walter Glechner, Helmut Redl, Josef Reisinger, Ewald Ullmann, Werner Walzer, Christoph Wirth

Hier ein historischer Vergleich der Spiele heute und gestern gegen die Austria:

       Anzahl  S   U   N    
2007-2016 40 38% 30% 33%
1960-1969 27 37% 19% 44%

Man sieht, dass man geneigt ist, die Vergangenheit positiver zu sehen als sie tatsächlich war. Es ist das Gegenteil der Fall. Man hat damals mehr Spiele als heute verloren! Wer hätte das gedacht!

Wir werden eine andere Mannschaft sehen!

Das waren die Worte von Didi schon bei unserer Mitgliederversammlung. Er meinte damals das nächste Spiel gegen den LASK nach der Länderspielpause. Ja, wir haben damals eine andere Mannschaft gegen den LASK gesehen, eine, die klar unterlegen war, ohne Hoffnung auf einen Punkt. Danach folgte der sensationelle Auswärtserfolg gegen Spartak. Und diese Worte sind auch jetzt vor der Winterpause gefallen, man werde im Frühjahr eine andere Mannschaft sehen….

Dieser Satz ist nichts anderes als eine Durchhalteparole des Trainers (mir würde auch nichts besseres einfallen). Dass sich der Punkteschnitt nicht und nicht nach oben bewegen will, spricht für Gogo, spricht auch nicht gegen Didi. Es ist einfach nicht mehr drin. Beide Trainer dürfte so ihre Qualitäten haben. 

Rapid-2018

Jürgen Hartmanns 2250. Spiel

Es wäre Jürgens 2250. Spiel gewesen, doch dieses runde Jubiläum wird er – ja nach Zählweise – bei einem winterlichen Trainingsspiel oder dann beim ersten Bewerbspiel im 1/16-tel-Finale erleben,

Jürgen hat bereits von dem Spiel auf sein rundes Jubiläum hingewiesen und ich dachte, er hätte es durch die Polizeiaktion versäumt, doch er war nicht beim Corteo mit dabei, wie er in Facebook mitteilt, und wurde daher Augenzeuge vom 6:1-Heimsieg der Austria.

Der Fanblock wurde bei seinem Marsch zum Stadion von der Polizei ein paar Stunden lang „aufgehalten“. Dabei wurde auch über eine eigenartige Route über einen extrem schmalen Weg unmittelbar neben der Autobahn berichtet. 

90minuten.at berichtet über die Ereignisse vor, während und nach dem Spiel. Es wird berichtet, das die „Eingekesselten“ (Indianer?) fünf Stunden in der Kälte stehen mussten und nichts zu trinken bekamen und auch nicht auf eine Toilette gehen konnten. 

Außenstehende müssen den Eindruck haben, als würden bei Rapid 2.000 Schwerverbrecher durch die Lande ziehen. 

Ich deute das Vorgehen der Polizei nach der Lektüre der Berichte so, dass es gar nicht ihre Absicht war, die Fangruppe bis ins Stadion zu begleiten, sondern dass man es dem Fanblock einfach einmal „zeigen“ wollte. Sie in „freier Wildbahn“ wie in einem Indianerfilm „einkesseln“. Eine Art Rache gegen furchteinflößenden Aufschriften wie „1312“, nach deren Anblick die Damen und Herren von der Polizei psychologische Hilfe und einen freien Tag brauchen, um sich von dem Trauma nach dem Dienst bei einem Rapid-Spiel zu erholen.

Man kann diese neue Dimension der Polizeigewalt gegen Fußballfans durchaus auch als die Handschrift des neuen Herrn Innenministers deuten, denn dieser Marsch zum Stadion wird ja schon seit vielen Jahren in derselben Art durchgeführt und die Block-Verantwortlichen haben Erfahrung damit. Warum also bei diesem Marsch so brutal gegen die Gruppe vorgegangen wurde, könnte durchaus am neuen Wind aus dem Innenministerium liegen. 

Wem immer ich begegne, der Fußball aus der Zeitung kennt, berichtet mir von Horror-Szenarien, die sich auf den Plätzen abspielen sollten, wo auch ich zu Gast bin und die ich selbst noch nie erlebt habe. Nicht, dass es keine Vorfälle gibt, aber man muss sie in Relation mit den Menschenmassen sehen, die eben bei Großveranstaltungen teilnehmen. Leider spielt das von der Presse gezeichnete Bild der Rapid-Fans der Behörde in die Hände. 

Die Hetze gegen die Rapid-Fans hat einen Gang zugelegt. Ist es nicht praktisch, dass man eine Minderheit in die Enge treiben kann, ohne dass jemand dagegen protestiert, weil die Presse die Öffentlichkeit schon entsprechend präpariert hat und sozusagen die große Masse hinter sich weiß?

Ambiente

Wir gehen seit dem 4:1-Auswärterfolg im Prater nicht mehr zu den Spielen bei der Austria, weil die damals miterlebten Übergriffe auf den Familiensektor nicht besonders motivierend waren. Wir zogen die freundliche Rekordmeisterbar dem Stadionbesuch vor. 

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