Philipp & Stephan
Vertragsverlängerungen
Vertragsverlängerungen gehören zum Alltag von Sportdirektoren, sagen uns aber viel über die Einschätzung der Spieler durch die sportlichen Führung. Diese Einschätzung muss sich nicht immer mit der des Publikums decken, und trotz aller Expertise können sich die Experten durchaus auch kräftig irren – das Publikum natürlich auch.
Fredy Bickel hat es beim Stammtisch klar gesagt: es ist natürlich für talentierte junge Spieler wünschenswert, dass sie in eine große Liga wechseln. Aber es ist in ihrem eigenen Interesse, das nicht zu früh zu tun und vor allem nicht, ohne bei Rapid einen Vertrag zu unterschreiben. Dass es gelungen ist, beide Talente
Philipp & Stephan an den Verein zu binden und dass sie das mit offensichtlicher Freude tun, lässt uns für die Zukunft hoffen, dass durch die einfühlsame Handhabung dieser Vorgänge durch den Sportdirektor ein Zusammenhalt im Team geschaffen wird, der sich auf die Mannschaftsleistung positiv auswirkt.
Vereinstreue
Heutige Vereinstreue schaut etwas anders aus als in den 50ern oder gar 20ern aber es scheint sie immer noch zu geben. Man muss sie nur anders definieren. Früher war der Verein eher Arbeitgeber für eine ganze Fußballer-Karriere; heute ist der Verein eher eine Art Auslage, in der wechselwillige Spieler ihre Talente zur Schau stellen. Und für Spieler ist es natürlich vorteilhafter, sich in der „Kärtnerstraße“ zu präsentieren als in der „Favoritenstraße“. Insofern spielt also die „Lage der Auslage“, also die Kundenfrequenz und das Renommee durch Tradition eine große Rolle. Man kann daher daraus durchaus ableiten, dass die Tradition und die Zuschauerzahlen auch Tore schießen.
Jede Ware will verkauft werden und jeder Produzent will dafür den höchst möglichen Preis erzielen. Spieler bei Rapid verkaufen sich besser und erzielen höhere Preise. Die Spieler wissen das und bedanken sich bei Rapid durch diese vorzeitigen Vertragsverlängerungen. Die gegenseitige Wertschätzung signalisiert steigert den Preis für den Spieler, eine Win-Win-Situation.
Es geht aber auch anders: ich erinnere mich an den Abgang von
Alexander Gorgon zu Rijeka. Seine Interviews zeichneten eine eigenartiges Bild vom Innenleben des Stadtrivalen. Und auch bei Rapid passieren gewisse Ungereimtheiten, wenn nämlich der Verein auf die weitere Zusammenarbeit mit Spielern keinen Wert mehr legt und ihnen keinen Vertrag anbietet. Manchmal irrt sich der Verein in dieser Einschätzung.
Auch das Publikum irrt
Bei
Philipp Schobesberger dürfte Übereinstimmung in der Einschätzung seiner Qualitäten zwischen Publikum und Verein bestehen. Bei
Stephan Auer ist das aber etwas anders. In meiner Umgebung wird die Spielweise von
Stephan weniger schätzt. Es dürfte aber ziemlich klar sein, dass wir alle, die das Geschehen am Spielfeld verfolgen, viel zu wenig davon verstehen, um es auch endgültig beurteilen zu können. Der Trainer sagte in einem Interview, dass
Stephan Auer der am meisten unterschätzte Spieler bei Rapid ist.
Was meine Tabellen dazu sagen:
Stephan Auer ist ein außerordentlich vielseitiger Spieler und daher sehr flexibel einsetzbar.
Stephan wurde in allen bisherigen 15 Ligaspielen eingesetzt und kommt auf 80 Einsatzminuten pro Spiel. Übertroffen wird er dabei nur von
Richard Strebinger (15 Spiele, 90 Minuten) und
Stefan Schwab (15 Spiele, 88 Minuten).
Fest steht, dass Verein und sportliche Leitung alles unternehmen, um Siege einzufahren. Und das Trainerteam hat eine Ausbildung, wie wir sie nicht haben. Wenn daher Trainer einen Spieler regelmäßig einsetzen, dann wissen sie, warum sie das tun. So ein Trainerposten ist – wie wir wissen – kein Job zum Ausruhen. Der Trainer wählt die am besten Geeigneten für ein Spiel aus und auf seine Expertise müssen wir uns verlassen, so wie wir uns darauf verlassen, dass der Chirurg seine Sache gut macht, dass unser Haus nicht zusammenfällt und dass unser Handy funktioniert.
Es freut mich sehr, dass ich Bilder von einer außerordentlichen Qualität zeigen darf, die man als Gelegenheitsfotograf normalerweise nicht machen kann.
Was der Verein dazu sagt
143. Rapid-Viertelstunde vom 24.11.
- Mit Planung zum Erfolg
- Abverkauf alter Fanshop
- Hauptversammlung naht
- Schobesberger verlängert
- Stefan Schwab-Interview
- Link zum Video
Man muss schmunzeln, wenn man liest, dass man mit „Planung zum Erfolg“ kommt und im selben Video unser Trainer im Interview darüber berichtet, dass die Hälfte aller Tore (und in weiterer Folge natürlich auch die Spielergebnisse und schließlich auch die Titel) Produkte mit großer Zufallskomponente sind. Es kann auch einmal Pasching Cupsieger werden, wie wir wissen, aber niemand bei Pasching hat das geplant. Rapid plant diesen Erfolg sein 20 Jahren aber er stellt sich nicht ein.
Weil man Erfolg nicht planen kann! Man kann nur Wahrscheinlichkeiten erhöhen, die aber allesamt keine Sicherheiten darstellen.