Rapid-RB

1:1 (0:0)

Es war ein tolles Spiel von Rapid. Und wenn man zu einem Sieg oft auch ein Quäntchen Glück braucht; an diesem Tag war einfach zu viel Pech dabei – und Schiedsrichter Hameter. Wir kennen diese Kunstschüsse, die von Stange zu Stange pendeln und dann doch nicht ins Tor gehen – aber muss das gerade bei einem so wichtigen Spiel sein? Für solche Zufälle wäre auch im Derby noch Zeit genug. Steffen Hofmann war nicht nur der unglückliche Kunstschütze, er war auch der unermüdliche Kämpfer, der vom Gegner ganz schön abgeklopft wurde und ziemlich oft am Boden lag. Steffen wurde in der 67. Minute mit riesigem Abgangsapplaus verabschiedet. Bis zur 40. Minute kam es seiten RB zu einem Foul nach dem anderen. Unmut im Publikum, weil Hameter seine gelben Karten offenbar nicht finden konnte. Dann in der 40. Minute das erste Foul von Rapid. Ach ja, da waren sie wieder, die Gelben Karten. Da ich als Lehrer oft genug diese Situation erlebt habe, bei Beurteilungen Einzelner besonders fair gegenüber der Klasse sein zu müssen, kann ich diese Situation zwar verstehen aber da man dabei viel verlieren kann, zum Beispiel einen Meistertitel, ist bei uns, den Rapid-Fans kein Verständnis für eine solche Übergenauigkeit. Hameters Situation (und die anderer Schiedsrichter) ist: nur keine Schwäche gegenüber dem gelb-fordernden Heimpublikum zeigen, denn man will ja bei der eigenen Beurteilung bei der Bundesliga am Montag gut dastehen. Dass Hameter dann noch auf eine Schwalbe/Abseits von Reyna hereingefallen ist, was unangenehmer Weise zum einzigen Torschuss von RB und leider auch zum Gegentor führte, ist besonders tragisch, denn aus dem sonstigen Spielverlauf kann man dieses Tor nicht zwingend ableiten.

Rapid mit 90 Prozent unterwegs

Und dabei hat Rapid nur mit 90 Prozent gespielt, denn gerade in diesem Spiel konnte man wegen einer ähnlichen Spielanlage die beiden Stürmer Jelic/Rapid und Reyna/RB gut vergleichen. Dieser Vergleich geht deutlich zu Gunsten von RB aus. Während Reyna unsere Verteidiger Dibon und Sonnleitner  durchaus zu beschäftigen wusste, konnte man das auf der anderen Seite nicht wahrnehmen. Jelic war meist viel zu weit vom Geschehen und vom Ball entfernt. Das Spiel lief meist ohne seine Beteiligung – zumindest erschien uns das so.
  • Jelic 2.7 Minuten/Ballkontakt (Vergleich Reyna 2.2 Minuten/Ballkontakt)
  • Kainz 1 Minuten/Ballkontakt
  • Schaub 1,2 Minuten/Ballkontakt
  • Schobersberger 0.93 Minuten/Ballkontakt (Spitzenwert)
Und das Prachttor von Lous Schaub und das sehenswerte Zusammenspiel mit Florian Kainz war nicht untypisch für unser stürmerloses Spiel. Prosenik bei Rapid II, Tomi – ja wer ist dieser Tomi? Rein statistisch gesehen ist Tomi der Stürmer mit der besten Torquote. Klingt verrückt, ist aber durch Tomis geringe Einsatzzahlen bedingt. Hier kann man das nachforschen: http://123.ewkil.at/default.aspx?id=player&id1=details&p=aktuell Tomi schoss zwei Tore in 6 Einsätzen und 223 Spielminuten. Das ergibt 111 Minuten pro Tor, dann kommen Deni Alar mit 159 und Philipp Schobesberger mit 218 Torminuten. Diese Zahlen sind alle sehr weit von den Führenden in dieser Disziplin entfernt, die alle unter 100 Minuten pro Tor lieben (Franz Binder, Josef Uridil, Robert Dienst, Hamdi Salihi). Robert Beric kam auf 118 Minuten, Matej Jelic liegt weit abgeschlagen bei 341 Minuten. http://123.ewkil.at/default.aspx?id=player&id1=details&p=goalgetter Aus der Sicht eines Laien ist das völlig unverständlich, dass man Spieler holt und diese dann auf der Bank verkümmern lässt. Es ist uns nicht erklärlich, wo genau die Vorzüge von Jelic gegenüber Tomi wären. Sogar ein Spieler aus der aktuellen Rapid II-Mannschaft käme uns auf dieser Postion besser eingesetzt vor. Dass die sportliche Führung auf Matej setzt, ist verständlich, beschwört man doch die Möglichkeit, dass sich dieser besser in die Mannschaft einfügen werde, um nicht eingestehen zu müssen, dass er für diese Aufgabe doch (noch) nicht geeignet ist (und daher ein Fehltransfer). Das Publikum will nicht darauf warten, dass Matej Jelic zufällig gut steht und dann auch zufällig ein Ball in seine Richtung kommt, man will ihn kämpfen sehen, wie die anderen; dann ergeben sich solche Situationen ganz von allein; er hätte durch seine zentrale Position die besten Voraussetzungen dafür. Auf unseren Sturm kann man derzeit nicht bauen. Dafür muss man die Leistung unserer beiden Verteidiger Mario Sonnleitner und Christopher Dibon und auch des davor agierenden Srdjan Grahovac besonders hervorheben. Immerhin war mit Thanos Petsos (dem wir eine baldige Genesung nach dem Seitenbandeinriss wünschen) ein Defensivspieler zu ersetzten, der die meisten Ballkontakte in der Liga hat, der also wie kein anderer das Spiel lenkt. Und das ist unserem Defensivtrio sehr gut gelungen. Wie so manche Vorstöße von RB ohne Foul gestoppt wurden, war einfach – frei nach Mario Sonnleitner – „Wiener Weltklasse“.

Zusammenfassung

Abgesehen von Details des Spiels, hat RB ziemlich effektiv gespielt. Ein Unentschieden genügte und allen war das bewusst. RB begann mit etwas mehr Spielanteilen aber Rapid kam immer besser ins Spiel. Das war auch notwendig, Rapid musste ja unbedingt ein Tor erzielen. Das tolle Spiel von Rapid vor der Pause ist also auch eine Folge der abwartenden Haltung von RB. Der furiose Beginn von Rapid am Beginn der zweiten Hälfte mit dem Führungstor gab den Fans Mut. Aber die Einwechslung von Reyna bei RB belebte das eher müde Angriffsspiel von Soriano und das führte tatsächlich zum Ausgleichstreffer. Trotz Chancen auf eine nochmalige Führung, zum Beispiel durch Deni Alar, blieb es bei diesem unerfreulichen Unentschieden. Ein sichtlich deprimierter Andy Marek verabschiedete die Besucher. Die mitgereisten RB-Fans veranstalteten kleine Vor-Meisterfeier. Aber es ist noch nicht alles verloren. Und wenn, dann wurde sicher nicht wegen RB verloren. Verloren wurde schon gegen Ried, gegen die Admira, gegen den WAC und wie sie sonst noch alle heißen, die wahren Stolpersteine.

Choreografie

Das Spiel war auch durch die tolle Choreografie der Tornados als Spitzenspiel erkenntlich. Ein riesiges Rapid-Banner erstreckte sich von der Laufbahn über Rang 1 und Rang 2 und wurde durch blaue Fahnen in der Mitte und grüne und weiße um dieses Banner umrahmt. Fünf Fahnen zeigen den Schriftzug „RAPID“. IMG_6549 Noch ein imposantes Foto aus dem Block: IMG_6581 Schade, dass man für das neue Stadion „Am Gerhard-Hanappi-Platz 1“ noch immer keinen besseren Namen gefunden hat als das traditionsarme „WESTSTADION“. Es würde ja nichts dagegen sprechen, das Stadion weiterhin „Gerhard-Hanappi-Stadion“ zu nennen, so wie die Nürberger Blutsbrüder ihr Stadion „Max-Morlock-Stadion“ nennen.

BWE #36 (Block West Echo)

Gerade noch konnte ich den Verkäufer des BWE#36 erreichen und bekam für 5 Euro 200 Seiten fein gemachte Rapid-Lektüre. Ich kann es jedem Rapid-Fan empfehlen. Über die sonderbare und ziemlich entlegene Meinung im „Impressum“, es würde sich um „kein Erzeugnis im presserechtlichen Sinne“ handeln, muss man ebenso hinweglesen wie über den Umstand, dass es gar kein Impressum gibt, auch wenn der obige Text diese Überschrift hat. (Das trifft übrigens auch für die Internet-Seite der Ultras zu.) Na ja, Wo kein Kläger… Abgesehen von Sagern wie „Unser Stadion, unsere Regeln“, die eventuell schon Unangenehmes vorausahnen lassen, gewinnt man in der Ausgabe doch einen Einblick in die beachtlichen Aktivitäten der Fanszene ohne auch gleich Mitglied sein zu müssen. Auf praktisch jeder Seite gibt es prächtige Bilder von den Choreografien, einen historischen Rückblick auf das Europacup-Finale vor 20 Jahren und Abschnitte über die befreundeten Vereine in Venedig, Athen und Nürnberg. Gut gemacht!

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