Spielzeitanzeige in der Nachspielzeit

Bei so manchem knappen Spiel, das man im Patschenkino verfolgt, blickt man in den Minuten der Nachspielzeit oft mehr auf die mitlaufende Uhr als auf das Spielgeschehen, entweder, weil man noch dringend ein Tor bräuchte oder, weil man keines mehr bekommen darf. Die Rapidviertelstunde wird in diesen letzten Minuten eines Spiels ihrem Namen voll gerecht.

Und im Bezug auf die Information am Ende eines Spiels ist die Fernsehdarbietung dem Stadionbesuch klar überlegen, was die Anzeige der Schlussminuten anlangt.

Was hat es mich schon geärgert, dass bei Rapid die Stadionuhr bei der 90. Minute einfach stehen bleibt, obwohl diese Schlussminuten sehr oft spielentscheidend sind und man bei der Ansage „Fünf Minuten Nachspielzeit“ kontrollieren möchte, wie viele bange Minuten noch zu überstehen sind.

Schon in den Zeiten des Hanappi-Stadions wandte ich mich an Andy Marek, ob man die Uhr nicht dahingehend umprogrammieren könnte. Weil es damals schon die letzten Jahre im Hanappi-Stadion waren, bin ich dieser Kleinigkeit nicht mehr nachgegangen, weil im neuen Stadion ja doch alles anders werden würde.

Dann kam die Zeit im Happel-Stadion, und dort gehen die Uhren anders, dort wird nämlich die Nachspielzeit angezeigt, so wie wir das von den Fernsehübertragungen gewöhnt sind.

Zurück im Allianz-Stadion ist es wieder wie früher, die Uhr bleibt mit der Anzeige der 90. Minute stehen.

Das Querlesen des Bundesliga-Handbuchs hat einen unscheinbaren Paragrafen ans Tageslicht gebracht, nämlich den Punkt „2.c.2.$12 Stadionuhren“. Dort steht: „Die Stadionuhren müssen nach Ablauf der regulären Spielzeit von 45 bzw. 90 Minuten angehalten werden.“ (Auch in Deutschland scheint das Anhalten der Uhr nach 45 bzw. 90 Minuten vorgeschrieben zu sein.)

Dieser Paragraf erklärt das Verhalten der Stadionuhr im Allianz-Stadion. Dass die Uhr stehen bleibt, ist also kein technischer Mangel, sondern eine Vorschrift der Liga.

International dürfte es aber üblich sein, die Zeit genau anzuzeigen, denn im Happel-Stadion finden vorzugsweise internationale Spiele statt. Genaugenommen müsste sich im Happel-Stadion die Uhr bei nationalen Spielen anders verhalten. Außerdem schert sich das Fernsehen offenbar überhaupt nicht um eine solche Regel und zeigt die Nachspielzeit an, was für den Zuschauer durchaus informativ ist. Ein Anhalten der Uhr im Fernsehen würde ganz sicher zahlreiche Proteste nach sich ziehen, die Stadionbesucher dürfte das weniger stören.

Die Nachspielzeit wird von den Stadionuhren nicht angezeigt, aber warum nicht?

Was könnte also der Grund für diese Bestimmung sein, sie Stadionuhr anzuhalten?

In den internationalen IFAB-Regeln wird darüber nichts ausgesagt, die Regel wird vom der Bundesliga festgelegt.

Im Grunde ist die Uhrzeit nach Ablauf der Spielzeit irrelevant, denn der Schiedsrichter bestimmt das Ende. Egal, wann genau der Schiedsrichter ein Spiel für beendet erklärt, bei knappen Partien wird es für die eine Partei zu früh, für die andere vielleicht schon zu spät sein. Unmut seitens des Publikums ist sicher und ohne Anzeige der genauen Uhrzeit gibt es den zusätzlichen Unmutsfaktor „Zeit“ nicht.

Eine in diesem Zusammenhang wichtige Regel besagt aber, dass der Schiedsrichter die angezeigte Nachspielzeit verlängern aber nicht verkürzen darf (siehe IFAB, Dauer des Spiels, Nachspielzeit). Nehmen wir nun an, die Uhrzeit würde auch nach der 90. Minute angezeigt, und der Schiedsrichter pfeift zu früh ab. Dann wäre das ein sichtbarer Regelverstoß des Schiedsrichters, und der unterlegene Verein könnte wegen diesem formalen Fehler eventuell erfolgreich Protest einlegen. Das könnte daher ein Grund für die Nicht-Anzeige der Nachspielzeit sein.

Allerdings bleibt die Frage, warum die Zuschauer am Fernseher etwas sehen können, was dem Stadionbesucher vorenthalten wird.

Links


Schreibe einen Kommentar