Austria-Rapid

1:1 (0:0)

Man hat gesehen, wer da mit der Rücken zur Wand steht: Rapid. Daher hat Rapid in der ersten Halbzeit das Spiel gemacht, einige Chancen herausgespielt (Schaub, Dibon, Sonnleitner). Eine interessante Maßnahme war der Auftrag von Kvilitaia seinen Gegenspieler Hozhauser zu bewachen, was ihm auch ganz gut gelungen ist. Sehr auffällig präsentierte sich Andreas Kuen, eine Art Joker den Damir Canadi aus dem Ärmel gezaubert hat. Und Andi Kuen hat seinen Einsatz mehr als gerechtfertigt. Immer wieder wurde er über links gefährlich. Er war es auch, der in der 55. Minute eine Maßflanke zur Mitte gab, die dann Giorgi Kvilitaia per Kopf verwertete. Bis zu diesem Zeitpunkt tat die Austria, was in dieser Tabellensituation wohl das Gegebene war: sicher verteidigen. Ab dem Gegentreffer aber änderte die Austria ihr Spiel, konnte aber auch keine nennenswerten Chancen herausspielen. Im Gegenteil, Rapid kam noch zu einer ganz guten Möglichkeit, die aber geblockt wurde. Dann die 67. Minute in der nach einem zweiten Gelb-Foul Joelinton mit Gelb-Rot vom Platz gestellt wurde. Ab diesem Zeitpunkt sah man nicht mehr Rapid sondern irgendetwas anderes, eine Mannschaft, die auf das Glück hofft, durch einen Verteidigungsriegel 25 Minuten lang kein Tor zu bekommen. Irgendwie haben alle geahnt, dass das nicht gut gehen wird. Hätten sie doch alle Unrecht gehabt.

Interpretation

Ein Unentschieden, dass sich wie eine Niederlage anfühlt und das nicht notwendig gewesen wäre. Panik regiert bei Rapid, Panik, hervorgerufen durch enormen Druck. Druck durch die Tabellensituation. Man muss gewinnen und man tut alles, um das zu erreichen – aber es scheint sich alles gegen Rapid verschworen zu haben, sogar die sonderbare Entscheidung für 5 Minuten Nachspielzeit von Schiedsrichter Schüttengruber, denn außer die Einwechslungen gab es keine nennenswerten Spielunterbrechungen. Wäre gewonnen worden, schauen natürlich alle Kommentare ganz anders aus; aber es wurde nicht gewonnen, und ein Feldherr hat keine Ausreden, er hat verloren. Und wir sagen ihm, warum. Und das ist vergleichsweise leicht, denn es ist im Nachhinein. Aber nicht nur im Nachhinein; auch schon in der 67. Minute hätte die gesamte Rekordmeisterbar mit mehr Gelassenheit reagiert und nichts umgestellt. Warum man mit einem Mann weniger etwas am Spielstil umstellen muss, ist mir ein Rätsel. Wir haben Spiele, wie ein Auswärtsspiel in Graz mit einem Ausschluss in den ersten Minuten klar gewonnen. Das einzige, was man eventuell tun muss, ist einen Stürmer ins Mittelfeld zurückholen aber doch bitte keine Selbstaufgabe! Es ist geradezu unwürdig, eine eher nur durchschnittlich aufspielende Austria so stark zu machen, so als wäre ein Mann weniger  der Untergang der Welt. Da das taktische Konzept eben nicht aufgegangen ist, hier ein Auszug aus dem Buch von Metin Tolan „Manchmal gewinnt der Bessere“. Man würde schätzen, dass man bei Verlust eines Feldspielers um 10 Prozent weniger leistungsfähig ist. Es ist aber nicht so, denn grob geschätzt sind es nur etwa 5 Prozent, um die der Aktionsradius der verbleibenden Spieler wachsen muss, um den Ausfall eines Spielers zu kompensieren. Wenn man dann auch noch auf einen zweiten Stürmer verzichtet, ändert sich (fast) gar nichts. Dieses heutige Spiel erinnert an das entsetzliche Spiel von Rapid in der Südstadt im Herbst als der Trainer offenbar in der Pause die Parole ausgegeben hat, einen 2:0-Vorsprung zu halten. Das Spiel wurde zwar gewonnen aber es schien uns irgendwie unwürdig, ganz so wie die Schlussphase im heutigen Derby. Auf mich machte das Spiel bis zur Schlussphase eine soliden Eindruck, wenn auch die Spielfreude vergangener Jahre noch fehlt, weil man wahrscheinlich noch zu verkrampft an die Sache herangeht. Ich denke immer wieder an den Sager von Max Merkel, wenn ich an die Entscheidungen des vergangenen Jahres denke (siehe Bericht vom Altach-Spiel im Oktober) und an den Sager, den unsere Vereinsoberen nicht müde werden zu wiederholen, dass nämlich „Rapid eine Familie“ sei. Das aber wieder bedeutet, dass man auch mit einem im Abseits befindlichen Familienmitglied auch einmal Nachsicht haben muss. Vielleicht sollte man Zoki so wie den „verlorenen Sohn“ bei irgendeinem passenden Anlass wenigstens eine späte Ehrung zukommen lassen. Das hätte er sich wahrlich verdient. Wie sehr würden wir uns eines seiner Saison-Ergebnisse zurückwünschen.

Ambiente

Wir haben nach den Vorkommnissen beim letzten Derby im Happel-Stadion beschlossen, zu keinen Auswärtsderbys mehr zu gehen. Wir besuchten zur Abwechslung die Rekordmeisterbar. Eine Besonderheit ist wohl die große Auswahl an Bieren: Helles, Wiener Original, Zwickl und Rotes Zwickl, durch die man sich durchkosten kann. Wir verbrachten den Nachmittag in einer lustigen Runde mit Markus, Mario, Florian und Georg (vlnr). Die Kommentare nach dem Ausgleich in der 94. Minute erspare ich mir lieber.

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