Zufälle bestimmen unser Leben – und den Fußball
Das mit dem „Zufall“ ist bittere Wahrheit!
Die wichtigsten Dinge im Leben werden nicht geplant sondern erfolgen ganz ohne unser Zutun – wir sind Passagier. Familie, Wohnort, Job, Beziehung, Gesundheit, Wohlstand, Tod. Wir können auf diese Zufälligkeiten nur reagieren und „das Beste draus machen“.
„Armselig“ ist Zufall aber nicht, es ist das mächtigste Instrument, das eine Entwicklung mit unbekanntem Ausgang (und das sind das Leben und Fußball gleichermaßen aber auch unsere anderen Werke) beeinflussen kann, weil wir auf diese für uns überraschenden, unbekannten Wendungen reagieren müssen, wenn wir nicht untergehen wollen.
Wir können einen Präsidenten nach bestem Wissen „planen“. Aber was er dann taugt? Wir wissen es nicht. Ich habe sogar schon „Hansi“-Nennungen gelesen. Ja, wir wollen besser werden aber schon bei dieser Namensnennung bekommt man (berechtigte) Zweifel, ob denn das Neue auch wirklich eine bessere Zukunft verspricht.
Wir wollen das nicht hören und ich selbst gefalle mir dabei – wenn’s passt und vorwiegend gegenüber Laien – zu behaupten, „Geld spielt nicht Fußball“. Aber realiter tut es das, leider. Wir leisten uns einen großen Verein, das sind wir dem großen Namen schuldig und von den 15 bis 20 Millionen Budget (so genau weiß ja das niemand) wird eine Menge an „Grundlast“ abgehen, Geld das gar nicht für die Kampfmannschaft verwendet wird; indirekt vielleicht. Und mit dem Rest springt man eben so weit wie wir eben. Und viele Transaktionen in der Vergangenheit haben schon diesen finanziellen Rahmen ziemlich überzogen.
Nehmen wir an, dass ein Kuhn-II um 2 Millionen mehr lukrieren könnte (was eine tolle Leistung wäre, ja, aber auch solche Ereignisse haben viel mit Zufälligkeiten zu tun, denn vielleicht wäre das ja dem Kuhn-I in diesem Jahr auch gelungen), wo wären wir dann? Viel weiter? Vereine wie Charkiv oder Leverkusen werden uns in finanziellen Belangen auch mit einem Kuhn-II bis in weite Zukunft überlegen sein. (Änderungen sind nur möglich, wenn (1) sich das Wirtschaftssystem ändert, (2) andere FIFA-Regeln eingeführt werden, (3) wir in einer größeren Liga spielen und dadurch zu mehr Einnahmen kommen oder (4) wenn wir einen selbstlosen Sponsor bekommen. Da das alles nicht wirklich realistisch ist, müssen wir auf rein zufällige Erfolge hoffen.
Wir überschätzen ein bisschen die Zugkraft der Marke „Rapid“; das dürfte an den hohen persönlichen Opfern der Anhängerschaft liegen. Es ist ein bisschen wie eine verschmähte Liebe, in die viel an Emotion eingebracht wird. Die Liebe wird (normalerweise) durch Siege der Mannschaft erwidert. Bleiben die Siege aus, schlägt die Liebe in Hass um und wegen der großen Opfer meint man sogar das Recht zu haben, die Beziehung zu zerstören, weil „Rapid Fans mit einer Mannschaft sind“.
Für mich war „Ottakringer“ am Rücken der Trikots ein unverrückbarer Fixpunkt. Der jetzt aber weg ist. Und niemand rennt uns die Tür ein, sich an dieser prominenter Stelle zu verewigen. Wir mögen jetzt auf den Manager losgehen aber ich erinnere mich gut an die hektischen Bemühungen des Managements, die Sponsoren nach dem Platzsturm „bei der Stange“ zu halten. Kann jemand definitiv ausschließen, dass Sponsoren nach den permanenten Negativschlagzeilen (einziger Gewinner unserer Probleme scheinen ja wirklich die Medien zu sein) ein bisschen von Rapid abrücken? Mit Siegern zeigt man sich gern aber mit Platzstürmern und Raketenwerfern? Es kann daher sein, dass der teilweise Auszug von Ottakringer durchaus mit dem Eigenleben in der Rapid-Welt zusammenhängt.
Es mag praktisch sein, einzelne Personen als Schuldige nennen zu können. Da aber Teile des Anhangs auch an der verfahrenen Situation beteiligt sind, halte ich eine einseitige Schuldzuweisung für völlig überzogen. Es gibt ja für alle Situationen geeignete Sprüche. Hier fallen mir zwei ein: der mit dem Werfen des ersten Steins und der mit dem Kehren vor der eigenen Tür.