Mit der Kamera im Stadion

Ich bin ein Amateurfotograf und dokumentiere unsere Erlebnisse mit Rapid sowohl in Form kleiner Geschichten aber auch in Bildern. Die Bilder haben keinen kommerziellen Hintergrund und können von jedermann weiterverwendet werden. Man findet die Bilder hier. Seit ich Spiele besuche, kommt es immer wieder vor, dass man bei den Stadionkontrollen nicht vorbei kommt. Wenn man den Ordner oder den Supervisor nicht überzeugen kann, muss man die Kamera in einem Depot abgeben oder eben nach Hause gehen. Zweiteres ist auch schon vorgekommen, wie mir Christian in seiner Mail schreibt.

Kleine Kameras sind nie ein Problem

Kein Ordner wird uns zurückweisen, wenn wir mit einem Handy oder mit einer Pocket-Kamera unterwegs sind. Aber je größer das Gehäuse, desto öfter wird man hören die Kamera wäre „zu groß“. Das ist ein sehr subjektives Kriterium des jeweiligen Ordners, der seine Aufgabe genau nimmt und dazu ist er ja da. Er stellt sich vor, dass jemand das Riesending als Wurfgeschoß benutzt und das wäre tatsächlich gefährlich, und das ist auch schon vorgekommen. Wer aber das Fotografieren ernster nimmt, landet bald bei einer größeren Kompaktkamera oder bei einer Spiegelreflex und dann beginnen auch die Probleme.

Objektive kann man werfen

Ganz am Beginn unserer „Fußballkarriere“, am 1.9.2000 fand das Länderspiel gegen den Iran statt (es war das Abschiedsspiel für Toni Polster) und ich habe von diesem Spiel keine Bilder, weil die Kamera während des Spiels in einem Container aufbewahrt werden musste. In den Monaten vor dem Spiel gab es nämlich einen Vorfall, dass ein Fotograf aus Zorn über das Geschehen am Spielfeld ein Objektiv von seiner Kamera geschraubt hat und auf das Spielfeld geworfen hat. Darauf hin wurden kurze Zeit Spiegelreflexkameras verboten. Heute darf man eine Spiegelreflexkamera in Österreich mitnehmen, meist aber nur mit einem Objektiv, damit sich das nicht wiederholt.

Kameras in Deutschland

Wir näherten uns dem Fußballgeschehen immer mehr an und stellten bei den Auslandsfahrten nach Deutschland fest, dass man dort etwas genauer schaut. Die Regel ist etwa folgende: Spiegelreflexkameras dürften generell verboten sein. Manchmal hatte der Ordner den Auftrag auf die Brennweite zu schauen. Alles über 100 mm wäre ein Tele und daher nicht zugelassen. Der Grund dürfte der Schutz der professionellen Fotografen sein, die verhindern wollen, dass Leute wir ich ihnen das Geschäft abgraben. Zunächst zur Brennweite. Bei einem Spiel in Hannover wären wir fast mit der Kompaktkamera abgewiesen worden, weil diese Kameratypen mittlerweile auch schon ziemlich pompös erscheinen. Der Ordner hatte den Auftrag, auf die Brennweite zu schauen und dort stand 4,3-150 mm und er hat gnädig ein Auge zugedrückt, weil ihm als Obergrenze 100 mm genannt wurden. Allerdings bezieht sich diese Angabe 100mm auf das Chipformat eines Kleinbilds (24x36mm). Bei Kompaktkameras ist der Chip um ein Vielfaches kleiner und damit auch die Brennweite. Der Ordner ließ uns mit einem Tele passieren, das gut 650mm eines Kleinbildformats entspricht. Etwas unprofessionell ist das Argument, dass man mit einer größeren Brennweite einem Profifotografen Konkurrenz machen könnte. Wer, so wie wir, im zweiten Rang des Happelstadions sitzt, ca. 60 Meter von der Mittelauflage, der kann über einen solchen Berufsschutz nur lachen. Diese Bilder sind absolut unverkäuflich. Das alles ist nicht sehr wichtig, es zeigt aber auf welche Argumentationen man vorbereitet sein muss. Wir nehmen daher bei Fahrten ins Ausland grundsätzlich nur eine Kompaktkamera mit.

Wie ist das bei Rapid?

Die routinierte Firma Securitas erledigte die Ordnerdienste in der Zeit als das Hanappi-Stadion noch im Gemeindebesitz war. Damals war die Mitnahmen einer Kamera eigentlich nie ein Problem. Einmal ging ich sogar mit mehreren Objektiven ins Stadion, die ich testen wollte. Mit der Hausübergabe von der Gemeinde an Rapid im Jahr 2013 wurde aber von Rapid eine andere Firma beauftragt. „Neue Besen kehren gut“ und aus war es mit der problemlosen Kamera-Zulassung. Einige Male musste ich mir von den Rapid-Funktionären Hilfe beim Einlass holen. Dann wurde mir empfohlen, mich wegen einer Akkreditierung an die Presseabteilung zu wenden, was ich auch einmal erfolgreich probiert habe und beim Spiel am 2.11.2013 gegen die Admira bekam ich eine universelle Betretungserlaubnis für „Tribüne“, „Pressebereich“ und „Mixed-Zone“. Mir schien die Prozedur für das simple Fotografieren am Sitzplatz dann doch etwas kompliziert und ich bat Clemens Pieber um eine Bestätigung, die besagt, dass ich mit meiner Kamera ins Stadion darf. Bei Rapid-Heimspielen gibt es seither keine Probleme. Ich würde daher allen Amateurfotografen raten, sich auch so eine Erlaubnis zu besorgen. Wenn man aber mehr will, benötigt man eine Akkreditierung als Pressefotograf. Die richtige Adresse wäre Günter Bitschnau presse{at}rapid.at.

Auswärtsspiele in der Bundesliga

Es gibt aber auch Auswärtsspiele. Und alles hängt immer von den handelnden Personen ab. Meist wird man durchgewunken (zum Beispiel wenn der betreffende Ordner selbst ein Fotograf ist und ihm die Kamera nicht besonders auffällt), manchmal gibt es aber punktuelle Auflagen und man steht schon wieder bei einem Container und gibt die Kamera ab. Bei einer unserer Fahrten nach Wolfsberg im Dezember 2014 war wieder einmal bei einem Ordner Endstation. Da las ich bei einem Fenster „Presse-Akkreditierung“. Man hat ja immer einen Presseausweis dabei. Ich zeigte den vor und konnte problemlos mit der Kamera ins Stadion. Man hätte mit der Berechtigung sogar aufs Spielfeld können aber das war nicht einmal meine Absicht. Hier ist der Bericht mit der damaligen Akkreditierungskarte und dem Presseausweis. Die Frage ist, wie man zu so einem Presseausweis kommt. Bei mir ist das insofern einfach, als ich selbst eine Zeitung herstelle und aus diesem Titel alljährlich einen solchen Ausweis beim Kuratorium für Presseausweise beantrage. Es gibt aber auch andere Vereine, die berechtigt sind, solche Bestätigungen auszustellen.

Spiele des ÖFB

Länderspiele unterliegen anderen Zulassungsbedingungen und es kam immer wieder vor, dass ich mit der Kamera nicht eingelassen wurde. Im September des Vorjahres beim Spiel gegen Moldawien war es wieder soweit, meine Kamera wurde deponiert. Ich kramte auf der Webseite des ÖFB und wurde  fündig, denn in den ÖFB-Sicherheitsrichtlinien steht: „Funktionsfähige Fotoapparate, Film- und Videokameras oder sonstige Bild- und Tonaufzeichnungsgeräte (inkl. Batterien und Akkus) sind explizit gestattet.“ Mit diesem Argument wandte ich mich brieflich an den ÖFB und es wurde mit tags darauf bestätigt, dass ich eine Spiegelreflexkamera mitnehmen darf. Nur „große Objektive“ wären nicht erlaubt. Gut, das gibt wieder einen Interpretationsspielraum aber wahrscheinlich meint man die Super-Teleobjektive, die man bei den Profis am Spielfeldrand beobachten kann. Mit dieser Mail im Gepäck habe ich bisher alle Ordner-Einwände überwunden, meist muss man sich das mit dem Supervisor ausmachen aber schließlich wird man eingelassen.

Empfehlung

Für Heimspiele von Rapid empfehle ich, sich eine Bestätigung seitens des Clubservice (2013-08 Rapid Fiala_Franz Kameraerlaubnis) zu besorgen. Für Spiele des ÖFB sollte die ausgedruckte Bestätigung (2015-09-08 Kraus_Heimo FialaFranz Genehmigung) gemeinsam mit der Anfrage (2015-09-07 Fiala_Franz ÖFB Anfrage Kamera mit Posteingangsstempel des ÖFB) genügen. Man braucht die Bestätigung nur selten aber dann ist sie nützlich. Nützlich ist auch, wenn man freundlich zu den Ordnern ist; sich aufregen ist kontraproduktiv.  

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