„Sautrottln…“
„Sautrottln…“, ein Facebook-Kommentar im ersten Zorn nach der Auswärts-Niederlage gegen Trondheim am 22.11.2012. Und dieser Kommentar ist kein Einzelfall.
Die Anhänger des SK-Rapid sind reif für eine kollektive Psychotherapie, weil sie in dieser Gruppenphase vor Augen geführt bekommen haben, wo Rapid in Europa steht; genauer: wo der österreichische Fußball in Europa steht.
Die Firma Niemetz-Schwedenbomben schwankt zwischen Untergang und Überleben. Es fehlt an Geld, an einem Firmengebäude, an Vertrauen der Käufer usw. Aber niemand aus den Reihen der Kunden, die „ihre Schwedenbombem“ in den Regalen vermissen, schimpft die dortige Belegschaft „Sautrottln“. Das ist eine besondere Qualität der Kunden des Fußballgeschäfts.
Und warum ist Niemetz in diese Situation hineingeraten? Der Grund heißt „Dickmanns“. Vielleicht waren ja Niemetz und Dickmanns ursprünglich gleich große Unternehmungen aber der der größere deutsche Markt und die ganzjährig verkaufbare Creme gaben den Ausschlag, dass unsere (viel besser schmeckende) Schwedenbombe vom Markt verdrängt wurde.
Ob Niemetz oder Rapid gewinnen und überleben, hängt von Umständen ab, die man besser als „Glück auf hohem Niveau“ und nicht als Leistung bezeichnen sollte. Auch unser Präsident ist in diesem Spiel nur Passagier. Die Leistung wurde nach dem Menschenmöglichen erbracht. Aber, ob ein Ball ins Tor geht oder nicht, ist keine Leistung, das ist Zufall.
Diese Gruppenphase stand unter einem schlechten Stern und unser Unglück ist, dass wir diese 6 Spiele mit einem nicht ganz konkurrenzfähigen Kader bestreiten müssen. Daher schmerzen uns diese Niederlagen gar so sehr. Wir sind in der Situation eines nach oben strebenden Mitarbeiters, der (in der Qualifikation) gerade noch befördert wurde und jetzt (in der Gruppenphase) einen Posten bekleidet, dem er nicht mehr gewachsen ist.
Leider muss Rapid diese sechs Spiele „aussitzen“. Nach dem letzten Gruppenspiel am 6. Dezember sollten wir feiern, dass wir diese schlimme Zeit überstanden haben. Es war für uns Anhänger nicht leicht. Wir widmen uns nach einer Niederlage unserem Tagesgeschäft aber die Spieler tragen diese psychische Belastung die ganze Woche herum, die sehr an ihrem Selbstvertrauen nagt. Und das nicht einmal sondern gleich sechsmal und: niemand verliert mit Absicht.
Und das fußballerische Vermögen von Rapid ist jenes unserer Liga, denn dort wird es erlernt. Schuld an den Niederlagen sind daher unsere Trainingsumstände, die es uns nicht erlauben, ein höheres Niveau zu erreichen; schuld ist die Liga.
Und warum das so ist? In einem Konkurrenzsystem, bei dem Produkte auf einem Markt selektiert werden, muss ein Produkt besser sein als ein anderes. Aber es muss nur so gut sein, wie dieser Markt es verlangt.
Ein Löwe läuft ein bisschen schneller als seine Beute, zum Beispiel ein Zebra; aber kein Löwe läuft so schnell wie ein Gepard, denn der muss sich auf einem anderen Markt bewähren.
Das österreichische Spitzenquartett ist im Mittel ein bisschen besser als seine Konkurrenz, aber keine Mannschaft aus diesem Quartett könnte in der spanischen Liga auf diesem Platz bestehen.
Wenn wir uns in Europa bewähren wollen, müssen wir in unserer Liga auf höherem Niveau spielen. Dazu braucht es entweder eine andere, größere Liga oder einfach mehr Geld. Nicht mehr Geld für Rapid oder RedBull, nein, es braucht mehr Geld für alle Vereine. Mehr Öffentlichkeit, mehr Sponsorengelder, mehr Fernsehgelder, mehr Zuschauer, mehr Aufmerksamkeit der Politik. Ich plädiere für eine größere, stärkere Liga, etwa gemeinsam mit starken Vereinen der Nachbarstaaten.
Fußball ist ein Spiel mit einer sehr hohen Zufallskomponente. Die Erfolgswahrscheinlichkeit für Tor, Sieg und Titel, ist durch verschiedenste Parameter von der Liga abwärts über den Präsidenten, den Trainer, die Spieler, den Anhang, die Sponsoren, das Wetter, das Geld usw. steuerbar. Der vordergründige Beobachter interpretiert einen Misserfolg als ein Versagen der konkreten Akteure, also der Spieler. Dass das Tor von Alar und Boyd nicht getroffen wird, gilt als deren Unfähigkeit, Faulheit – „Sautrottln“ eben – obwohl wir wissen, dass es nicht am Wollen sondern an der Unberechenbarkeit der Details liegt, auch der Psyche zum Beispiel.
Solange die öffentliche Hand sich in Österreich gegenüber dem Fußball zugeknöpft zeigt, verglichen etwa mit Spanien oder auch mit Deutschland, wo Fußball ein nationales Anliegen ist, werden wir nicht weiter kommen. Zufällig einmal ja aber nicht als eine fixe Größe.
Mich ärgern diese Niederlagen auch, speziell, wenn sie nicht zwingend waren, wie die gestrige und viele andere. Aber wir sind in einem Boot, dass in einem Wasser fährt, dessen Strömungen wir nicht beeinflussen können, auch wenn wir einen neuen Kapitän bestimmen; denn unser Boot ist klein; zu klein für den Wellengang.
So, wie uns die Gruppenphase im Jahr 2005 nicht gut getan hat (auch damals wurde alles verloren und wir landeten in der Meisterschaft am 5. Platz), wiederholt sich das in diesem Jahr. Wir können nur hoffen, dass wir uns nicht einen „Zellhofer II“ einfangen, und dass wir schließlich doch wieder in die internationalen Ränge kommen, weil wenn diese Niederlagen vorbei sind, wird hoffentlich wieder Normalität einkehren. Aber vielleicht sollte man sich Letzteres, nämlich den internationalen Platz gar nicht wünschen, weil er den Aufbau einer konkurrenzfähigen Mannschaft behindert.
Solange die öffentliche Hand sich in Österreich gegenüber dem Fußball zugeknöpft zeigt, verglichen etwa mit Spanien oder auch mit Deutschland, wo Fußball ein nationales Anliegen ist, werden wir nicht weiter kommen. Zufällig einmal ja aber nicht als eine fixe Größe.
Mich ärgern diese Niederlagen auch, speziell, wenn sie nicht zwingend waren, wie die gestrige und viele andere. Aber wir sind in einem Boot, dass in einem Wasser fährt, dessen Strömungen wir nicht beeinflussen können, auch wenn wir einen neuen Kapitän bestimmen; denn unser Boot ist klein; zu klein für den Wellengang.
So, wie uns die Gruppenphase im Jahr 2005 nicht gut getan hat (auch damals wurde alles verloren und wir landeten in der Meisterschaft am 5. Platz), wiederholt sich das in diesem Jahr. Wir können nur hoffen, dass wir uns nicht einen „Zellhofer II“ einfangen, und dass wir schließlich doch wieder in die internationalen Ränge kommen, weil wenn diese Niederlagen vorbei sind, wird hoffentlich wieder Normalität einkehren. Aber vielleicht sollte man sich Letzteres, nämlich den internationalen Platz gar nicht wünschen, weil er den Aufbau einer konkurrenzfähigen Mannschaft behindert.