Rapid-Hartberg

2:2 (2:0)

Wie das Spiel war, wissen wir. Wer den Verlauf nachlesen will, benutze bitte den Rapid-Spielbericht.

Rapid leidet unter seinen Fans

Wir müssen davon ausgehen, dass alle Beteiligten das Beste wollen und bei diesem Bemühen vielleicht übersehen, dass das Gegenteil von gut oft nicht schlecht, sondern „gut gemeint“ ist. Da aber schon mehrere Trainer- und Spielerkarrieren durch das Engagement bei Rapid einen Knick bekommen haben, und Rapid es trotz teurer Kündigungen nicht schafft, Sicherheit in die Mannschaft zu bekommen, kann man auch einmal etwas anderes als den Grund hinter den Misserfolgen vermuten als die Mannschaft (wie beim heutigen Spiel) oder den Trainer (wie bei Zoki oder Gogo).

Viel Licht…

.. und eine Bewunderung ob der Darbietung des Fanclubs Gioventù (=italienisch für „Jugend“) anlässlich seines 15-Jahr-Jubiläums zu Beginn des Spiels und in der Pause, ebenso für den Support des Blocks. Aber auch…

…viel Schatten

Ist es nicht eine eigenartige Jugend, die als eines ihrer Hauptsymbole eine Person mit einem gezückten Messer zeigt? Gegen wen wollte man denn die Waffe erheben? Stört das niemanden im Stadion? Kann man das durch eine durchaus tolle Choreografie gewissermaßen gegenrechnen? Ist das ein Deal (mit dem Verein)?

Wer braucht Support?

Den Support braucht der Block als Mittel des Zusammenhalts, als Attraktion für weitere Mitglieder. Den Support braucht der Verein, weil die Stimmung für viele Zuschauer ein Motiv ist, ins Stadion zu kommen. Ich brauche den Support, weil sich schöne Bildmotive abseits des Rasens ergeben. Aber ehrlich gesagt, würde ich auf diese Bildmotive gerne verzichten, wenn Rapid dafür mehr Erfolg hätte.

Ein Fußballspiel braucht den Support nicht. Definitiv nicht. Es gibt dazu wissenschaftliche Studien, die Ergebnisse von Geisterspielen mit ganz normalen Spielen mit Support vergleichen: es gibt keinen signifikanten Unterschied. Ich verweise auf das Buch „Der Fußball, die Wahrheit“, Seite 185 ff, Im Kapitel „Das eigene Team zur Niederlage klatschen“. In England wird es „Choking under Pressure“ genannt, (=“Versagen unter Druck“), was bedeutet, dass eine Mannschaft einem zu hohen Erwartungsdruck nicht standhält, dass also Support sogar den nachteiligen Effekt haben kann, insbesondere, wenn man die Schiedsrichterbefindlichkeit mitberücksichtigt. Was wir also sehr oft als eklatante Benachteiligung durch den „Unparteiischen“ beobachten, kann auch durch den Publikumsdruck entstanden sein.

Dass Support nicht unbedingt nötig ist, dazu brauchen wir aber keine besondere Studie, unser Stadion ist Versuchsobjekt genug. Wäre nämlich Support ein wesentliches Erfolgskriterium, müsste Rapid überlegener Tabellenführer sein. Ist es aber nicht. Man muss nur auf die Auswärtstribüne schauen. Nicht einmal ein voller Autobus hat es von Hartberg nach Wien geschafft. Und trotz dieses Nicht-Supports konnte Hartberg in Hütteldorf bestehen.

Der Support war das ganze Spiel toll, hatte aber mit dem Spiel eigentlich nichts zu tun. Es ist so, wie wenn ich an meinem Arbeitsplatz Musik höre. Aber nach dem Schlusspfiff wurde der Einheitssupport plötzlich zu einem anlassbezogenen Support, die Mannschaft wurde geradezu vom Feld gepfiffen. Welchen Zweck soll denn das gehabt haben? Erinnern wir uns an den (falschen aber immer wieder zitierten) Vergleich mit der eigenen Arbeit. Wie wird es denn um die Motivation für eine höhere Arbeitsleistung bestellt sein, wenn das Klima durch den Chef vergiftet wird?. Die Reaktion als Betroffener ist doch unschwer zu erraten. Und warum soll das bei Spielern anders sein?

Es könnte also den Capos im Block (übrigens auch unserem Trainer, der von der Psyche der Spieler nichts wissen will, das seien ja Profis) nicht schaden, auch einmal ein einschlägiges Buch zu studieren und sich mit den durchaus nicht immer positiven Folgen von zu viel und von falschem Support auseinander zu setzen.

Wenn die Austria für uns gespielt hätte…

Es wäre uns etwas peinlich gewesen, den Violetten etwa dankbar dafür sein zu müssen, dass sie uns durch einen Sieg gegen Sturm zur Meistergruppe verholfen hätten. Wir können fast froh sein, dass die Austria es nicht geschafft hat. Wäre das passiert, dann hätte Mattersburg mit seinem Sieg seine Minichance gewahrt und das obere Play-Off erreicht und nicht das große Rapid.

Trainerbilanz

Nun hat sich der Block nichts sehnlicher gewünscht als Gogo vor die Tür zu setzen und dafür ein Rapid-Urgestein zu holen. Ich denke, dass die seither 22 Bewerbspiele doch genug sind, um eine erste Bilanz zu ziehen und was ist besser als ein objektiver Vergleich?

Punkte Spiele Trainer
1,41 22 Dietmar Kühbauer
1,73 68 Goran Djuricin

Ist es nicht ziemlich ernüchternd? War es nicht ein No-na-Ziel, die Meistergruppe zu erreichen? Stellen wir uns einmal vor, Gogo hätte diese Ergebnisse von Didi eingefahren und hätte so wie dieser nicht die Meistergruppe erreicht. Ich will mir dieses dann folgende Gepfeife und Geheule gar nicht vorstellen, es ist für unsere Mannschaft ohnehin schon erniedrigend genug.

Man könnte nun einwenden, dass ja Gogo drei Mal so viele Spiele geleitet hat und dass er eben in Summe mehr Punkte geschafft hat, weil auch bessere Spielphasen dabei waren. Nehmen wir also nicht alle 68 Spiele von Gogo sondern nur die letzten 22, denn die waren es offenbar, wegen der er gehen musste. Das sind die Spiele 0 SKN (0:2), 1 Mattersburg (1:1), 0 RB (1:2), 3 Spartak (2:0), 0 Austria (0:1), 1 Sturm (1:1), 0 Bukarest (1:2), 3 Innsbruck (2:1), 3 Bukarest (3:1), 0 LASK (1:2), 3 Slovan (4:0), 1 WAC (0:0), 0 Slovan (1:2), 1 Altach (1:1), 3 Admira (3:0), 3 Kufstein (5:0), 1 WAC (0:0), 3 Altach 4:1), 0 RB (1:4), 3 LASK (2:0), 0 Sturm (2:4), 3 Admira (4:1). Aber auch hier ist sein Punkteschnitt besser als der von Didi, nämlich 1,45.

Was, wenn die Trainer gegen eine gemeinsame Ursache für das schwache Abschneiden ankämpfen? Etwa kann man anführen, dass die Einkäufe am Beginn dieser Saison nicht vielversprechend waren und sich seither nicht weiterentwickelt haben. Die Neuzugänge Pavlovic und Ivan erzielten in der Liga in 22 Spielen je ein Tor. Das ist nicht nur unterdurchschnittlich, das ist für Spieler im Sturm geradezu unterirdisch.

Also ist Fredy schuld?

Von Schuld freisprechen kann man das Scouting nicht. Fußball ist Wettbewerb auf vielen Ebenen. Ein Sportdirektor, der die besseren Spieler um weniger Geld holt ist in dieser Disziplin der Sieger. Wenn billig eingekauft wird, freut das den Kassier, es kann aber unterm Strich ein teurer Einkauf gewesen sein, und diesen Eindruck kann man bei Rapid durchaus haben.

Alle Sportdirektoren fischen im selben Teich und wenn einem von ihnen ein guter Fang gelingt, muss man sich doch fragen, warum man bei Rapid auf diesen „Fisch“ nicht auch aufmerksam geworden ist. Ein Beispiel dafür ist der LASK-Spieler Joao Victor, der um 400.000 Euro von Kapfenberg geholt wurde. Er erzielte in 22 Spielen 18 Tore. Von so einem Spieler kann man bei Rapid nur träumen. Stattdessen fischen wir in Transsylvanien und Umgebung.nach Spielern, die man weit weniger intensiv beobachten kann als einen Spieler in Österreich.

Da nun offenbar Didi seinen Posten so sicher hat wie Richard Strebinger gesetzt ist, wird ihm zunächst nichts passieren. Dass ein Riesenbetrieb wie Rapid nach der Pfeife von emotionsgeladenen Jugendlichen tanzt, ist für den von uns allen gewünschten Erfolg sehr betrüblich, denn durch die vielen Neustarts kann sich keine „stabile Großwetterlage“ ausbilden.

Interessanter Weise wusste man beim Block ganz genau, dass nach der Niederlage gegen St.Pölten der Trainer die Schuld am fehlenden Erfolg hatte, aber bei dem heutigen Unentschieden gegen Hartberg galt der Unmut doch eindeutig der Mannschaft. Einen „Didi raus“-Ruf konnte ich nicht hören. Das ist ziemlich unlogisch, denn die Mannschaft ist dieselbe wie unter Gogo.

Was, wenn man den Block nach den unfairen Pfiffen gegen Gogo einfach für ein Spiel wegen Vereinsschädigung gesperrt hätte? Mit der gleichzeitigen Botschaft, dass es allein dem Verein obliegt, die Arbeit des Trainers zu beurteilen. Nach den bekannten Publikationen spielt nämlich die Anwesenheit der Blocks für das Ergebnis keine Rolle.

Und wie geht es weiter?

Eventuell hat dieser derzeit siebente Platz vielleicht auch Vorteile, allerdings nur dann, wenn Rapid das untere Play-Off gewinnen kann, was bei den top-motivierten „Dorfklubs“ gar keine so klare Sache ist. Sollte das aber gelingen, wäre ein internationaler Platz durch die drei Entscheidungsspiele im Bereich des Möglichen.

Eine Zeitung meinte, dass die Teilnahme an der Qualifikationsgruppe einen Verlust von einer Million wegen der geringeren Zuschauerzahlen bedeuten würde. Da hat man aber wahrscheinlich nicht den Rattenschwanz an Langfrist-Folgen mitgerechnet, die das internationale Geschäft betreffen, denn die Unmöglichkeit UEFA-Punkte zu sammeln, erschwert die zukünftige Teilnahme in der Gruppenphase, weil man zu den ungesetzten Teams gehören würde. Weiters fehlen in der nächsten Saison viele weitere Millionen durch die Nichtteilnahme in der Gruppenphase. Und die (durchaus erreichbaren) Top-50 der UEFA-Rangliste sind dann auch nicht realistisch möglich. Dass man sich über den Cup qualifizieren könnte, scheint mit der heutigen Darbietung auch eher unrealistisch.

Glücklicherweise ist es aber Fußball, der immer wieder für Überraschungen gut ist. Und wie Stimmungen und Einschätzungen sich auch schon nach einem Spiel ändern können, hat man nach dem Sieg gegen RB gesehen. Gehen wir also mit einem Rest an Hoffnung auf einen Sieg im Cup-Halbfinale und einen günstiges Abschneiden in der Qualifikationsgruppe in die Länderspielpause.

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2 Antworten zu “Rapid-Hartberg”

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