Tag der offenen Tür

Ambiente

Das Wetter hatte Einsicht, der Regen hat sich zurückgehalten, die Temperatur war angenehm, die Stimmung war perfekt, Andy Marek lief zur Höchstform auf.

Meisterwerk Mannschaftsfoto

Immer wieder wurde auf der Video-Wand das Mannschaftsfoto mit dem neuen Trikot angezeigt. Das Bild hat aber ein kleines Geheimnis, das erst sichtbar wird, wenn man es mit dem Bild von 1907 vergleicht:

Mannschaftsbild 1907 und 2019 (Bildmontage aus Facebook „Erich H.“, Danke!)

Das Mannschaftsbild 2019 ist mit sehr viel Aufmerksamkeit für Details entstanden, die Spieler nehmen dieselbe Pose ein wie ihre historischen Vorläufer aus 1907. Das Bild ist eine Reminiszenz an die Pioniere des Wiener Fußballs, damals vor dem Hintergrund der Häuserzeile in der Selzergasse, heute irgendwo in der Ottakringer Brauerei.

Details

Die Crew um Andy Marek ist auch sonst sehr aufmerksam. Es ist ihnen aufgefallen, dass die Video-Wand im Vorjahr vom Publikum nicht gut zu sehen war, weil sie am Boden der Bühne stand. Heuer hat man sie etwa einen Meter höher gestellt!

Die hohe Kunst, Menschen zu begeistern

Was ist schon so besonders an einem Tag der offenen Tür? Nun, es ist die Kunst, den vielen Fans zu vermitteln, warum sie weiterhin Rapid die Treue halten sollen. Wir alle spüren, wie schwer es dem Team in den letzten Jahren gefallen ist, seine „PS“ auf den Rasen zu bringen und wir alle die Last von Fehleinschätzungen in Form schlechter Ergebnisse ertragen mussten.

Eine erfolgreiche Mannschaft zu verkaufen, das ist ein Selbstläufer. Aber eine Saison, bei der praktisch alle Saisonziele trotz Trainerwechsels verfehlt wurden, kann dazu führen, dass die Fans die Motivation verlieren und die tollen Fanartikel zu einem Ladenhüter werden.

Aber Anhängerschaft zu Rapid ist etwas anderes als der Kauf einer Marke, die man je nach Laune wechselt, und daher fanden sich wieder alle Rapid-Verehrer am Stadionvorplatz ein, und ich hatte den Eindruck, als wären es noch mehr als im Vorjahr gewesen.

Integration durch Fußball

Ist es nicht ein großartiges Zeichen der Integrationskraft von Fußball, wie Spieler aus dem Ausland und Spieler mit Migrationshintergrund ohne irgendein rassistisches Ressentiment vom Publikum akzeptiert werden und hier zu wahren Publikumslieblingen werden – wie man am Beispiel von Aliou Badji sehen kann? Ich erinnere mich noch an unsere ersten Besuche bei Rapid vor etwa 20 Jahren, als das keineswegs so war, und dass wir hier eine gute Entwicklung erleben.

Ebenso erfreulich war die Anwesenheit muslimischer Eltern in der Umgebung der Hüpf- und Rutschburgen, die ebenfalls Fußballvereine als Orte der Integration ausweist.

Doppelmoderation

Erstmals – so scheint mit – erlebten wir eine Vater-und-Sohn-Moderation mit genau verteilten Rollen. Mit Lukas und Andy haben wir sogar schon zwei „Stimmen Rapids“, die nicht müde werden, uns jedes Jahr das beste Team aller Zeiten vorzustellen. Und sie lügen nicht; es ist natürlich nicht das absolut beste Team – das wissen wir – aber es ist das beste, das mit dem gegebenen Budget möglich war. Und dafür danken wir!

Die Stimme Rapids

Was wir als selbstverständlich empfinden – die Ansage von Andy Marek – ist ein Meisterwerk, das auf vielen Jahren Erfahrung beruht. Alle Sätze sind entweder minutiös geplant oder perfekt der Situation angepasst. Das betrifft auch die Vorstellung aller Spieler. Nicht alle Spieler sind gleich populär, aber die Ankündigung nimmt auf das alles Rücksicht.

Es gab zum Beispiel einen Unterschied im Publikumszuspruch bei der Vorstellung von Didi und Zoki. Beide sind beliebt, aber natürlich ist allen Anhängern auch bewusst, dass es Zoki war, der Erfolge gebracht hat, etwas, das wir natürlich auch Didi für die kommende Saison wünschen. Aber genau diesen Unterschied hat das Publikum durch die Lautstärke zum Ausdruck gebracht und nach dem Stagediving der neuen Spieler hätte das Publikum spontan Zoki den Vorzug vor dem Trainer gegeben. Andy hat an dieser Stelle die Reihenfolge geschickt korrigiert und Didi als ersten auf die Publikums-Reise geschickt, und der hat es sichtlich genossen:

Didi wird von den Anhängern auf Händen getragen (Foto: Rapid-Homepage)

Kleinigkeiten

Es mag eine Kleinigkeit sein, aber viel fehlt ja unserer Mannschaft nicht zu einem Spitzenplatz. Und diese Geister der Vergangenheit lasten immer noch auf dem Team. Bei der Spieler-Präsentation wurde uns wieder bewusst gemacht, dass Mario Sonnleitner nicht einmal Kapitän-Stellvertreter ist, das kann man als Außenstehender nicht verstehen. Es ist doch offensichtlich, das seine Demontage durch Andy Müller eine Aktion war, die mit dem Auftreten von Mario am Spielfeld in keinerlei Zusammenhang steht. Offenbar eine schwer wiedergutzumachende Fehlentscheidung.

Leider sind noch 8 Wochen bis zum Transferschluss und ziemlich sicher ist das nicht genau der Kader, der dem Trainer ab September zur Verfügung stehen wird. Es wird von einem Zugang gemunkelt, und auch Abgänge sind nicht ausgeschlossen.

Jusuf Demir

Ein Spieler ließ bei der Vorstellung aufhorchen: Jusuf Demir! Er wird zwar derzeit auf der Rapid-Homepage noch im Kader von Rapid II geführt – und wahrscheinlich wird er dort auch zu sehen sein – aber dass Jusuf trotz verlockender Angebote bei Rapid geblieben ist, muss belohnt werden und die Aufnahme in den Kader der Kampfmannschaft und dieser Tag der offenen Tür waren solche Zuckerln für ihn.

Jusuf ist erst im Juni 16 Jahre alt geworden. Und seit 1.7.2019 ist er – laut Transfermarkt – im Rapid-Kader. Wohl nicht unbedingt, um ihn gleich gegen Salzburg auflaufen zu lassen, sondern eher, um ihn zu „vergolden“. Wenn also ein Interessent seine Fühler nach ihm ausstreckt, dann hat er es mit keinen U16-Spieler sondern mit einem Spieler der Kampfmannschaft zu tun.

PS: „Jusuf“ ist das arabische „Josef“ (und der Namensgeber war auch ein islamischer Prophet) und „Demir“ heißt „Das Eisen“. Beide Namen kommen als Vor- und Familienname vor.

Eindrücke

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