Rechte Szene bei Rapid in Kurier-Artikel dokumentiert
Seit ich das Hanappi-Stadion verfolge ich mit Interesse das Geschehen rund um Transparente, Fahnen, Sprechchöre, besonders natürlich des Block-West, denn die anderen Seiten hört man weniger. Und mit einer gewissen Beruhigung stelle ich fest, dass in den letzten Jahren die Anleihen bei der Sprache unserer wenig rühmlichen Vergangenheit auf RAPID-Seite praktisch verschwunden sind.Dafür wird aber auf machen Transparenten gerne „88“ geschrieben, was ich aus optischen Gründen verstehen kann, weil man zum Beispiel UR-88 schreiben kann. Aber empfindlichere Gemüter können das natürlich auch anders interpretieren; und tun es auch, wie man am Kurier-Artikel sieht. Ich verstehe in diesem Punkt den Artikel; mir ist das auch nicht recht. Es ist ein Unterschied, ob jemand in der Stadt einfach Parolen skandiert oder ob er dabei ein RAPID-Trikot anhat. Aber es ist ja nicht nur RAPID betroffen.
Heute war ich im Höhnel-Park mit unserm Hundi spazieren. Und was liest man da: den wohlbekannten Spruch unserer violetten Freunde: „Rapid verrecke“, den sie auch nicht müde werden, im Stadion zu skandieren. Ich habe im Herbst, bei den beiden Derbys das Pech gehabt in der Nähe der Ost-Tribüne zu sitzen und da waren diese Sprüche so deutlich, dass ich mich an den dortigen Fanbetreuer wandte. Der hat sehr freundlich geantwortet aber da das Ganze eher ein Prozess ist, muss man geduldig sein.
Da ich selbst aus Erzählungen meiner Eltern und Großeltern vieles über diese Vergangenheit gehört habe, bin ich empfindlich geworden auf die neuerdings schon von Politikern vorgetragenen Sprüche, die eine peinliche Ähnlichkeit mit der damaligen Zeit haben. Und es ist heute ganz ähnlich wie damals: es beginnt mit Worten und wenn die Politiker die letzten Hemmungen fallen lassen, dann fehlt nicht mehr viel und es beginnt eine Menschenhatz.
Wenn jemand eine Nachhilfestunde in Zeitgeschichte braucht, gerne jederzeit, per Mail; bei den Veilchen wäre es ganz besonders vonnöten, denn die haben ja unter dem damaligen Regime besonders gelitten und umso unverständlicher ihre Anspielungen.
Zwei Mal im Jahr fahre ich in das Gasthaus Sienel (heute Fischer) in Kritzendorf und spaziere durch die versunkene kleine Welt der Vorkriegszeit. Ein entvölkertes Paradies. Das früher blühende Bad fristet ein Dornröschendasein bedingt durch die Arisierungen ab 1938. Kaum woanders ist die Tragik dieser Zeit so eingefroren wie eben dort an der Donau und daher kann ich nur mit größtem Bedauern jede absichtliche oder unabsichtliche Anleihe an diese Zeit ablehnen. Das hat mit Sport nichts zu tun.