Rapid-Innsbruck

Prognosen

Die Wettanbieter sind nach der überraschenden Heimniederlage gegen Hartberg vorsichtiger geworden. Waren die Quoten gegen Hartberg noch 1,15:10, hat man bei Tipp 3 mit 1,3:7 die Euphorie etwas gebremst. Sogar mit einem Rückstand traut man Rapid noch einen Sieg zu, aber ein 2-Tore-Rückstand ist den Buchmachern dann doch zuviel, das etwa das Ergebnis des Spiels gegen Hartberg widerspiegelt.

Und so wirklich kann sich ein Rapid-Anhänger auch nicht vorstellen, dass man gegen Innsbruck verlieren könnte. Mit einem Sieg wäre man sicher im Halbfinale und wenn die kommenden Ergebnisse nicht total daneben geben, auch auf Platz 1 der Qualifikationsgruppe und könnte das Halbfinale als Heimspiel austragen. Der Zuschauerschwund der letzten Spiele könnte mit diesen zwei zusätzlichen Heimspielen wieder kompensiert werden.

1:0 (0:0)

Dass spielerische Überlegenheit nicht gleich auch Tore zur Folge hat, zeigte uns die erste Halbzeit. Rapid mit deutlich mehr Spielanteilen, gefälligen Kombinationen die aber kaum Gefahr erzeugten, weil Innsbruck gut verteidigt hat und sich nur ausnahmsweise in die gegnerische Hälfte gewagt hat. Der Halbzeitstand 0:0 ist daher nicht weiter überraschend; auch vor einem historischen Hintergrund. Von den 4036 Pflichtspielen, die Rapid bisher bestritten hat, war der Pausenstand bei 823 Spielen 0:0, also bei 20% aller Spiele.

Anzahl Pause (von 4036 Pflichtspielen)
823 0:0
677 1:0
500 0:1
370 1:1
197 2:1
113 1:2
65 2:2

Wenn man also einen Tipp abgeben soll, wie ein Spiel zur Pause steht, dann sollte man sich für 0:0 entscheiden, damit hat man die größten Chancen.

Nach der Pause hatte man den Eindruck, als hätten die Innsbrucker die Hoffnung auf mehr als nur einen Punktgewinn verspürt und intensivierten ihre Angriffe, doch nach einigen Großchancen gelang es dann unserem Stürmer doch, das erlösende Tor zu erzielen, die Vorlage kam übrigens von Boli, der sich auch sonst – sprachbedingt, beide sprechen französisch – sehr gut mit Aliou versteht.

Nach dem 1:0 hatte man den Eindruck, als würde Rapid das Ergebnis über die Runden bringen wollen, was auch prompt den Druck der Innsbrucker erhöht hat.

Badji – Pavlovic

Warum das Sound-Team beim Tor von Aliou seine ganz persönliche Tormelodie
„Baci baci tambo chiki chiki chikita“ nicht gespielt hat, widerspiegelt die „Euphorie“, die derzeit bei Rapid herrscht. Für andere Vereine wäre es in dieser Situation ein Fest, die Qualifikationsrunde für sich entschieden zu haben, bei Rapid herrscht Frust, egal, wie die Spiele ausgehen. Das ganze Lied bei YoutTube.

Alious Torquote ist höher als die von Andrija:

Spiele  Min  Min/ Tore Min/
Spiel Tor
14 720 51 5 144 Badji
27 1545 57 8 193 Pavlovic

Spielercharakter

Der subjektive Eindruck ist, dass sich Badji auffälliger und mannschaftsdienlicher ins Spiel einbringt – aber vielleicht ist es nur seine markante Frisur die ihn gut erkennbar macht.

Woran erkennt man jemandes Charakter? Ich würde sagen, daran, wie er was macht. Wobei sprachbegabte Menschen sich eine zeitlang hinter Worten verstecken zu können; Fußballer können das nicht. Sie können nicht überlegen, ob sie sich in der einen oder anderen Situation besser in Szene setzen könnten. Alles geht viel zu schnell, verstellen gibt es nicht.

Schobi weiß, dass er gut ist, vielleicht ist der davon etwas zuviel überzeugt. Beim heutigen Spiel war es nicht so ausgeprägt, weil ihm seine Gegenspieler mehr Raum gegeben haben, aber es gab Spiele, da konnte man spüren, dass er gar nicht genug Gegner vor sich haben konnte, gegen die er sich durchsetzen wollte. Das Ergebnis war: Ballverlust und Frust beim Publikum: „hätte er doch den Ball rechtzeitig abgegeben“: Schobi ist ein „Mann der Tat“. Beim Treffen im Klub der Freunde war er eher wortkarg.

Unser Kapitän Stefan ist dagegen recht redefreudig und vielleicht war dieses Talent auch mit ein Grund, dass er die Kapitänsrolle übernehmen musste. Was für uns irritierend ist, sind die völlig unverständlichen Fehlpässe,
oft ohne Bedrängnis. Ist es Schlamperei, ist es Nervosität? Keiner weiß!

Tormannfrage

Den Tormann beim Innsbruck-Spiel zu wechseln mag genau nach unserem Geschmack sein – das hätten wir dem Trainerteam schon viel früher vorgeschlagen. Allerdings wird man den Eindruck nicht los, dass man diesen Wechsel wegen der geringeren Bedeutung des Spiels vorgenommen hat, so ähnlich, wie man früher den Zweier-Tormann bei den damals als weniger wichtig eingestuften Cup-Spielen eingesetzt hat.

Bei diesem ersten Einsatz nach dem Salzburg-Auswärts-Spiel im Vorjahr machte Tobias einen ähnlich souveränen Eindruck wie damals. Er hat großes Selbstvertrauen, dirigiert seine Vorderleute und strahlte Sicherheit aus. Ich plädiere dafür, Tobias mehr als nur dieses eine Spiel zeigen zu lassen, was er drauf hat oder zumindest die beiden Torleute abwechselnd einzusetzen.

Ambiente

Während unser Block-West einen Spar-Support veranstaltet, kamen die Innsbrucker in beachtlicher Zahl zum Spiel. Nach dem Führungstor von Rapid entrollte man das Spruchband „FC Wacker Innsbruck, keinen Schritt zurück“. Ob sie wohl für den gegenteiligen Spielverlauf einen anderen Spruch mitgeführt hätten?

Zuschauerzahlen

Die Zuschauerzahl der letzten Heimspiele zeigt leicht steigende Tendenz.
Beim letzten Spiel der Vorrunde sind gegen Hartberg noch 19.200 Besucher ins Stadion gekommen. Danach gab es aber einen deutlichen Einbruch auf 11.600 (Admira). Seither nimmt das Zuschauerinteresse wieder langsam zu:

13.801 Innsbruck (11.5.)
13.100 Hartberg (23.4.)
12.300 Mattersburg (13.4.)
11.600 Admira (30.3.)

Das Zünglein an der Waage

Rapid hat sich in die Qualifikationsgruppe „verirrt“. Aus der Sicht des Publikums sind alle Spiele eigentlich Pflichtsiege und daher ist auch das Interesse geringer. Doch als aufmerksame Zuschauer wissen wir, dass kein Spiel ein „Pflichtsieg“ ist, und die Ergebnisse bestätigen das.

Unsere Mannschaft hat aber die Rolle gut angenommen und den erwarteten „Spitzenplatz 7“ erreicht. Da aber Rapid nicht alle Spiele gewonnen hat, spielen die punktuellen Niederlagen und Unentschieden von Rapid eine wichtige Rolle im Abstiegskampf. Die schiedsrichterbedingte Niederlage gegen Hartberg könnte in der Schlussabrechnung für den späteren Absteiger wichtig werden.

Auch den Verfolger, also jene Mannschaft, gegen die Rapid im Halbfinale bestehen muss, bestimmen wir selbst durch die Ergebnisse mit. Würden wir zum Beispiel das kommende Auswärtsspiel gegen Mattersburg gewinnen und das Heimspiel gegen Altach verlieren, könnte aus dem derzeit wahrscheinlichen Halbfinal-Gegner Mattersburg auch Altach werden.

Cup-Meisterschaft

Es steht ab heute fest, dass Rapid am Dienstag, 28.5. das Halbfinale gegen den dann Achtplatzierten absolviert.

Ob diese Reform nun tatsächlich nach dem Geschmack des Publikums ist, werden uns die Analysen zeigen, bei Rapid ist es sicher nicht der Fall und eventuelle Erwartungen nach höheren Zuschauerzahlen kann man nciht beobachten. Wozu dann also das Ganze? Da Ziel war doch: höhere Einnahmen durch größeres Interesse.

Für Rapid ist die Situation ein einziger Frust. Schwere aber unattraktive Gegner. Ein Cup-System entscheidet über eine allfällige Teilnahme an einem internationalen Bewerb.

Eine Meisterschaft ist ein Jeder-gegen-Jeden-Spielsystem mit einer Schlussabrechnung. Jedes Spiel zählt gleich viel. Die große Zahl der Spiele gleicht eventuelle Zufälligkeiten aus.

Ein Cup ist ein KO-System, wer verliert, scheidet aus. Wegen des (viel) größeren Zufallsanteils wird ein Cup-Bewerb als geingerwertig angesehen.

Rapid hatte historisch Vorteile im Meisterschaftssystem, offenbar, weil die Leistungsfähigkeit des Vereins, getrieben durch den immer schon starken Anhang diesen Spielmodus begünstigt hat. Eventuelle Schwankungen in den Ergebnissen konnte der Verein langfristig wieder gut machen und das ergab eben die stolze Zahl von 32 Meistertitel.

In einem Cup-System ist der Zufallscharakter der Ergebnisse ungleich höher. Ausrutscher haben das sofortige Aus zur Folge.

Rapid steht an einem für eine Meisterschaft außergewöhnlichen Punkt, nämlich vor einem Halbfinalspiel am Dienstag, 28.5., wahrscheinlich gegen Mattersburg, bei dem es völlig gleichgültig ist, wie viele Punkte man gegenüber seinem Gegner voraus ist. Ein einziges Spiel entscheidet, ob man weiter kommt oder nicht. Ein Cup in der Meisterschaft. Es mag spannend sein, belohnt aber den Glücklichen, nicht den Tüchtigen.

Wenn wir uns an das Spiel gegen Hartberg erinnern und an die damaligen Schiedsrichter-Entscheidungen, dann kann so etwas wieder passieren, und nicht unbedingt spielerische Qualitäten entscheiden, sondern allein die Zufälligkeiten, die in einem Spiel halt so passieren können.

Wir können gespannt sein, wie lange es diese „Meisterschafts“-Modus geben wird.

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