Vienna-Rapid II

2:2 (0:1), 2011, Naturarena Hohe Warte

Allzu groß war unsere Erwartungshaltung nicht, war doch der Gegner Vienna der Dritte in der Liga. Aber unsere Mannschaft zeigte wenig Respekt vor den Döblingern und spielte nicht nur mit, sondern zeigte in gefälligen und schnellen Kombinationen Spielwitz. Allein, dass das Spiel bis kurz vor der Pause noch torlos war, hätte man schon als Erfolg verbuchen können, doch eine Minute von dem Pausenpfiff gelang den Rapidlern der Führungstreffer durch Oliver Strunz.

Nach der Pause konnte Nicolas Binder zum 2:0 erhöhen. Die danach herausgespielten zahlreichen Chancen wurden aber leider nicht verwertet, sodass es fast so kam wie es kommen musste: die Vienna konnte die zwei Tore aufholen und Rapid II trauert einem durchaus möglichen Sieg nach.

Eine schwere Verletzung (Knöchelbruch ohne Feindeinwirkung) von Daniel Owusu überschattete das Spiel und führte zu 7 Minuten Nachspielzeit.

Ambiente

Im Gegensatz zu Heimspielen von Rapid II, die vor einer sehr dürftigen Kulisse stattfinden, erlebt man auf der Hohen Warte echte Fußballstimmung in einem gut besuchten Stadion mit einem laufstarken Heimsupport und einem alten Bekannten, den früheren Sprecher der Austria Erwin Gruber. Zu Gast war auch Ernst Dokupil, der den Ehrenankick vornahm. Dokupil war viele Jahre erfolgreich als Vienna-Trainer tätig.

Wie man aus einem Krone-Bericht erfährt, waren auch der Vienna-Gönner Roland Schmid und der künftige Rapid-Präsident Alexander Wrabetz anwesend.

Sehr gut fand ich die reichhaltigen Hühnerschnitzelsemmeln.

Nicht ganz stimmig war die Beschriftung der Eintrittskarten mit „freie Platzwahl“. Da wir schon früh im Stadion waren, sicherten wir uns die besten Plätze neben dem VIP-Bereich. Kurz vor und nach Spielbeginn kamen aber die Besitzer von Abos und Online-Tickets, die auf ihren nummerierten Plätzen bestanden hätten. Wir waren standhaft!

„Natur“-Arena

Ganz groß steht am Hang zur Hohen Warte der Text „Naturarena Hohe Warte“.

Ziegelei Heiligenstadt um 1906; „Naturarena Hohe Warte“; VIP-Gäste sind noch bei der „Fütterung;“; Spielbeginn

Nach meiner Ansicht ist die Bezeichnung „Naturarena“ für das Stadion-Areal auf der Hohen Warte nicht ganz korrekt, denn nicht ein geologischer Zufall schaffte diesen steilen Hang, vielmehr war an diesem Platz in der Gründerzeit eine Ziegelei und der Hang war die Abbauwand für den Ton. Die Farblithografie „Ziegelöfen bei Heiligenstadt“ von Josef Danilowatz zeigt die Situation im Jahr 1906.

Man sieht links die Abbauwand, rechts die Trockenhütten und in der Mitte hinten den mächtigen Ringofen. Der sanft abfallende Arbeitsbereich der Ziegelei kann auch am heutigen Geländeverlauf wiedererkannt werden.

Die innerstädtischen Ziegeleien konnten bei der sinkenden Anfrage nach Baumaterial mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs mit den Großbetrieben am südlichen Stadtrand nicht mithalten und wurden daher aufgegeben. 1921 wurde dann das Stadion Hohe Warte eröffnet.

Nichts an diesem Gelände ist naturbelassen, es ist von Menschenhand geformt und daher ist das Stadion an der Hohen Warte eine „Kulturarena“, eine Nachnutzung der früheren Ziegelei.

Am 15.4.1923 fand auf der Hohen Warte ein Länderspiel gegen Italien vor 85.000 Zuschauern (!) statt. Das Stadion galt damals als das größte Stadion von Kontinentaleuropa.

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